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Der Prinz und der Soeldner

Der Prinz und der Soeldner

Titel: Der Prinz und der Soeldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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kurzen Moment erschien Cavilo vertraut und alltäglich, wenn auch nicht weniger gefährlich. Aber er sollte sich bemühen, überzeugt zu erscheinen und nicht bedrohlich, auch wenn es ihn dabei würgte.
    »Es stimmt«, räumte er ein, »es ist krasse Feigheit, einen Befehl zu geben, den man selbst nicht auszuführen gewillt ist. Und Sie sind kein Feigling, Kommandantin, das gebe ich zu.« Das war jetzt der richtige Ton: Miles konnte überredet werden, änderte aber seine Haltung nicht zu verdächtig schnell.
    Sie hob spöttisch die Augenbrauen, als wollte sie sagen: Wer bist du, um das zu beurteilen? Aber ihre Spannung ließ leicht nach. Sie warf einen Blick auf ihr Chrono und stand auf. »Ich werde Sie jetzt verlassen, damit Sie über die Vorteile der Zusammenarbeit nachdenken können. Sie sind in der Theorie vertraut mit der Mathematik des ›Dilemmas des Gefangenen‹, hoffe ich. Es wird ein interessanter Test für Ihre Intelligenz sein zu sehen, ob Sie Theorie mit Praxis verbinden können.«
    Miles’ Erwiderung war ein seltsames Lächeln. Ihre Schönheit, ihre Energie, selbst ihr aufgeblasenes Ego übten eine wirkliche Faszination aus. War Gregor tatsächlich von Cavilo … aktiviert worden? Gregor hatte schließlich nicht gesehen, wie sie ihren Nervendisruptor zückte und …
    Welche Waffe sollte ein guter Mann des Sicherheitsdienstes benutzen, angesichts dieses persönlichen Überfalls auf Gregor? Versuchen, sie ihrerseits zu verführen? Sich selbst für den Kaiser zu opfern, indem er sich auf Cavilo stürzte, war ebenso verlockend, wie etwa sich auf eine gezündete Schallgranate zu werfen. Außerdem bezweifelte er, dass er das schaffte.
    Die Tür schob sich vor ihr messerscharfes Lächeln. Zu spät hob er die Hand, um sie an ihr Versprechen zu erinnern, seine Verpflegung zu ändern. Aber sie hatte es nicht vergessen. Das Mittagessen kam auf einem Servierwagen, mit einem erfahrenen, wenn auch ausdruckslosen Offiziersburschen, der es in fünf eleganten Gängen servierte mit zwei Sorten Wein und mit Espresso als Gegenmittel. Miles glaubte auch nicht, dass Cavilos Truppen so speisten. Er stellte sich einen Zug von lächelnden, übersättigten und korpulenten Gourmets vor, die glücklich in die Schlacht schlenderten … die Hundekuchen waren viel wirksamer, um das Aggressionspotential zu verstärken.
    Auf eine zufällige Bemerkung zu seinem Bediener hin brachte dieser mit der nächsten Mahlzeit auf dem Servierwagen ein Päckchen mit, das saubere Unterwäsche enthielt, eine abzeichenlose Arbeitsuniform der Rangers, auf seine Größe zugeschnitten, und ein Paar weiche Filzpantoffeln, dazu eine Tube Haarentferner und diverse Toilettenartikel.
    Miles wurde dazu angeregt, sich im Waschbecken der ausklappbaren Toilette zu waschen, nach und nach den ganzen Körper, und zu rasieren, bevor er sich umzog. Er kam sich fast wie ein Mensch vor. Ach, die Vorzüge der Kooperation. Cavilo war nicht gerade schwierig. Gott, woher war sie gekommen? Als altgediente Söldnerin musste sie schon seit geraumer Zeit dabeigewesen sein, um so hoch zu steigen, selbst mit Abkürzungen. Tung könnte es wissen. Ich glaube, sie muss schon wenigstens einmal eine schlimme Niederlage erlebt haben. Er wünschte sich, dass Tung jetzt hier wäre. Zum Teufel, er wünschte, dass jetzt Illyan hier wäre.
    Ihre Extravaganz war, so empfand es Miles zunehmend, ein wirkungsvolles Theater, das wie eine Bühnendekoration aus einer gewissen Entfernung betrachtet werden sollte und das dazu bestimmt war, ihre Leute zu blenden. Aus dem richtigen Abstand mochte es ziemlich gut funktionieren, wie bei dem populären barrayaranischen General aus der Generation seines Großvaters, der auf seine Umwelt Eindruck gemacht hatte, indem er ein Plasmagewehr wie ein Offiziersstöckchen mit sich herumtrug. Gewöhnlich ungeladen, hatte Miles privat gehört – der Mann war ja nicht dumm.
    Oder ein Vor-Fähnrich, der einen bestimmten alten Dolch bei jeder Gelegenheit getragen hatte. Ein Markenzeichen, eine Standarte. Ein bisschen kalkulierte Massenpsychologie. Cavilos öffentliche Persönlichkeit war sicherlich die Hülle für diese Strategie. War sie innerlich ängstlich, weil sie wusste, dass sie sich übernommen hatte? Das wünschst du dir. Ach! Nach einer Dosis Cavilo kam ein Gedanke an Cavilo, der die eigenen taktischen Berechnungen vernebelte. Klar denken, Fähnrich!
    Hatte sie Victor Rotha vergessen? Hatte Gregor sich irgendeinen Scheiß ausgedacht, der ihre Begegnung auf

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