Der Prinz und der Soeldner
die Streitkräfte eingetreten. Seine schnellsten Beförderungen hatten, das war nicht überraschend, während der Eroberung des Planeten Komarr vor fünfundzwanzig Jahren stattgefunden.
Das an Wurmlöchern reiche Komarr-System war Barrayars einziges Tor zum größeren galaktischen Geflecht von Wurmlochrouten. Komarr hatte seine immense strategische Bedeutung für Barrayar früher in diesem Jahrhundert bewiesen, als seine herrschende Oligarchie bestochen worden war, um eine cetagandanische Invasionsflotte durch ihre Wurmlöcher passieren und Barrayar überfallen zu lassen.
Die Cetagandaner wieder zu vertreiben hatte fast eine ganze barrayaranische Generation aufgerieben. Barrayar hatte in den Tagen von Miles’ Vater die Konsequenzen aus dieser blutigen Lektion gezogen. In einem unvermeidbaren Nebeneffekt der Sicherung der Tore von Komarr war Barrayar von einer rückständigen Sackgasse zu einer nicht unbedeutenden galaktischen Macht geworden und rang jetzt immer noch mit den Folgen dieser Entwicklung.
Vor zwanzig Jahren, bei Vordarians Usurpation, einem rein barrayaranischen Versuch, dem fünfjährigen Kaiser Gregor und seinem Regenten die Macht zu entreißen, war es Metzov irgendwie gelungen, am Ende auf der richtigen Seite zu stehen – dass er bei diesem Bürgerkrieg die falsche Seite gewählt hätte, wäre Miles erste Vermutung gewesen, warum ein anscheinend so fähiger Offizier schließlich seine späten Jahre im Eis auf Kyril verbrachte. Aber der fatale Knick in Metzovs Karriere schien während der Revolte von Komarr stattgefunden zu haben, vor nun etwa sechzehn Jahren.
In dieser Datei gab es keinen Hinweis auf den Grund, aber einen Verweis auf eine andere Datei. Mit einem Code des Kaiserlichen Sicherheitsdienstes, wie Miles erkannte. Da endete die Spur. Oder vielleicht auch nicht. Miles presste nachdenklich die Lippen zusammen und tippte an seiner Komkonsole einen anderen Code ein.
»Planungszentrum, Büro von Kommodore Jollif«, begann Ivan formell, während sein Gesicht auf der Vidscheibe der Komkonsole erschien, dann fuhr er fort: »Oh, hallo, Miles. Was gibt’s?«
»Ich stelle ein paar Nachforschungen an. Dachte, du könntest mir dabei aushelfen.«
»Ich hätte wissen sollen, dass du mich nicht im Hauptquartier nur deshalb anrufen würdest, um mit mir ein bisschen zu plaudern. Also, was willst du?«
»Ach … bist du im Augenblick im Büro allein?«
»Ja, der Alte steckt in einer Sitzung. Ein nettes kleines Problem – ein auf Barrayar registrierter Frachter wurde in der Hegen-Nabe auf der Station von Vervain beschlagnahmt, wegen Verdacht auf Spionage.«
»Können wir nicht dort hin? Und mit gewaltsamer Befreiung drohen?«
»Nicht an Pol vorbei. Barrayaranische militärische Raumschiffe dürfen nicht durch polianische Wurmlöcher springen, basta.«
»Ich dachte, wir wären irgendwie mit Pol befreundet.«
»Irgendwie schon. Aber die Vervani haben damit gedroht, die diplomatischen Beziehungen zu Pol abzubrechen, deshalb sind die Polianer besonders vorsichtig. Die komische Sache dabei ist, dass der fragliche Frachter nicht einmal einer unserer wirklichen Agenten ist. Scheint eine völlig fabrizierte Anschuldigung zu sein.«
Politik der Wurmlochrouten. Sprungschifftaktik. Gerade die Art von Herausforderung, für die Miles in seinen Kursen auf der Kaiserlichen Akademie trainiert worden war. Außerdem war es auf diesen Raumschiffen und Raumstationen vermutlich warm. Er seufzte neidisch.
Ivan kniff in verspätetem Misstrauen die Augen zusammen. »Warum fragst du, ob ich allein bin?«
»Ich möchte, dass du für mich eine Datei rausholst. Alte Geschichte, keine aktuellen Ereignisse«, beruhigte Miles ihn und rasselte die Code-Nummer herunter.
»Aha.« Ivan fing an, sie einzutippen, dann hielt er inne. »Bist du verrückt? Das ist eine Datei des Sicherheitsdienstes. Das kann ich nicht machen.«
»Natürlich kannst du das machen, du bist doch direkt dran, oder nicht?«
Ivan schüttelte selbstgefällig den Kopf. »Nicht mehr. Das ganze Dateisystem des Sicherheitsdienstes wurde supersicher gemacht. Du kannst aus ihm keine Daten mehr übertragen außer durch ein codiertes Filterkabel, das physikalisch angeschlossen werden muss. Und wofür ich eine Unterschrift leisten müsste. Und dann eine Erklärung abgeben müsste, warum ich es haben will, und dann noch eine Genehmigung vorzulegen hätte. Hast du eine Genehmigung dafür? Ha. Ich dachte mir’s doch, dass du keine hast.«
Miles runzelte
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