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Der Prinz und der Soeldner

Der Prinz und der Soeldner

Titel: Der Prinz und der Soeldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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zogen sie hastig mit kältestarren Händen an. Aber Miles hatte das Ende sechzig Sekunden früher in Metzovs Augen gesehen. Es erinnerte ihn an jene Definition seines Vaters: Eine Waffe ist ein Gerät, mit dem du deinen Feind dazu bringst, sich anders zu besinnen. Der Geist war das erste und letzte Schlachtfeld, alles dazwischen war nur Getöse.
    Leutnant Yaski hatte die Gelegenheit ergriffen, die Miles’ aufmerksamkeitsheischender nackter Auftritt auf der Szene geboten hatte, um still ins Verwaltungsgebäude zu verschwinden und ein paar hektische Anrufe zu machen. Als Ergebnis davon trafen der Kommandant der Rekruten, der Sanitätsoffizier und Metzovs Stellvertreter ein, darauf vorbereitet, Metzov zu überreden oder vielleicht zu sedieren und einzusperren. Aber zu diesem Zeitpunkt waren Miles, Bonn und die Techniker schon wieder angezogen und marschierten stolpernd unter den Argusaugen der Nervendisruptoren zum Arrestbunker.
    »S-soll ich Ihnen d-dafür d-danken?«, fragte Bonn Miles mit klappernden Zähnen. Ihre Hände und Füße waren wie gelähmte Klumpen. Bonn stützte sich auf Miles, Miles hängte sich an ihn hin, und zusammen humpelten sie die Straße entlang.
    »Wir haben bekommen, was wir wollten, oder? Er wird das Fetain mit Plasma an Ort und Stelle vernichten lassen, bevor sich der Wind am Morgen dreht. Niemand stirbt. Niemand bekommt seine Eier aufgedröselt. Wir gewinnen. Glaube ich.«
    Miles lachte krächzend mit tauben Lippen.
    »Ich hatte nie geglaubt«, keuchte Bonn, »dass ich mal jemanden treffen würde, der noch verrückter ist als Metzov.«
    »Ich habe nichts anderes getan als Sie«, protestierte Miles, »außer dass ich es zum Funktionieren gebracht habe. Sozusagen. Am Morgen wird sowieso alles anders aussehen.«
    »Ja. Schlimmer«, prophezeite Bonn düster.
    Miles ruckte auf seiner Pritsche aus einem unruhigen Schlummer hoch, als die Tür sich quietschend öffnete. Man brachte Bonn zurück.
    Miles rieb sein unrasiertes Gesicht. »Wie spät ist es da draußen, Leutnant?«
    »Morgendämmerung.« Bonn sah genauso bleich, stoppelbärtig und kriminell elend aus, wie Miles sich fühlte. Er ließ sich mit einem gequälten Grunzen auf seiner Pritsche nieder.
    »Was geht da draußen vor sich?«
    »Leute von der Sicherheitsabteilung der Streitkräfte sind überall. Sie haben einen Hauptmann vom Festland eingeflogen. Er ist gerade eingetroffen und hat anscheinend die Leitung. Metzov wird ihm die Ohren vollquatschen, glaube ich. Bisher sammeln sie nur Aussagen.«
    »Kümmert man sich um das Fetain?«
    »Ja.« Bonn kicherte grimmig. »Man hatte mich gerade geholt, um es zu überprüfen und die Sache als erledigt abzuhaken. Aus dem Bunker wurde ein hübscher kleiner Backofen, na ja.«
    »Fähnrich Vorkosigan, Sie werden verlangt«, sagte der Sicherheitsmann, der Bonn abgeliefert hatte. »Kommen Sie jetzt mit.«
    Miles stand auf und hinkte zur Zellentür.
    »Bis später, Leutnant.«
    »In Ordnung. Wenn Sie dort draußen irgend jemanden mit einem Frühstück treffen, dann benutzen Sie Ihren politischen Einfluss und schicken Sie ihn zu mir, ja?«
    Miles grinste trübe. »Ich werde es versuchen.«
    Er folgte dem Wächter durch den kurzen Korridor des Gefängnisses.
    Das Militärgefängnis von Basis Lazkowski war nicht genau das, was man eine Hochsicherheitseinrichtung nennen würde, sondern eher ein Unterkunftsbunker mit Türen, die man nur von außen absperren konnte, und ohne Fenster. Das Wetter stellte gewöhnlich eine bessere Wache dar als eine Abschirmung durch eine Mannschaft, nicht zu vergessen der 500 km breite Eiswassergraben rings um die Insel.
    Im Sicherheitsbüro der Basis herrschte an diesem Morgen Hochbetrieb. Zwei grimmig aussehende Fremde standen wartend vor der Tür, ein Leutnant und ein großer Sergeant mit dem Horusauge, dem Abzeichen des Kaiserlichen Sicherheitsdienstes, auf ihren gepflegten Uniformen.
    Kaiserlicher Sicherheitsdienst, nicht Sicherheitsabteilung der Streitkräfte. Miles’ höchst persönlicher Sicherheitsdienst, der seine Familie durch das ganze politische Leben seines Vaters hindurch bewacht hatte. Miles betrachtete die Männer mit besitzergreifender Freude.
    Der Schreiber des Sicherheitsbüros sah besorgt aus, seine Schreibtischkonsole war beleuchtet und blinkte.
    »Fähnrich Vorkosigan, Sir, ich brauche Ihren Händeabdruck hier drauf.«
    »In Ordnung. Was unterzeichne ich denn da?«
    »Nur den Reisebefehl, Sir.«
    »Was? Aha …« Miles stockte und hielt seine Hände

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