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Der Prinz und der Soeldner

Der Prinz und der Soeldner

Titel: Der Prinz und der Soeldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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aufgespürt? Wie schnell hatten Cavilos Leute ihn enttarnt und geschnappt? Die Male auf seinem Leib waren nicht älter als einen Tag …
    Die wichtigste Frage von allen: war der Oserer auf die Vervain-Station im Rahmen einer allgemeinen, systematischen Suche gekommen, oder war er spezifischen Hinweisen gefolgt – war Tung bloßgestellt? Elena verhaftet? Miles lief es eiskalt über den Rücken, und er rannte verzweifelt und hilflos hin und her. Habe ich gerade meine Freunde umgebracht?
    Also, was Oser wusste, das wusste jetzt auch Cavilo, die ganze alberne Mischung aus Wahrheit, Lügen, Gerüchten und Irrtümern. Also war die Identifikation von Miles als ›Admiral Naismith‹ nicht unbedingt von Gregor ausgegangen, wie Miles zuerst angenommen hatte. (Der Veteran von Tau Verde war offensichtlich als unvoreingenommener Zeuge zu einer Überprüfung herbeigeholt worden.) Wenn Gregor Cavilo systematisch Informationen vorenthielt, so würde sie es jetzt erkennen. Wenn er überhaupt etwas vorenthielt. Vielleicht war er schon in sie verliebt. In Miles’ Kopf hämmerte es, und es kam ihm vor, als würde sein Kopf bald explodieren.
    Die Wachen kamen in der Mitte des Nachtzyklus, um ihn zu holen und hießen ihn, sich anzuziehen. Endlich das Verhör, oder? Er dachte an den sabbernden Oserer und duckte sich. Er bestand darauf, sich zu waschen, und brachte alle Klettverschlüsse und Ärmel- wie Hosenaufschläge seiner Ranger-Uniform so langsam und bedächtig in Ordnung, bis die Wachen ungeduldig vom einen Fuß auf den anderen zu treten und mit den Fingern vielsagend auf die Schockstäbe zu klopfen begannen.
    Auch er würde in Kürze ein sabbernder Narr sein. Andrerseits, was konnte er möglicherweise zu diesem Zeitpunkt noch unter Schnell-Penta sagen, das die Sache noch schlimmer machen würde? Cavilo wusste doch schon alles, soweit er es sagen konnte. Er schüttelte die Griffe der Wachen ab und marschierte zwischen ihnen aus dem Schiffsgefängnis mit all der einsamen Würde, die er aufbieten konnte.
    Sie führten ihn durch das nächtlich dämmerige Schiff und verließen ein Liftrohr an einer Stelle, die mit ›G-Deck‹ bezeichnet war. Miles wurde hellwach. Gregor sollte hier irgendwo in der Nähe sein … Sie kamen zu einer Kabinentür, die nur die Aufschrift ›10A‹ trug, die Wachen tippten am Schloss den Code für die Bitte um Erlaubnis zum Eintreten ein. Die Tür glitt zur Seite.
    Cavilo saß am Komkonsolenpult, ein Lichtkegel ließ in dem düsteren Raum ihr weißblondes Haar glänzen und leuchten. Sie befanden sich jetzt offensichtlich im persönlichen Büro der Kommandantin, das sich an ihre Unterkunft anschloss. Miles suchte mit Augen und Ohren nach Anzeichen der Anwesenheit des Kaisers.
    Cavilo war in voller Montur, in ihrer gepflegten Arbeitsuniform. Wenigstens war Miles nicht der einzige, der zur Zeit wenig Schlaf hatte, er stellte sich optimistisch vor, dass sie ein bisschen müde wäre. Sie legte einen Betäuber auf ihr Pult, bedenklich bereit für ihre rechte Hand, und entließ die Wachen. Miles reckte den Hals und hielt nach dem Hypospray Ausschau. Sie streckte sich und lehnte sich zurück. Der Duft ihres Parfüms, ein frischerer, herberer, weniger nach Moschus riechender Duft als der, den sie als Livia Nu getragen hatte, ging von ihrer weißen Haut aus und kitzelte Miles’ Nase. Er schluckte.
    »Setzen Sie sich, Lord Vorkosigan.«
    Er setzte sich auf den Stuhl, auf den sie gezeigt hatte, und wartete. Sie beobachtete ihn mit einem abwägenden Blick. Seine Nasenlöcher begannen abscheulich zu jucken. Er hielt die Hände unten und möglichst still. Die erste Frage dieses Gesprächs sollte ihn nicht mit dem Finger in der Nase erwischen.
    »Ihr Kaiser ist in schrecklichen Schwierigkeiten, kleiner Vor-Lord. Um ihn zu retten, müssen Sie zu den Oserischen Söldnern zurückkehren und sie wieder übernehmen. Wenn Sie dort wieder das Kommando haben, werden wir weitere Instruktionen übermitteln.«
    Miles stutzte. »Gefahr von wem?«, stieß er hervor. »Von Ihnen?«
    »Überhaupt nicht! Greg ist mein bester Freund. Die Liebe meines Lebens, zumindest. Ich würde alles für ihn tun. Ich würde sogar meine Karriere aufgeben.« Sie lächelte scheinheilig.
    Miles verzog angewidert den Mund, Cavilo grinste.
    »Wenn es Ihnen einfällt, den Aktionen irgendeinen anderen Verlauf zu geben, statt Ihre Instruktionen auf den Buchstaben zu befolgen, nun dann könnte Greg in unvorstellbare Schwierigkeiten kommen. In die Hände seiner

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