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Der Prinz und der Soeldner

Der Prinz und der Soeldner

Titel: Der Prinz und der Soeldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Vater: Miles war geboren worden, als sein Vater in mittlerem Alter war; hier gab es eine Verschiebung der Generationen.
    Sein Großvater, der alte General Graf Piotr selbst, hatte manchmal wie ein Flüchtling aus einem anderen Jahrhundert gewirkt. Nun, die wirklich altmodischen Strafappelle hatten auch bleigefüllte Gummischläuche erfordert. Wie weit zurück in der barrayaranischen Geschichte war Metzovs Denkweise verwurzelt?
    »Meuterei?«, sagte Miles, zu verblüfft, als dass er sich an seinen Vorsatz hätte halten können, nur dann zu sprechen, wenn er zum Sprechen aufgefordert wurde. »Ich dachte, hier geht es um Gefährdung durch Gift.«
    Metzov lächelte, ein Lächeln, das sich wie ein äußerer Glanz über seine Wut legte, und drehte den Kopf, als sich auf der Straße etwas bewegte.
    In einer schrecklich freundlichen Stimme vertraute er sich Miles an: »Wissen Sie, Fähnrich, hinter der sorgfältig kultivierten Rivalität zwischen den verschiedenen Teilstreitkräften damals auf der guten alten Erde gab es ein Geheimnis. Wenn eine Meuterei stattfand, dann konnte man immer die Armee überreden, auf die Marine zu schießen und umgekehrt, wenn sie sich nicht länger selber disziplinieren konnten. Ein verborgener Nachteil bei kombinierten Streitkräften wie den unseren.«
    Darum ging es.
    »Unglücklicherweise hat Bonn die Sache falsch angepackt, und deshalb ist es jetzt eine Frage des Prinzips.« Die Muskeln spannten sich um Metzovs Kinn. »Das musste ja einmal passieren, in den Neuen Streitkräften. Den Schlappen Streitkräften.«
    Das war typisches Gerede der Alten Streitkräfte, alte Männer, die sich einander Scheiß erzählten darüber, wie hart sie in den alten Zeiten gewesen waren.
    »Prinzip, Sir, welches Prinzip? Es geht um Abfallbeseitigung«, würgte Miles hervor.
    »Es geht um eine massenhafte Weigerung, einen Befehl zu befolgen, Fähnrich. Meuterei, nach der Definition eines jeden Kasernenjuristen. Glücklicherweise kann so etwas leicht erschüttert werden, wenn man schnell Maßnahmen ergreift, solange es noch klein und konfus ist.«
    Die Bewegung auf der Straße stellte sich heraus als ein Zug von Rekruten in winterweißen Tarnanzügen, der unter Leitung eines Sergeanten der Basis heranmarschierte. Miles erkannte den Sergeanten als jemanden aus Metzovs persönlichem Machtgeflecht, einen alten Veteranen, der schon damals in der Zeit der Revolte von Komarr unter Metzov gedient hatte und der seinem Herrn und Meister dann gefolgt war.
    Die Rekruten, sah Miles, waren ausgerüstet mit tödlichen Nervendisruptoren, also mit ausschließlich gegen Personen gerichteten Handwaffen. Trotz all der Zeit, die sie damit verbrachten, über solche Waffen zu lernen, war die Gelegenheit, voll geladene tödliche Waffen in die Hand zu bekommen, selbst für Fortgeschrittene selten, und Miles spürte von seinem Standort aus, wie nervös und aufgeregt sie waren.
    Der Sergeant ließ die Rekruten in einer Kreuzfeueraufstellung rings um die still stehenden Techniker antreten und bellte einen Befehl. Sie präsentierten ihre Waffen und zielten mit ihnen, die glockenförmigen Mündungen schimmerten in dem Licht, das da und dort aus dem Verwaltungsgebäude drang.
    Ein Zucken ging durch Bonns Leute. Bonns Gesicht war gespenstisch weiß, seine Augen funkelten wie schwarzer Bernstein.
    »Ausziehen«, befahl Metzov mit zusammengebissenen Zähnen. Zweifel, Verwirrung: nur einer oder zwei der Techniker begriffen, was verlangt wurde, und begannen sich zu entkleiden. Die anderen blickten unsicher um sich und folgten erst verspätet.
    »Wenn ihr wieder bereit seid, euren Befehlen zu gehorchen«, fuhr Metzov fort, in einem Kasernenhofton, der jeden Mann erreichte, »dann könnt ihr euch anziehen und an die Arbeit gehen. Es liegt bei euch.«
    Er trat zurück, nickte seinem Sergeanten zu und nahm Rührt-euch-Haltung ein. »Das wird sie abkühlen«, murmelte er zu sich selbst, kaum laut genug, dass Miles es verstehen konnte. Metzov blickte drein, als erwartete er durchaus, nach längstens fünf Minuten nicht mehr draußen zu sein, in Gedanken schien er schon in seiner warmen Unterkunft ein heißes Getränk zu sich zu nehmen.
    Olney und Pattas waren unter den Technikern, stellte Miles fest, zusammen mit den meisten von der griechisch sprechenden Gruppe, die damals über Miles gespottet hatte. Andere hatte Miles schon mal auf der Basis gesehen, mit einigen hatte er gesprochen, als er seine privaten Nachforschungen über den Ertrunkenen

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