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Der Prinz und der Soeldner

Der Prinz und der Soeldner

Titel: Der Prinz und der Soeldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Offiziersunterkünften. Noch nie hatte er in seinem ganzen Leben so sehr eine heiße Dusche nötig gehabt.
    Er patschte den Korridor in Richtung auf sein Quartier entlang, als ein anderer Offizier seinen Kopf aus der Tür streckte. »Ah, Fähnrich Vorkosigan?«
    »Ja?«
    »Sie haben vor einer Weile einen Vid-Anruf bekommen. Ich habe die Bestätigung für Sie eingegeben.«
    »Anruf?« Miles blieb stehen. »Von wo?«
    »Aus Vorbarr Sultana.«
    Miles fühlte ein Frösteln im Bauch. Ein Notfall zu Hause? »Danke.« Er drehte sich um und ging schnurstracks auf die Zelle mit der Vidkonsole zu, die sich die Offiziere auf diesem Stockwerk teilten.
    Feucht wie er war, ließ er sich auf den Sitz fallen und rief die Nachricht auf. Die Nummer erkannte er nicht. Er gab sie ein, zusammen mit seinem Gebührencode, und wartete. Es läutete einige Male, dann erwachte die Vidscheibe zischend zum Leben. Das gutaussehende Gesicht seines Cousins Ivan erschien und grinste ihn an.
    »Aha, Miles. Da bist du ja.«
    »Ivan! Wo, zum Teufel, bist du? Was bedeutet das?«
    »Oh, ich bin zu Hause. Und das heißt nicht, bei meiner Mutter. Ich dachte, du möchtest vielleicht mal meine neue Wohnung sehen.«
    Miles hatte die vage, verwirrende Empfindung, irgendwie auf eine Leitung in eine Parallelwelt oder zu einer anderen Astralebene gestoßen zu sein. Vorbarr Sultana, ja. Er hatte selbst einmal in der Hauptstadt gelebt, in einer früheren Inkarnation. Vor einer Ewigkeit.
    Ivan nahm sein Vid-Aufnahmegerät hoch und machte damit eine Runde durch seine Wohnung. »Sie ist voll eingerichtet. Den Mietvertrag habe ich von einem Hauptmann vom Planungszentrum übernommen, der nach Komarr versetzt wurde. Eine wirklich günstige Gelegenheit. Gestern bin ich eingezogen. Siehst du den Balkon?«
    Miles sah den Balkon. Er war in das honigfarbene Licht der Spätnachmittagssonne getaucht. Dahinter erhob sich, im Sommerdunst verschwimmend, die Silhouette von Vorbarr Sultana wie eine Märchenstadt.
    Scharlachrote Blumen quollen über die Balustrade der Terrasse, so rot in dem gleichmäßigen Licht, dass Miles’ Augen fast schmerzten. Er hatte das Gefühl, er müsste gleich in seine Hemdtasche sabbern oder in Tränen ausbrechen. »Hübsche Blumen«, würgte er hervor.
    »Ja, eine Freundin hat sie mir gebracht.«
    »Freundin?« Ach ja, menschliche Wesen hatte es ja einmal in zwei Geschlechtern gegeben, vor langer Zeit. Das eine roch viel besser als das andere. Viel besser. »Welche?«
    »Tatya.«
    »Habe ich sie schon kennengelernt?« Miles versuchte, sich zu erinnern.
    »Nö, sie ist neu.«
    Ivan hörte auf, das Vid-Gerät herumzuschwenken, und erschien wieder auf der Vidscheibe. Miles’ verwirrte Sinne beruhigten sich etwas. »Na, wie ist das Wetter dort oben bei euch?« Ivan guckte ihn näher an. »Bist du nass geworden? Was hast du so gemacht.«
    »Forensische … Klempnerarbeit«, brachte Miles nach einer Pause hervor.
    »Was?« Ivan zog seine Stirn kraus.
    »Ach, hat nichts zu sagen.« Miles nieste. »Schau her, ich bin froh, ein vertrautes Gesicht zu sehen und so weiter«, er war wirklich froh – auf eine schmerzhafte, seltsame Weise, »aber ich bin hier mitten im Dienst.«
    »Ich habe schon seit ein paar Stunden schichtfrei«, merkte Ivan an. »Und bald führe ich Tatya zum Dinner aus. Du hast mich gerade noch erwischt. Also sag mir schnell, wie ist das Leben in der Infanterie?«
    »Oh, großartig. Basis Lazkowski ist das einzig Wahre, weißt du.« In welchem Sinn, erklärte er besser nicht. »Keine Bewahranstalt für überzählige Vor-Herrchen wie das Kaiserliche Hauptquartier.«
    »Ich erledige meinen Job!«, sagte Ivan, und es klang leicht pikiert. »Wirklich, dir würde mein Job gefallen. Wir verarbeiten Informationen. Es ist erstaunlich, worauf das Planungszentrum alles an einem Tag zugreift. Eine ganz tolle Sache. Das wäre genau dein Fall.«
    »Komisch. Ich dachte, Basis Lazkowski wäre genau das Richtige für dich, Ivan. Stell dir mal vor, vielleicht hat man unsere Marschbefehle vertauscht?«
    Ivan tippte sich an seine Nase und kicherte. »Das würde ich niemandem verraten.« Seine Stimmung wurde wieder nüchtern, mit einem Unterton echter Besorgnis. »Du, also, gib auf dich acht dort oben, ja? Du schaust wirklich nicht sonderlich gut aus.«
    »Ich hatte einen strapaziösen Vormittag. Wenn du Schluss machen würdest, dann könnte ich mich unter die Dusche begeben.«
    »Einverstanden. Also, pass auf dich auf.«
    »Viel Spaß bei deinem

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