ich mache mir große Sorgen! Was ist geschehen? Gerade habe ich mit Grandmère telefoniert, die mir von deiner Abreise berichtet hat. Sie ist gleichermaßen sauer auf dich wie auf Philippe. Ihn habe ich ebenfalls angerufen. Er spricht wie kurz nach Etiennes Tod: sehr höflich, sehr gelassen und irgendwie unerreichbar, und er behauptet, alles stünde zum Besten, was offensichtlich nicht stimmt. Ich dachte, ihr hättet euch angefreundet, doch jetzt bist du nicht mehr dort, und er klingt so distanziert. Geht es dir wenigstens gut?
Lotty
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[email protected]Betreff: Re: Was ist passiert?
Hallo Lotty,
ja, mir geht’s gut. Ich bin seit Kurzem wieder zu Hause. Es tut mir leid, dass du dir Sorgen machst. Vermutlich hast du mittlerweile erraten, dass Philippe und mich mehr als Freundschaft verband. Dass das nicht von Dauer sein kann, wussten wir von Anfang an, jetzt haben wir uns einvernehmlich getrennt.
Caro starrte auf den Bildschirm. In ihren Augen brannten unvergossene Tränen, und in ihrer Kehle steckte seit dem Tag, an dem sie Philippe verlassen hatte, ein riesiger Kloß. Natürlich hatte sie gewusst, dass ihre Beziehung zeitlich begrenzt war, doch das hatte sie nicht davor bewahrt, sich in ihn zu verlieben.
Sie vermisste ihn – als Freund wie auch als Geliebten. Ihr fehlte sein Lächeln, die Art, wie er sich über ihre Garderobe lustig gemacht, wie er sich zu ihr in die Küche gesellt und mit ihr gesprochen hatte. Sie sehnte sich danach, morgens neben ihm zu erwachen und sich an ihn zu schmiegen.
Rasch wandte sie sich wieder der E-Mail zu. Sie schuldete Lotty die Wahrheit.
Eines Tages, wenn die Trennung nicht mehr so wehtut, werden Philippe und ich hoffentlich Freunde sein – falls ich es ertrage, ihn an der Seite einer anderen zu sehen. Er ist ein ganz besonderer Mensch und verdient eine perfekte Partnerin.
Leider kann ich mit niemandem außer dir über ihn reden. Alle anderen sehen in ihm nur den Prinzen, den Mann dahinter erkennen sie nicht.
Auch Montluce vermisse ich: das Volk, den See und die Berge. Sogar deine Großmutter und Apollo fehlen mir, aber am meisten Philippe. Ich bin froh, dass er seinen Platz gefunden hat. Sicher wird es ihm auch noch gelingen, eine gute Beziehung zu seinem Vater herzustellen, wenn dieser erst nach Montluce zurückkehrt.
Ich passe nicht in sein Leben, und er passt nicht in meins. Ihn zu verlassen war richtig, obwohl es mir sehr schwer gefallen ist.
Mach dir keine Sorgen um mich. Ich plane derzeit mein eigenes Feinkostgeschäft mit angeschlossenem Café. Dort möchte ich unter anderem Spezialitäten aus Montluce anbieten. Ein erstes Gespräch mit der Bank habe ich bereits hinter mir. Bis alles geregelt ist, jobbe ich. Dadurch bleibt mir nicht viel Zeit, um nachzudenken und mich zu erinnern.
Glücklicherweise hat mein Promi-Status nicht lange angehalten. Ohnehin war ich nur den Lesern des Glitz-Magazins bekannt, von denen es in Ellerby nicht viele gibt. Ich kann also ungestört durch die Straßen gehen.
Allmählich gewöhne ich mich wieder an das normale Leben. Ich habe sogar schon wieder begonnen, mich bei right4u.com nach einem geeigneten Partner umzusehen, obwohl ich mir nicht vorstellen kann, mich jemals wieder zu verlieben. Dass ich dort einen interessanten Mann finde, glaube ich zwar nicht, versuchen will ich es zumindest.
Wieder hielt Caro inne. Wie sollte sie ihrer Freundin die Depression erklären, die sie befiel, wann immer sie sich die Partnervorschläge dort ansah? Die meisten Männer wirkten zwar nett und anständig, doch keiner glich Philippe auch nur im Entferntesten.
Ich bin froh, dass du Kontakt mit Blanche hältst. Sie vermisst dich mehr, als sie auszudrücken vermag.
So, wie mir Philippe fehlt, dachte sie und ermahnte sich sofort, nicht mehr an ihn zu denken. Dennoch ertappte sie sich immer wieder dabei, wie sie nach ihm Ausschau hielt – bis ihr einfiel, dass er nicht mehr bei ihr war. Er stand nicht mehr hinter ihr, wenn sie einen Scherz machte, sie konnte sich nicht nach ihm umdrehen und mit ihm lachen. Er lag nicht an ihrer Seite, wenn sie sich nachts unruhig im Bett herumwälzte und sich nach seiner Berührung sehnte.
Der Schmerz ließ nicht nach, nicht nach zwei Wochen, nicht nach drei. Manchmal fragte sie sich, ob er seine Beziehung zu Francesca Allen wieder aufgenommen hatte, ob sie gerade freundlich der Menge zuwinkte und Blumensträuße entgegennahm, ob sie lange, aufregende Nächte mit ihm im Bett