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Der Prinz und der Soeldner

Der Prinz und der Soeldner

Titel: Der Prinz und der Soeldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Sanitätsoffizier dirigierte zwei Sanitäter, die eine in Metallfolie gewickelte Gestalt und einen weiteren, mit einem Overall bekleideten zitternden und hustenden Soldaten in den Sanitätstransporter luden.
    »Jeder von euch wirft alles, was er anhat, in den Vernichtungscontainer, sobald ihr durch die Tür seid«, rief er hinter ihnen her. »Laken, Bettzeug, Schienen, alles. Volle Dekontaminierungsduschen für alle, bevor ihr überhaupt anfangt, euch wegen seines gebrochenen Beins Gedanken zu machen. Der Schmerzstiller wird ihn durchhalten lassen, und wenn nicht, dann ignoriert ihn und macht weiter mit dem Schrubben. Ich komme gleich nach.« Der Arzt schüttelte sich, stieß einen Pfiff des Entsetzens aus und wandte sich ab.
    Bonn ging auf die Bunkertür zu. »Nicht öffnen!«, riefen der Arzt und der Brandoffizier gleichzeitig. »Da ist niemand mehr drin«, fügte der Arzt hinzu. »Alle schon evakuiert.«
    »Was ist passiert?« Bonn scheuerte mit seiner behandschuhten Hand an dem vereisten Fenster in der Tür und versuchte hineinzuschauen.
    »Ein paar Burschen haben Vorräte umgelagert, um Platz zu machen für ein neue Sendung, die morgen ankommt«, unterrichtete ihn knapp der Brandoffizier, ein Leutnant namens Yaski. »Sie haben ihren Lader umgekippt, ein Mann wurde darunter mit gebrochenem Bein eingeklemmt.«
    »Um das fertigzubringen, muss man schon … erfinderisch sein«, sagte Bonn, der sich offensichtlich die Mechanik des Laders bildlich vorstellte.
    »Sie haben bestimmt Unfug getrieben«, sagte der Arzt ungeduldig. »Aber das ist noch nicht das Schlimmste, Sie haben auch einige Fässer mit Fetain dabeigehabt. Und mindestens zwei davon sind aufgeplatzt. Das Zeug ist jetzt da drinnen überall verstreut. Wir haben den Bunker so gut verschlossen, wie wir konnten. Das Aufräumen«, der Arzt atmete hörbar aus, »ist Ihr Problem. Ich gehe jetzt.«
    Er sah aus, als wollte er ebenso aus seiner eigenen Haut kriechen wie aus den Kleidern. Er winkte und lief zu seinem Scatcat, um seinen Sanitätern und deren Patienten durch die medizinische Dekontaminierung zu folgen.
    »Fetain!«, rief Miles überrascht aus. Bonn hatte sich hastig von der Tür zurückgezogen. Fetain war ein mutagenes Gift, das als Abschreckungswaffe erfunden, aber – soweit Miles wusste – noch nie im Kampf verwendet worden war. »Ich dachte, das Zeug wäre veraltet. Nicht mehr aktuell.«
    In seinem Akademiekurs über chemische und biologische Waffen war es kaum noch erwähnt worden.
    »Es ist veraltet«, sagte Bonn grimmig. »Man hat seit zwanzig Jahren nichts mehr davon produziert. Soweit ich weiß, ist dies der letzte Vorrat auf Barrayar. Verdammt, diese Vorratsfässer dürften nicht einmal dann aufplatzen, wenn man sie aus einem Shuttle schmeißt.«
    »Diese Vorratsfässer sind also dann mindestens zwanzig Jahre alt«, betonte der Brandoffizier. »War es Korrosion?«
    »Falls ja«, Bonn reckte den Hals, »was ist dann mit den übrigen?«
    »Genau.« Yaski nickte.
    »Wird Fetain nicht durch Hitze zerstört?«, fragte Miles nervös und vergewisserte sich, dass sie bei dieser Erörterung auf der Windseite des Bunkers standen. »Chemisch aufgespalten in harmlose Komponenten, wie ich gehört habe.«
    »Nun ja, nicht gerade harmlos«, sagte Leutnant Yaski. »Aber zumindest dröseln sie nicht die ganze DNS in Ihren Eiern auf.«
    »Sind da drinnen irgendwelche Explosivstoffe gelagert, Leutnant Bonn?«, fragte Miles.
    »Nein, nur das Fetain.«
    »Wenn man ein paar Plasmaminen durch die Tür hineinwirft, würde sich dann das ganze Fetain chemisch auflösen, bevor das Dach zusammenschmilzt?«
    »Es ist nicht zu wünschen, dass das Dach zusammenschmilzt. Oder der Boden. Wenn dieses Zeug je im Permafrost freigesetzt würde … Aber wenn man die Minen auf langsame Hitzefreigabe einstellt und mit ihnen ein paar Kilo neutrales Plas-Dichtungsmaterial reinwirft, dann würde sich der Bunker vielleicht von selbst abdichten.« Bonns Lippen bewegten sich in stummen Berechnungen. »Klar, das würde funktionieren. Tatsächlich könnte das die sicherste Methode sein, um mit diesem Scheißzeug fertigzuwerden. Besonders wenn der Rest der Fässer auch schon seine Festigkeit verliert.«
    »Das hängt davon ab, aus welcher Richtung der Wind kommt«, warf Leutnant Yaski ein und blickte zuerst auf die Basis zurück und dann auf Miles.
    »Wir erwarten einen leichten Ostwind mit sinkenden Temperaturen bis etwa 7 Uhr morgen früh«, antwortete Miles auf Yaskis Blick. »Dann wird

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