Der Prinz und der Soeldner
dass sein Endziel auf Basis Lazkowski darin bestand, von Basis Lazkowski zu verschwinden, so still wie ein Rauchwölkchen. Wenn der Zeitpunkt kam, würde er Metzov einfach zurücklassen.
In den nächsten Wochen fand Miles zu einer erträglichen Routine. Zunächst einmal kamen die Rekruten an. Insgesamt fünftausend Mann. Auf ihren Schultern erhielt Miles fast den Status eines Menschen. Basis Lazkowski erlebte den ersten echten Schnee der Saison, als die Tage kürzer wurden, und ein sanftes Wahwah, das fast einen halben Tag dauerte. Miles gelang es, beides genau vorherzusagen.
Noch mehr Glück hatte Miles, dass er vom Rang des berühmtesten Idioten der Insel (ein unerwünschter Ruhm, den er sich mit dem Versenken des Scatcats erworben hatte) verdrängt wurde durch eine Gruppe von Rekruten, denen es in einer Nacht gelang, ihre Kaserne in Flammen aufgehen zu lassen, während sie Furzlichter anzündeten.
Beim Brandsicherheitstreffen der Offiziere am nächsten Tag gab Miles die strategische Anregung, sie sollten das Problem durch einen logistischen Angriff auf die Brennstoffvorräte des Feindes lösen, d.h. den Eintopf aus roten Bohnen vom Speiseplan streichen. Das wurde jedoch mit einem einzigen eisig zornigen Blick von General Metzov verworfen. Allerdings hielt später ein ernster Hauptmann von der Artillerie Miles in der Vorhalle an und dankte ihm für seinen Vorstoß. Soviel also zum Glanz der Kaiserlichen Streitkräfte.
Miles gewöhnte sich an, viele Stunden allein im Wetterbüro zu verbringen, er studierte dabei die Chaostheorie, seine Computeranzeigen und die Wände. Drei Monate hatte er schon geschafft, drei Monate musste er noch hinter sich bringen. Es wurde immer dunkler.
KAPITEL 5
Miles war aus dem Bett und schon halb angezogen, bevor es seinem vom Schlaf noch benommenen Gehirn klar wurde, dass das elektrisierende Gehupe nicht die Wahwah-Warnung war. Er hielt inne, mit einem Stiefel in der Hand. Kein Feuer und kein feindlicher Angriff. Also fiel es nicht in seine Zuständigkeit, was immer es auch war. Das rhythmische Tuten hörte auf. Das Sprichwort hatte recht: Schweigen war Gold.
Er warf einen prüfenden Blick auf die leuchtende Digitaluhr. Sie behauptete, es sei mitten am Abend. Er hatte nur ungefähr zwei Stunden geschlafen, nach einer langen Fahrt durch einen Schneesturm in den Norden der Insel zur Reparatur von Windschäden an der Wetterstation Elf war er erschöpft ins Bett gefallen. Der Kommunikator an seinem Bett blinkte nicht mit dem roten Ruflicht, das Miles sonst über irgendwelche überraschenden Aufgaben informierte, die er zu erfüllen hatte. Er konnte wieder ins Bett gehen.
Schweigen war verwirrend.
Er zog den zweiten Stiefel an und streckte seinen Kopf zur Tür hinaus. Ein paar andere Offiziere hatten das gleiche getan und stellten jetzt untereinander Mutmaßungen über den Anlass des Alarms an. Leutnant Bonn kam aus seiner Unterkunft heraus, schritt den Korridor hinab und zog dabei seinen Parka über. Seine Miene verriet Anspannung, halb Besorgnis, halb Verdruss.
Miles griff nach seinem Parka und eilte hinter ihm her. »Brauchen Sie Hilfe, Leutnant?«
Bonn blickte auf ihn herab und verzog die Lippen. »Vielleicht«, gab er zu.
Miles schloss sich ihm an. Insgeheim freute er sich über Bonns implizite Feststellung, dass er tatsächlich von Nutzen sein könnte.
»Um was geht es denn?«
»Eine Art Unfall in einem Bunker mit toxischem Material. Wenn es der Bunker ist, an den ich denke, dann könnten wir ein echtes Problem bekommen.«
Sie gingen durch die doppelten Türen der wärmegedämmten Vorhalle der Offiziersunterkünfte direkt in die schneidend kalte Nacht hinaus.
Feiner Schnee knirschte unter Miles’ Stiefeln und wurde von einem schwachen Westwind über den Boden gefegt. Über ihnen behaupteten sich die hellsten Sterne gegen die Lichter der Basis.
Die beiden Männer glitten in Bonns Scatcat. Ihr Atem dampfte vor ihnen, bis die Verdeckheizung in Betrieb war. Bonn fuhr mit hoher Geschwindigkeit von der Basis aus in westliche Richtung.
Ein paar Kilometer hinter den letzten Übungsplätzen duckte sich eine Reihe von torfbedeckten Hügeln in den Schnee. Einige Fahrzeuge standen am Ende eines Bunkers – ein paar Scatcats, darunter auch das des Brandoffiziers der Basis, und Sanitätstransporter. Handlichter bewegten sich zwischen ihnen hin und her. Bonn kurvte hinein, hielt an und öffnete die Tür. Miles folgte ihm mit knirschenden Schritten über das feste Eis.
Der
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