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Der Prinz und der Soeldner

Der Prinz und der Soeldner

Titel: Der Prinz und der Soeldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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»Er hatte so große Hoffnungen in dich gesetzt. Wie konntest du ihn so verraten?«
    Es war nicht notwendig zu fragen, wer ›er‹ war. Der Vorkosigan.
    »Ich … glaube nicht, Sir. Ich weiß es nicht.«
    Ein Licht blinkte auf Illyans Komkonsole auf. Er atmete hörbar aus, mit einem scharfen Seitenblick auf Miles, und drückte einen Knopf.
    Eine zweite Tür zu seinem Büro, die in der Wand rechts von seinem Schreibtisch verborgen war, glitt zur Seite, und zwei Männer in der grünen Uniform traten ein.
    Premierminister Admiral Graf Aral Vorkosigan trug die Uniform so natürlich, wie ein Tier sein Fell trägt. Er war ein Mann von nicht mehr als mittlerer Größe, kräftig gebaut, grauhaarig, mit schweren Kinnbacken und von Narben bedeckt, er hatte fast den Körperbau eines Schlägers und doch auch die durchdringendsten grauen Augen, denen Miles je begegnet war.
    Er wurde von seinem Adjutanten flankiert einem großen blonden Leutnant namens Jole. Miles hatte Jole bei seinem letzten Heimaturlaub getroffen. Nun, hier war ein vollkommener Offizier, tapfer und brillant – er hatte im Weltraum gedient, war dekoriert worden für etwas Mut und schnelles Denken während eines schrecklichen Unfalls an Bord, hatte verschiedene Abteilungen im Hauptquartier durchlaufen, während er sich von seinen Verletzungen erholte, und war dann prompt vom Premierminister, der einen scharfen Blick für vielversprechende neue Talente hatte, weggeschnappt und zu dessen militärischem Sekretär gemacht worden.
    Obendrein noch prächtig aussehend, hätte er Vids zur Anwerbung von Rekruten machen sollen. Miles seufzte jedes Mal in hoffnungsloser Eifersucht, wenn er ihm begegnete. Jole war noch schlimmer als Ivan, der zwar geheimnisvoll gutaussehend war, den aber noch nie jemand der Brillanz bezichtigt hatte.
    »Danke, Jole«, murmelte Graf Vorkosigan seinem Adjutanten zu, als sein Blick auf Miles fiel. »Ich sehe Sie dann später im Büro.«
    »Jawohl, Sir.« So entlassen ging Jole wieder hinaus, warf Miles und seinem Vorgesetzten nochmals einen besorgten Blick zu, und dann schloss sich die Tür wieder zischend.
    Illyan hielt mit seiner Hand immer noch einen Knopf auf seinem Schreibtisch gedrückt.
    »Sind Sie offiziell hier?«, fragte er Graf Vorkosigan.
    »Nein.«
    Illyan schaltete etwas aus – ein Aufnahmegerät, erkannte Miles. »Nun gut«, sagte er, doch in seiner Stimme klang Zweifel an.
    Miles salutierte vor seinem Vater. Sein Vater ignorierte den militärischen Gruß, umarmte ihn ernst und wortlos, setzte sich auf den einzigen anderen Stuhl im Zimmer, überkreuzte seine Arme und seine gestiefelten Füße und sagte: »Fahren Sie fort, Simon.«
    Illyan, der mitten in etwas unterbrochen worden war, was sich nach Miles’ Einschätzung zu einer wirklich klassischen Standpauke entwickelt hätte, kaute frustriert auf seiner Unterlippe.
    »Die Gerüchte mal beiseite«, sagte er zu Miles, »was ist gestern Abend auf dieser verdammten Insel wirklich geschehen?«
    In den neutralsten und prägnantesten Ausdrücken, die ihm zur Verfügung standen, beschrieb Miles die Ereignisse des vorangegangenen Abends, beginnend mit dem Verschütten des Fetains und endend mit seiner Verhaftung durch die Kaiserliche Sicherheit.
    Sein Vater sagte während der ganzen Erzählung gar nichts, aber er hatte einen Lichtgriffel in der Hand, den er ständig geistesabwesend herumdrehte und mit dem er sich immer wieder auf sein Knie klopfte.
    Als Miles geendet hatte, herrschte Schweigen. Der Lichtgriffel trieb Miles zum Wahnsinn. Er wünschte, sein Vater würde das verdammte Ding weglegen oder fallen lassen oder was.
    Sein Vater schob den Lichtgriffel wieder in seine Brusttasche, Gott sei Dank, lehnte sich zurück, legte seine Fingerspitzen zusammen und runzelte die Stirn. »Dass ich das richtig verstehe: du sagst, Metzov hat die Befehlskette übersprungen und Rekruten zu seinem Erschießungskommando gezwungen?«
    »Zehn von ihnen. Ich weiß nicht, ob sie Freiwillige waren oder nicht, denn bei der Auswahl war ich nicht zugegen.«
    »Rekruten.« Graf Vorkosigans Gesicht war düster. »Jungen.«
    »Er brabbelte etwas, es sei wie Armee gegen Marine, damals auf der guten alten Erde.«
    »Was?«, sagte Illyan.
    »Ich glaube, dass Metzov nicht sehr stabil war, als er nach seinen Schwierigkeiten bei der Revolte von Komarr auf die Insel Kyril ins Exil geschickt wurde, und fünfzehn Jahre des Brütens darüber haben seinen Geisteszustand nicht verbessert.« Miles zögerte. »Wird …

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