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Der Prinz und der Soeldner

Der Prinz und der Soeldner

Titel: Der Prinz und der Soeldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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hoch, die in Plastikhandschuhen steckten. »Welche?«
    »Die rechte dürfte genügen, Sir.«
    Mit einer gewissen Schwierigkeit schalte Miles mit seiner unbeholfenen linken Hand den rechten Handschuh herunter. Auf seiner Hand schimmerte das medizinische Gel, das die Erfrierungen heilen sollte. Seine Hand war geschwollen, rot gefleckt und sah entstellt aus, aber es musste gehen. Alle seine Finger krümmten sich jetzt. Er musste dreimal seine Handfläche auf das Identifikationsfeld drücken, bis der Computer ihn erkannte.
    »Jetzt die Ihre, Sir«, der Schreiber nickte dem Leutnant vom Kaiserlichen Sicherheitsdienst zu. Der legte seine Hand auf das Feld, und der Computer piepste zustimmend. Der Leutnant hob seine Hand, blickte verwirrt auf die klebrige Schicht und sah sich vergeblich nach einem Handtuch um. Schließlich wischte er die Hand verstohlen an seiner Hosennaht ab, direkt hinter seinem Halfter mit dem Betäuber.
    Der Schreiber tupfte mit seinem Uniformärmel nervös auf das Identifikationsfeld und drückte einen Knopf auf seiner Gegensprechanlage.
    »Bin ich froh, euch zu sehen«, sagte Miles zu dem Sicherheitsoffizier. »Ich wünschte, ihr wäret schon gestern Abend hier gewesen.«
    Der Leutnant erwiderte das Lächeln nicht. »Ich bin nur ein Kurier, Fähnrich. Ich darf Ihren Fall nicht erörtern.«
    General Metzov kam durch die Tür aus dem inneren Büro, ein Bündel Plastikfolien in der Hand und einen Hauptmann der Sicherheitsabteilung neben sich, der seinem Kollegen von der kaiserlichen Seite bedächtig zunickte.
    Der General lächelte fast. »Guten Morgen, Fähnrich Vorkosigan.« Sein Blick nahm die Leute von Kaiserlichen Sicherheitsdienst ohne Entsetzen zur Kenntnis.
    Verdammt, die Sicherheitsleute müssten eigentlich diesen Beinahemörder in seinen Kampfstiefeln erzittern lassen.
    »Es sieht so aus, als sei da eine Wendung in diesem Fall, die nicht einmal ich vorhergesehen habe. Wenn ein Vor-Lord sich in eine militärische Meuterei verwickeln lässt, dann folgt automatisch eine Anklage wegen Hochverrats.«
    »Was?« Miles schluckte, um seine Stimme wieder normal klingen zu lassen. »Leutnant, ich bin doch nicht vom Kaiserlichen Sicherheitsdienst festgenommen, oder?«
    Der Leutnant holte ein Paar Handschellen hervor und schickte sich an, Miles an den großen Sergeant anzuhängen. Overholt lautete der Name auf dem Abzeichen des Mannes, was Miles innerlich zu Overkill umtaufte. Der Sergeant brauchte nur seinen Arm zu heben, um Miles daran wie eine Katze baumeln zu lassen.
    »Wie lang?«
    »Sie sind vorläufig verhaftet, bis zu einer weiteren Untersuchung«, sagte der Leutnant formell. »Auf unbestimmte Zeit.«
    Der Leutnant ging zur Tür, der Sergeant und Miles folgten ihm, letzterer zwangsweise.
    »Wohin?«, fragte Miles verzweifelt.
    »Ins Hauptquartier des Kaiserlichen Sicherheitsdienstes.«
    Vorbarr Sultana! »Ich muss noch meine Sachen holen …«
    »Ihre Unterkunft wurde schon geräumt.«
    »Werde ich wieder hierher kommen?«
    »Ich weiß es nicht, Fähnrich.«
     
    Die späte Morgendämmerung überzog Camp Permafrost mit Grau und Gelb, als das Scatcat sie am Shuttle-Landeplatz absetzte. Die suborbitale Kurierfähre der Kaiserlichen Sicherheit saß auf dem eisigen Beton wie ein Raubvogel, der versehentlich in einen Taubenschlag geraten war. Glänzend, schwarz und tödlich, schien sie die Schallmauer zu durchbrechen, indem sie einfach dort verharrte. Der Pilot war auf seinem Posten, die Triebwerke waren bereit für den Start.
    Miles schlurfte unbeholfen die Rampe hinter Sergeant Overkill hinauf, wobei die Handschelle kalt an seinem Handgelenk ruckte. Winzige Eiskristalle tanzten im Wind, der aus Nordosten kam. Die Temperatur würde sich heute morgen stabilisieren, er konnte das erkennen durch den besonders trockenen Biss der relativen Feuchtigkeit in seinen Nebenhöhlen. Lieber Gott, es war höchste Zeit, von dieser Insel wegzukommen.
    Miles holte ein letztes Mal Luft, dann schlossen sich die Türen der Fähre mit einem schlangenhaften Zischen. Drinnen herrschte dichte, gepolsterte Stille, in die selbst das Heulen der Triebwerke kaum drang. Wenigstens war es warm.

 
KAPITEL 6
     
    Der Herbst in Vorbarr Sultana war eine schöne Jahreszeit, und heute war ein beispielhafter Herbsttag. Der Himmel war hoch und blau, die Temperatur kühl und vollkommen, und selbst die Beimischung von Industriedunst roch gut. Die Herbstblumen waren noch nicht dem Frost zum Opfer gefallen, aber die von der Erde importierten

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