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Der Prinz und der Soeldner

Der Prinz und der Soeldner

Titel: Der Prinz und der Soeldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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der Pol-Station erklärte? Gregor schien Cavilo mit verdrehten Tatsachen zu füttern – oder waren sie wirklich verdreht? Vielleicht gab es da wirklich eine Braut, die man ihm vorgeschlagen hatte und die er nicht mochte, und vielleicht hatte Gregor Miles nur einfach nicht genug vertraut, um es zu erwähnen. Miles begann zu bereuen, dass er immer so bissig zu Gregor gewesen war.
    Seine Gedanken rannten immer noch wie eine aufgeputschte Ratte in einem Laufrad, ständig ziellos rotierend, als das Türschloss wieder piepste. Ja, er würde Kooperation vortäuschen, alles mögliche versprechen, wenn sie ihm nur eine Gelegenheit gäbe, Gregor zu überprüfen.
    Cavilo erschien mit einem Soldaten im Schlepptau. Der Mann sah irgendwie bekannt aus – einer der Schläger, die ihn verhaftet hatten? Nein …
    Der Mann duckte den Kopf unter der Zellentür durch, starrte einen Augenblick nachdenklich auf Miles und wandte sich dann an Cavilo. »Ja, das ist er, ganz recht. Admiral Naismith, von dem Krieg um den Tau-Verde-Ring. Ich würde diesen Zwerg überall wiedererkennen.« Er fügte an Miles gerichtet hinzu: »Was tun Sie hier, Sir?« Miles übertrug in seiner Vorstellung die gelbbraunschwarze Uniform des Mannes in Grau und Weiß. Ja. Es waren einige tausend Söldner in den Tau-Verde-Krieg verwickelt gewesen. Sie mussten jetzt alle irgendwohin gegangen sein.
    »Danke, das ist alles, Sergeant.« Cavilo nahm den Mann am Arm und zog ihn entschlossen weg. Während sie weggingen, war noch der Rat des Unteroffiziers gedämpft aus dem Zellenflur zu hören: »Sie sollten versuchen und ihn engagieren, Madame, er ist ein militärisches Genie …«
    Cavilo erschien einen Augenblick später und stand in der Öffnung, die Hände auf den Hüften und das Kinn in ungläubiger Entrüstung vorgereckt. »Wie viele Persönlichkeiten sind Sie denn überhaupt?«
    Miles öffnete die Hände und lächelte schwach. So als wäre er gerade dabei gewesen, sich seinen Weg aus diesem Loch herauszuschwatzen …
    »Uff.« Sie machte auf dem Absatz kehrt, die Tür schloss sich und ließ wieder Stille in der Kabine einkehren. Was jetzt? Am liebsten würde er frustriert die Faust gegen die Wand knallen, aber die Wand würde sicherlich mit größerem Schaden zurückschlagen.

 
KAPITEL 13
     
    Jedoch wurde allen seinen drei Identitäten an diesem Nachmittag eine Bewegungspause gewährt. Ein kleines Gymnastikstudio an Bord wurde für seinen exklusiven Gebrauch reserviert. Eine Stunde lang untersuchte er die gesamte Anlage gründlich, während er verschiedene Geräte ausprobierte, und prüfte die Entfernungen und die Wege zu bewachten Ausgängen. Er sah eine Reihe von Möglichkeiten, wie Ivan auf einen Wächter hätte losgehen und dann ausbrechen können. Nicht aber der zerbrechliche, kurzbeinige Miles. Einen Moment lang wünschte er tatsächlich, er hätte Ivan dabei.
    Auf seinem Weg zurück zu Zelle 13 mit seinem Begleiter kam Miles an einem anderen Gefangenen vorbei, der gerade an der Wachstation eingeliefert wurde. Der andere ging schlurfend und blickte wild drein, sein blondes Haar war so schweißnass, dass es braun wirkte. Der Schock des Wiedererkennens traf Miles um so mehr, als er sah, welche Veränderungen der Mann durchgemacht hatte. Osers Leutnant. Der Killer mit dem kühlen Gesicht war wie verwandelt. Er trug nur graue Hosen, sein Oberkörper war nackt. Seine Haut war gesprenkelt mit bläulichen Malen der Schockstab-Folter. Frische Hypospray-Einspritzstellen zogen sich wie kleine rosafarbene Pfotenabdrücke seinen Arm hinauf. Er murmelte dauernd mit feuchten Lippen, zitterte und kicherte. Er schien gerade von einem Verhör zurückzukommen.
    Miles war so überrascht, dass er nach der linken Hand des Mannes griff, um nachzusehen – ja, er erkannte seine verschorften Biss-Spuren an den Knöcheln, Erinnerung an den Kampf letzte Woche in der Luftschleuse der Triumph, auf der anderen Seite des Systems. Der schweigende Leutnant schwieg nicht mehr.
    Miles’ Wächter forderten ihn streng auf weiterzugehen. Er stolperte fast, als er über die Schulter zurückschaute, bis die Tür von Zelle 13 sich seufzend schloss.
    Was tun Sie hier? Das musste die am häufigsten gestellte und am wenigsten beantwortete Frage in der Hegen-Nabe sein, sagte sich Miles. Doch war er sicher, dass Osers Leutnant sie beantwortet hatte – Cavilo musste eine der besten Gegenspionageabteilungen in der Nabe befehligen. Wie schnell hatte der oserische Söldner Miles und Gregor hier

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