Der Prinz und der Soeldner
Fähnrich Vorkosigan«, murmelte einer mechanisch und schob sich an ihm vorbei, um eine Scanner-Überprüfung von Miles’ Unterkunft zu beginnen.
Miles blinzelte, dann sah er, wer hinter ihnen im Korridor stand. Er kapierte und hauchte: »Ah ja.« Auf einen bloßen Blick des Manns mit dem Scanner hin hob Miles folgsam seine Arme und drehte sich um, um sich abscannen zu lassen.
»In Ordnung, Sir«, berichtete der Mann mit dem Scanner, und Miles war sich sicher, dass es stimmte. Diese Burschen ließen niemals etwas aus, nicht einmal im Herzen des Sicherheitsdienstes selbst.
»Danke sehr. Lassen Sie uns bitte allein. Sie können hier draußen warten«, sagte der dritte Mann. Die Sicherheitsoffiziere nickten und stellten sich zu beiden Seiten von Miles’ Tür in Rührt-euch-Haltung auf.
Da er und sein Besucher beide grüne Interimsuniformen trugen, salutierte Miles vor dem dritten Mann, obwohl dessen Uniform weder Rang- noch Dienstbereichsabzeichen trug. Er war dünn, von mittlerer Größe, mit dunklem Haar und intensiven nussbraunen Augen. Ein schiefes Lächeln erschien in dem ernsten jungen Gesicht, dem Lachfalten fehlten.
»Majestät«, sagte Miles förmlich.
Kaiser Gregor Vorbarra machte einen Ruck mit dem Kopf, und Miles schloss die Tür vor dem Sicherheitsduo. Der dünne junge Mann entspannte sich leicht. »Hallo, Miles.«
»Hallo selbst. Uff …« Miles ging zu den Lehnstühlen. »Willkommen in meiner bescheidenen Hütte. Arbeiten die Wanzen?«
»Ich habe gebeten, dass nicht, aber ich wäre nicht überrascht, wenn Illyan mir nicht gehorcht, zu meinem eigenen Besten.«
Gregor verzog das Gesicht und folgte Miles. An seiner linken Hand hing ein Plastikbeutel, aus dem es gedämpft klirrte. Er ließ sich auf dem größeren Stuhl nieder, demselben, den Miles vorhin gerade verlassen hatte, lehnte sich zurück, hängte ein Bein über eine Armlehne und seufzte matt, als wäre alle Luft aus ihm gewichen. Er hielt den Beutel hoch.
»Hier. Elegante Anästhesie.«
Miles nahm den Beutel und guckte hinein. Zwei Flaschen Wein, bei Gott, schon gekühlt. »Gott segne dich, mein Sohn. Ich habe mir schon gewünscht, ich könnte mich tagelang besaufen. Wie hast du das herausbekommen? Apropos, wie bist du hier hereingekommen? Ich dachte, ich befände mich in Einzelhaft.«
Miles stellte die zweite Flasche in den Kühlschrank, holte zwei Gläser und blies den Staub aus ihnen fort.
Gregor zuckte die Achseln.
»Sie konnten mich schwerlich draußen halten. Ich werde immer besser darin, auf etwas zu bestehen, weißt du. Doch Illyan hat dafür gesorgt, dass mein privater Besuch wirklich privat ist, darauf kannst du wetten. Und ich kann nur bis 25 Uhr bleiben.«
Gregors Schultern sanken zusammen, niedergedrückt von seinem bis auf die Minute bestimmten Zeitplan. »Außerdem gewährt die Religion deiner Mutter eine Art gutes Karma für den Besuch von Kranken und Gefangenen, und ich habe gehört, dass du beides in einem gewesen bist.«
Aha, also hatte seine Mutter Gregor diesen Tip gegeben. Miles hätte das schon ahnen können aufgrund des privaten Etiketts der Vorkosigans auf dem Wein – Himmel, sie hatte diesen guten Stoff geschickt.
Er hörte auf, die Flasche an ihrem Hals herumzuschwenken und hielt sie mit größerem Respekt. Miles war jetzt einsam genug, um ob dieser mütterlichen Intervention eher dankbar als verlegen zu sein. Er öffnete den Wein, goss ein und nahm nach barrayaranischer Sitte den ersten Schluck. Ambrosia! Er lümmelte sich auf den anderen Stuhl in einer Haltung, die der Gregors ähnelte. »Freut mich jedenfalls, dich zu sehen.«
Miles betrachtete seinen alten Spielkameraden. Wenn sie sich vom Alter her noch etwas näher gewesen wären, dann hätten sie noch mehr die Rollen von Pflegebrüdern übernehmen können, Graf und Gräfin Vorkosigan waren Gregors offizielle Vormunde gewesen, seit dem Chaos und dem Blutvergießen während Vordarians Versuch, den Thron zu rauben.
In ihrer Kindergruppe waren sie jedenfalls als ›sichere‹ Kameraden zusammen gewesen, Miles, Ivan, Elena, die fast gleichaltrig waren, und Gregor, der sich schon damals würdevoll benahm und Spiele tolerierte, für die er eigentlich schon ein bisschen zu alt war.
Gregor nahm sein Weinglas und trank einen Schluck. »Tut mir leid, dass es sich für dich nicht so gut entwickelt hat«, sagte er schroff.
Miles legte seinen Kopf schräg. »Ein kurzer Soldat, eine kurze Karriere.« Er nahm einen größeren Schluck. »Ich hatte gehofft,
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