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Der Prinz und der Soeldner

Der Prinz und der Soeldner

Titel: Der Prinz und der Soeldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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anstellte, etliche kannte er kaum.
    Fünfzehn nackte Männer begannen heftig zu zittern, während der trockene Schnee um ihre Knöchel knisterte. Fünfzehn bestürzte Gesichter begannen erschreckt dreinzusehen. Blicke huschten zu den Nervendisruptoren, die auf sie gerichtet waren.
    Gebt auf, drängte Miles sie im stillen, es ist es nicht wert. Aber mehr als ein Augenpaar blickte flackernd auf ihn und dann wurde entschlossen zugekniffen.
    Miles verfluchte im stillen den unbekannten intelligenten Wissenschaftler, der Fetain als Schreckenswaffe erfunden hatte, nicht wegen seiner Chemie, sondern wegen seines Einblicks in die barrayaranische Psyche. Fetain konnte sicherlich nie benutzt worden sein, konnte nie benutzt werden. Jede Gruppierung, die das versuchen würde, müsste sich gegen sich selbst erheben und sich in moralischen Erschütterungen zerfleischen.
    Yaski, der abseits von seinen Männern stand, blickte völlig entsetzt drein. Bonn, dessen Gesichtsausdruck schwarz und hart wie Obsidian war, begann seine Handschuhe und seinen Parka abzulegen.
    Nein, nein, nein! schrie Miles stumm in seinem Kopf. Wenn Sie sich ihnen anschließen, dann werden sie nie nachgeben. Sie werden wissen, dass sie im Recht sind. Ein schlimmer Fehler, schlimm … Bonn ließ den Rest seiner Kleider auf einen Haufen fallen, trat vor, gliederte sich in die Reihe ein, drehte sich um und blickte Metzov unverwandt an.
    Metzov kniff seine Augen in neuer Wut zusammen.
    »Also«, zischte er, »Sie verurteilen sich selbst. Dann erfrieren Sie doch!«
    Wie hatte es sich so schnell so schlimm entwickelt? Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, sich an eine Aufgabe im Wetterbüro zu erinnern und, zum Teufel noch mal, hier abzuhauen. Wenn doch nur diese zitternden Mistkerle nachgäben, dann käme Miles durch diese Nacht ohne einen besonderen Eintrag in seine Dienstakte. Er hatte hier keine Verpflichtung, keine Funktion …
    Metzovs Blick fiel auf Miles. »Vorkosigan, Sie können entweder eine Waffe aufnehmen und sich hier nützlich machen oder sich als entlassen betrachten.«
    Er konnte weggehen. Konnte er weggehen? Als er sich nicht bewegte, kam der Sergeant herüber und drückte Miles einen Nervendisruptor in die Hand. Miles nahm ihn auf, während er noch versuchte, mit einem Gehirn zu denken, das sich plötzlich in Hafergrütze verwandelt hatte.
    Er behielt noch soviel Vernunft, sich zu vergewissern, dass die Waffe gesichert war, bevor er mit dem Disruptor vage in die Richtung der frierenden Männer deutete.
    Daraus wird keine Meuterei. Daraus wird ein Massaker.
    Einer der bewaffneten Rekruten kicherte nervös. Was hatte man ihnen darüber gesagt, was sie hier tun sollten? Was glaubten sie, was sie hier taten? Achtzehn-, Neunzehnjährige – konnten sie überhaupt einen verbrecherischen Befehl erkennen? Oder wissen, was zu tun war, wenn sie ihn erkannten?
    Konnte Miles es?
    Die Situation war unklar, das war das Problem. Sie passte in kein Schema. Miles wusste über verbrecherische Befehle Bescheid, jeder Mann von der Akademie wusste Bescheid. Sein Vater kam persönlich und hielt um die Jahresmitte für die höheren Jahrgänge ein Eintagesseminar über dieses Thema. Dieses Seminar hatte er zu einer Pflichtveranstaltung für die Graduierung gemacht, durch kaiserlichen Erlass, als er Regent war. Was genau einen verbrecherischen Befehl ausmachte, wann und wie ihm der Gehorsam zu verweigern sei. Mit Vidaufnahmen von verschiedenen historischen Testfällen und schlimmen Beispielen, wozu auch das politisch katastrophale Solstice-Massaker gehörte, das unter dem eigenen Kommando des Admirals stattgefunden hatte.
    Unweigerlich mussten immer ein paar Kadetten bei diesem Teil den Raum verlassen, weil ihnen schlecht wurde. Die anderen Instruktoren hassten Vorkosigans Tag. Ihre Klassen waren danach für Wochen aufgewühlt. Das war einer der Gründe, weshalb Admiral Vorkosigan mit seinem Seminar nicht bis zu einem späteren Zeitpunkt im Jahr wartete, er musste fast immer ein paar Wochen später noch einmal wiederkommen, um einen verstörten Kadetten davon abzubringen, fast am Ende seiner Ausbildung die Akademie zu verlassen.
    Nur die Akademiekadetten bekamen diese Vorlesung live, soweit Miles wusste, doch sein Vater sprach davon, sie auf Holovid aufnehmen zu lassen und zu einem Teil der Grundausbildung in den ganzen Streitkräften zu machen. Teile des Seminars waren selbst für Miles eine Offenbarung gewesen.
    Aber das hier … Wenn die Techniker Zivilisten wären, dann

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