Der Prinz und der Soeldner
Razzia nach den entflohenen Gefangenen vorankam. Es fehlten und blieben noch ungeklärt Oser, der Kapitän der Peregrine und zwei weitere loyale oserische Offiziere, sowie Kommandantin Cavilo und General Metzov.
Miles war sich ziemlich sicher, dass er über seine Monitore Augenzeuge gewesen war, als Oser und dessen Offiziere in radioaktive Asche verwandelt worden waren. Waren auch Metzov und Cavilo an Bord jener fliehenden Fähre gewesen? Hübsche Ironie, wenn am Ende Cavilo durch die Hände der Cetagandaner gestorben wäre. Obwohl es – zugegebenermaßen – ebenso ironisch gewesen wäre, wenn sie durch die Hände der Vervani, Randall’s Rangers, Aslunder, Barrayaraner oder irgendwelcher anderer Leute gestorben wäre, mit denen sie in ihrer kurzen, kometenhaften Karriere in der Hegen-Nabe ihr Doppelspiel getrieben hatte.
Ihr Ende war sauber und praktisch, falls es stimmte, aber ihm gefiel der Gedanke nicht, dass ihre letzten, wilden Äußerungen, die sie ihm gegenüber gemacht hatte, jetzt das prophetische Gewicht des Fluches einer Verstorbenen bekommen hatten. Eigentlich sollte er Metzov mehr fürchten als Cavilo. Sollte er eigentlich, aber er tat es nicht. Ihn schauderte, und er lieh sich einen Kommandowächter aus für den Rückweg zu seiner Kabine.
Unterwegs begegnete er einer Fährenladung von Verwundeten, die in die Krankenstation der Triumph verlegt wurden. Die Triumph hatte in der Reservegruppe (in der sie nun einmal war) keine Schläge abbekommen, mit der ihre Abschirmungen nicht fertiggeworden wären, aber andere Schiffe waren nicht so glücklich dran gewesen.
Die Proportionen der Verlustlisten eines Raumkampfes waren gewöhnlich umgekehrt zu denen von planetaren Kämpfen: die Toten waren in der Überzahl gegenüber den Verwundeten, jedoch bei glücklichen Umständen, wo die künstliche Umgebung erhalten geblieben war, konnten Soldaten ihre Verletzungen überleben. Unsicher änderte Miles seine Richtung und folgte dem Zug. Was konnte er auf der Krankenstation Gutes tun?
Die Mediziner, die die Triage durchführten, hatten nicht die leichteren Fälle auf die Triumph geschickt. Drei grässliche Verbrennungen und eine massive Kopfverletzung kamen als erste an die Reihe und wurden von den besorgt wartenden Sanitätern weggebracht. Einige Soldaten waren bei Bewusstsein und warteten ruhig, bis sie drankamen, von Airbag-Bändern auf ihren Schwebepaletten ruhiggestellt, die Augen getrübt von Schmerz und von Schmerzmitteln. Miles versuchte, jedem ein paar Worte zu sagen. Einige starrten verständnislos vor sich hin, andere schienen dankbar dafür zu sein, bei letzteren hielt er sich ein bisschen länger auf und ermutigte sie, so gut er konnte.
Dann zog er sich zurück und stand einige Minuten lang stumm an der Tür, überflutet von den vertrauten, beängstigenden Gerüchen einer Krankenstation nach einem Kampf: Desinfektionsmittel und Blut, verbranntes Fleisch, Urin und Elektronik, bis er erkannte, dass die Erschöpfung ihn völlig stupid und nutzlos machte, zitterig und den Tränen nahe.
Er stieß sich von der Wand ab und stapfte hinaus. Ins Bett. Wenn irgendjemand wirklich seine Anwesenheit in der Führung wünschte, so konnte er kommen und ihn holen. Er betätigte das Codeschloss vor Osers Kabine. Jetzt, da er sie geerbt hatte, sollte er eigentlich die Zahlenkombination ändern, dachte er. Er seufzte und ging hinein. Als er eintrat, wurde er sich zweier bedauerlicher Tatsachen bewusst. Erstens, obwohl er seine Begleitwache vor dem Betreten der Krankenstation entlassen hatte, hatte er vergessen, sie wieder zu rufen, und zweitens, er war nicht allein. Die Tür schloss sich hinter ihm, bevor er in den Korridor zurückweichen konnte, und er bumste mit dem Rücken gegen sie, als er zurücksprang.
Das dunkle Rot von General Metzovs Gesicht fesselte seinen Blick noch mehr als der silbrige Schimmer der Parabolmündung des Nervendisruptors in seiner Hand, die auf seinen Kopf zielte. Metzov hatte sich irgendwie eine graue Dendarii-Uniform beschafft, die ein bisschen zu klein für ihn war. Kommandantin Cavilo, die hinter Metzov stand, hatte sich die gleiche Uniform beschafft, die ein bisschen zu groß für sie war. Metzov sah riesig und wütend aus. Cavilo wirkte … seltsam. Bitter, ironisch, auf unheimliche Art amüsiert. Blaue Flecken entstellten ihren Hals. Sie trug keine Waffen.
»Hab ich dich«, flüsterte Metzov triumphierend, »endlich.«
Mit einem breiten Lächeln kam er schrittweise auf Miles zu, bis
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