Der Prinz und der Soeldner
der Wind auf Nord umschlagen und heftiger werden. Mögliche Wahwah-Bedingungen treten morgen Abend gegen 18 Uhr ein.«
»Wenn wir es auf diese Weise erledigen, dann sollten wir’s also besser noch heute Abend tun«, sagte Yaski.
»In Ordnung«, entschied Bonn. »Ich alarmiere meine Mannschaft, Sie die Ihre. Ich hole mir die Pläne für den Bunker, berechne die Freisetzungsrate der Ladungen und treffe Sie und den Waffenoffizier in einer Stunde im Verwaltungsgebäude.«
Bonn postierte den Sergeanten des Brandoffiziers als Wache, er sollte alle vom Bunker fernhalten. Ein Dienst, um den er nicht zu beneiden war, der aber unter den gegenwärtigen Umständen nicht unerträglich war, denn der Wächter konnte sich in sein Scatcat zurückziehen, wenn die Temperatur gegen Mitternacht fiel. Miles fuhr mit Bonn zum Verwaltungsgebäude zurück, um seine Versprechungen über die Windrichtung noch einmal im Wetterbüro zu überprüfen.
Miles schickte die neuesten Daten noch einmal durch die Wettercomputer, damit er Bonn die aktuellsten und besten Vorhersagen über die Windvektoren am nächsten 26,7-stündigen barrayaranischen Tag präsentieren konnte. Aber bevor er noch die Druckausgabe in der Hand hatte, sah er durch das Fenster, wie drunten Bonn und Yaski aus dem Verwaltungsgebäude in die Dunkelheit forteilten. Vielleicht trafen sie sich mit dem Waffenoffizier woanders?
Miles erwog, hinter ihnen herzurennen, aber die neue Vorhersage unterschied sich nicht signifikant von der älteren. War es wirklich notwendig, dass er zuschaute, wie sie den Giftmüll abbrannten? Es konnte interessant sein – lehrreich –, aber andererseits hatte er dort jetzt keine wirkliche Funktion.
Da er das einzige Kind seiner Eltern war – der Vater, vielleicht, eines zukünftigen Grafen Vorkosigan –, konnte man durchaus in Frage stellen, ob er überhaupt das Recht hatte, sich selbst einer so schlimmen mutagenen Gefährdung aus purer Neugierde auszusetzen. Es schien sowieso keine unmittelbare Gefahr für die Basis zu bestehen, solange der Wind sich nicht drehte. Oder maskierte sich hier Feigheit als Logik? Klugheit war eine Tugend, hatte man ihm einmal gesagt.
Da er jetzt durch und durch wach war und zu aufgekratzt, um überhaupt wieder an Schlaf zu denken, stöberte er im Wetterbüro herum und erledigte all die Routinearbeiten, die er am Morgen zugunsten seiner Reparaturfahrt zurückgestellt hatte. Eine Stunde ständiger Plackerei brachte alles zu Ende, was selbst entfernt nach Arbeit ausgesehen hatte. Als er sich dabei ertappte, wie er zwanghaft Geräte und Regale abstaubte, entschied er, dass es Zeit war, wieder ins Bett zurückzukehren, egal, ob er schlafen konnte oder nicht. Aber ein schwankendes Licht, das er durch das Fenster sah, zog seinen Blick auf sich, ein Scatcat, das draußen anhielt.
Aha, Bonn und Yaski wieder zurück. Schon? Dann war das aber schnell gegangen, oder hatten sie noch gar nicht begonnen? Miles riss die Plastikfolie mit den neuen Winddaten ab und eilte die Treppe hinab in das Pionierbüro der Basis am Ende des Korridors. Bonns Büro war dunkel. Aber aus dem Büro des Kommandanten der Basis fiel Licht in den Korridor. Mit der Folie in der Hand trat Miles näher.
Die Tür zum inneren Büro stand offen. Metzov saß an seiner Schreibtischkonsole, mit einer geballten Faust auf der flimmernden farbigen Oberfläche. Bonn und Yaski standen nervös vor ihm. Miles raschelte vorsichtig mit der Folie, um seine Anwesenheit anzuzeigen. Yaski wandte den Kopf, und sein Blick fiel auf Miles.
»Schicken Sie Vorkosigan, er ist doch schon ein Mutant, oder?«
Miles salutierte in eine unbestimmte Richtung und sagte sofort: »Verzeihen Sie, Sir, aber nein, ich bin kein Mutant. Meine letzte Begegnung mit militärischem Gift bewirkte einen teratogenen Schaden, aber keinen genetischen. Meine zukünftigen Kinder dürften so gesund sein wie die von jedermann. Ach, übrigens, wohin mich schicken, Sir?«
Metzov blinkte finster auf Miles, ging aber auf Yaskis beunruhigende Anregung nicht ein. Miles übergab wortlos die Folie an Bonn, der einen Blick darauf warf, das Gesicht verzog und die Folie dann achtlos in seine Hosentasche steckte.
»Natürlich hatte ich beabsichtigt, dass sie Schutzkleidung tragen«, fuhr Metzov gereizt zu Bonn fort, »ich bin ja nicht verrückt.«
»Das habe ich verstanden, Sir. Aber die Männer weigern sich auch, den Bunker mit Kontaminationsausrüstung zu betreten«, berichtete Bonn mit ausdrucksloser,
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