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Der Prinz und der Soeldner

Der Prinz und der Soeldner

Titel: Der Prinz und der Soeldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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ich würde den Planeten verlassen. Im Schiffsdienst.«
    Gregor hatte die Kaiserliche Akademie zwei Jahre vor Miles’ Eintritt absolviert. Er hob zustimmend die Augenbrauen. »Tun wir doch alle.«
    »Du hattest ein Jahr aktiven Dienst im Weltraum«, betonte Miles.
    »Meistens im Orbit. Angebliche Patrouillen, umgeben von Sicherheitsshuttles. Dieses ganze So-tun-als-ob wurde nach einiger Zeit ziemlich quälend. So tun, als ob ich ein Offizier wäre, so tun, als ob ich eine Aufgabe erfüllte, anstatt die Aufgabe aller anderen bloß durch meine Anwesenheit schwerer zu machen … dir wurde zumindest echte Gefahr erlaubt.«
    »Das meiste davon war ungeplant, das versichere ich dir.«
    »Ich bin zunehmend überzeugt, dass das der Trick an der Sache ist«, fuhr Gregor fort. »Dein Vater, meiner, unsere beiden Großväter – alle überlebten echte militärische Situationen. Dadurch wurden sie zu echten Offizieren, nicht durch diese … Studien.« Seine freie Hand machte eine Bewegung, als wollte er etwas abhacken.
    »Sie gerieten gegen ihren Willen in diese Situationen«, widersprach Miles. »Meines Vaters militärische Karriere begann offiziell an dem Tag, als das Todeskommando von Yuri dem Wahnsinnigen hereinstürmte und die meisten Mitglieder seiner Familie umbrachte – ich glaube, er war damals elf oder so. Auf eine solche Art von Initiation würde ich lieber verzichten, nein danke. So etwas würde sich niemand aussuchen, der noch bei klarem Verstand ist.«
    »Mm.« Gregor sank deprimiert zusammen. Auf ihm lastete an diesem Abend, vermutete Miles, sein legendärer Vater, Prinz Serg, so wie auf Miles dessen lebender Vater, Graf Vorkosigan.
    Miles dachte kurz über seine Idee von den ›Zwei Sergs‹ nach. Einer – vielleicht die einzige Version, die Gregor kannte? – war der tote Held, tapfer auf dem Schlachtfeld geopfert oder zumindest sauber im Orbit atomisiert. Der andere, der Verheimlichte Serg: der hysterische Kommandant und sadistische Sodomit, dessen früher Tod in der unseligen Invasion von Escobar vielleicht der größte politische Glücksfall gewesen war, den Barrayar je gehabt hatte …
    Hatte je ein Hinweis auf die vielen Facetten dieser Persönlichkeit zu Gregor durchdringen dürfen? Niemand, der Serg gekannt hatte, sprach über ihn, Graf Vorkosigan am allerwenigsten. Miles war einmal einem von Sergs Opfern begegnet. Er hoffte, dass Gregor so etwas erspart bliebe.
    Miles beschloss, das Thema zu wechseln. »Da wir nun alle wissen, was mit mir passiert ist, was war eigentlich mit dir los in den letzten drei Monaten? Es tut mir leid, dass ich deine letzte Geburtstagsparty versäumt habe. Oben auf Kyril haben sie deinen Geburtstag mit Besaufen gefeiert, was ihn praktisch ununterscheidbar von jedem beliebigen anderen Tag gemacht hat.«
    Gregor grinste, dann seufzte er. »Zu viele Zeremonien. Zu viele Stunden, die ich irgendwo aufrecht herumstehen muss – ich glaube, ich könnte bei der Hälfte meiner Funktionen durch ein lebensgroßes Plastikmodell ersetzt werden, und niemand würde es merken. Eine Menge Zeit habe ich damit verbracht auszuweichen, wenn einer meiner verschiedenen Ratgeber mir einen Wink mit dem Zaunpfahl bezüglich einer Heirat gab.«
    »Da ist tatsächlich etwas dran«, gab Miles zu bedenken. »Wenn du morgen … von einem Teewagen überfahren wirst, dann stellt sich für alle die Nachfolgefrage in großem Stil. Ich weiß auf Anhieb mindestens sechs Kandidaten mit vertretbaren Interessen am Kaisertum, und weitere würden bestimmt noch auftauchen. Einige ohne persönliche Ambitionen würden dennoch Morde begehen, damit einige andere nicht zum Zuge kämen. Das ist ja genau der Grund, weshalb du bisher noch keinen namentlich bestimmten Erben hast.«
    Gregor hob herausfordernd den Kopf. »Du gehörst ja selbst zu den Kandidaten, wie du weißt.«
    »Mit diesem Körper?« Miles schnaubte. »Sie müssten … wirklich jemanden sehr hassen, um statt dessen mich dafür auszuersehen. Dann wäre es wirklich höchste Zeit, von zu Hause wegzulaufen. Weit und schnell. Tu mir einen Gefallen. Verheirate dich, gründe eine Familie und bekomm wirklich schnell sechs kleine Vorbarras.«
    Gregor schaute jetzt noch deprimierter drein. »Tja, das wäre eine Idee. Von daheim weglaufen. Ich frage mich, wie weit ich käme, bevor Illyan mich wieder einholt?«
    Beide blickten unwillkürlich nach oben, obwohl Miles sich wirklich noch nicht sicher war, wo die Wanzen versteckt waren.
    »Besser, wenn Illyan dich einholt,

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