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Der Prinz und der Soeldner

Der Prinz und der Soeldner

Titel: Der Prinz und der Soeldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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gleichmäßiger Stimme. »Ich kann ihnen da keinen Vorwurf machen. Nach meiner Einschätzung sind die Standardvorkehrungen bei Fetain unzureichend. Das Zeug hat einen unglaublich hohen Penetrationswert, wegen seines Molekulargewichts. Geht praktisch durch alles durch, was permeabel ist.«
    »Sie können ihnen keinen Vorwurf machen?«, wiederholte Metzov erstaunt. »Leutnant, Sie haben einen Befehl gegeben. Oder zumindest sollten Sie das getan haben.«
    »Ich habe es getan, Sir, aber …«
    »Aber …? Sie lassen sie Ihre eigene Unentschlossenheit spüren. Ihre Schwäche. Verdammt, wenn Sie einen Befehl geben, dann müssen Sie ihn geben, und nicht drum herum schleichen!«
    »Warum müssen wir überhaupt dieses Zeug retten?«, sagte Yaski mürrisch.
    »Das haben wir doch schon abgehakt. Wir haben die Verantwortung«, knurrte Metzov ihn an. »Unsere Befehle. Sie können nicht von einem Mann Gehorsam verlangen, den Sie selbst nicht leisten.«
    Wie, etwa blind? »Sicher hat die Forschung noch das Rezept«, warf Miles ein, der den Eindruck hatte, dass er endlich die alarmierende Tendenz dieses Streits erfasste. »Die können doch sicherlich noch mehr davon zusammenmischen, falls sie es wirklich wollen. Frisch.«
    »Halten Sie den Mund, Vorkosigan«, brummte Bonn verzweifelt aus dem Mundwinkel, während General Metzov ihn anfuhr: »Wenn heute Abend noch ein weiteres Beispiel Ihres Humors über Ihre Lippen kommt, Fähnrich, dann werde ich Sie vor das Truppengericht bringen.«
    Miles Lippen schlossen sich über seinen Zähnen zu einem verkniffenen, starren Lächeln. Unterordnung. Die Prinz Serg, erinnerte er sich selbst. Metzov sollte das verdammte Zeug saufen, wenn es nach Miles ginge. Das würde ihn nicht jucken.
    »Haben Sie noch nie von der schönen alten Schlachtfeldsitte gehört, einen Mann zu erschießen, der Ihrem Befehl nicht gehorcht, Leutnant?«, redete Metzov weiter auf Bonn ein.
    »Ich … glaube, ich kann das nicht androhen, Sir«, sagte Bonn verbissen.
    Und außerdem, dachte Miles, sind wir auf keinem Schlachtfeld. Oder?
    »Techniker!«, sagte Metzov voller Abscheu. »Ich habe nichts von Androhen gesagt. Ich sagte: schießen. Statuieren Sie ein Exempel, und die übrigen werden parieren.«
    Miles kam zu dem Schluss, dass er Metzovs Art von Humor auch nicht mochte. Oder meinte der General das buchstäblich?
    »Sir, Fetain ist ein starkes Mutagen«, sagte Bonn hartnäckig. »Ich bin mir überhaupt nicht sicher, dass die übrigen parieren würden, egal, womit wir drohen. Es ist ein ziemlich unvernünftiges Thema. Ich bin … selbst etwas unvernünftig in dieser Hinsicht.«
    »Das sehe ich.« Metzov blickte in kalter Wut auf Bonn, dann auf Yaski, der schluckte und sich noch gerader hinstellte, so dass sein Rückgrat kein Entgegenkommen andeutete. Miles versuchte, unsichtbar zu sein.
    »Wenn ihr weiter vorgeben wollt, Offiziere der Streitkräfte zu sein, dann braucht ihr Techniker eine Lektion, wie ihr eure Männer zum Gehorchen bringt«, entschied Metzov. »Sie beide gehen jetzt und versammeln in zwanzig Minuten Ihre Mannschaft vor dem Verwaltungsgebäude. Wir werden dann einen kleinen altmodischen Strafappell abhalten.«
    »Sie denken doch nicht – ernsthaft daran, irgend jemanden zu erschießen, oder?«, fragte Leutnant Yaski alarmiert.
    Metzov lächelte säuerlich. »Ich zweifle, dass ich das tun muss.«
    Er blickte Miles an. »Welche Temperatur haben wir im Augenblick draußen, Wärteroffizier?«
    »Fünf Grad minus, Sir«, antwortete Miles, der jetzt darauf achtete, nur zu sprechen, wenn er zuvor angesprochen wurde.
    »Und der Wind?«
    »Ostwind mit neun Kilometern pro Stunde, Sir.«
    »Sehr gut.« In Metzovs Augen erschien ein wölfisches Glühen.
    »Sie können wegtreten, meine Herren. Schauen wir mal, ob Sie Ihre Befehle diesmal ausführen können.«
     
    General Metzov stand mit schweren Handschuhen und in seinen Parka eingepackt neben der leeren Fahnenstange vor dem Verwaltungsgebäude und blickte die halbbeleuchtete Straße hinab.
    Wonach hält er Ausschau? fragte sich Miles. Es ging jetzt auf Mitternacht zu. Yaski und Bonn ließen ihre Technikermannschaften in Appellaufstellung antreten, etwa fünfzehn Mann in Wärmeoveralls und Parkas.
    Miles zitterte, und daran war nicht nur die Kälte schuld. Metzovs runzeliges Gesicht sah ärgerlich aus. Und müde. Und alt. Und unheimlich. Er erinnerte Miles ein bisschen an seinen Großvater an einem schlechten Tag. Doch Metzov war tatsächlich jünger als Miles’

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