Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Prinz und der Soeldner

Der Prinz und der Soeldner

Titel: Der Prinz und der Soeldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
habe mich oft gefragt, ob ich, wenn ich gewusst hätte, was ich jetzt weiß, hätte können …« Miles hielt inne und schüttelte den Kopf. »Oder vielleicht ist es wie mit der Höhenangst. Besser nicht nach unten schauen. Sonst wird man starr vor Angst und stürzt hinab.« Miles mochte Höhen nicht.
    »Wie war es als militärische Erfahrung verglichen mit Basis Lazkowski?«, fragte Gregor nachdenklich.
    »Oh, es gab gewisse Parallelen«, gab Miles zu. »Beides waren Aufgaben, für die ich nicht trainiert worden war, beide waren potentiell tödlich. Bei beiden bin ich um Haaresbreite davongekommen – und habe ein paar Haare verloren. Die Dendarii-Episode war … schlimmer. Ich verlor Sergeant Bothari. In einem gewissen Sinn verlor ich Elena. Zumindest in Camp Permafrost ist es mir gelungen, niemanden zu verlieren.«
    »Vielleicht wirst du besser«, gab Gregor zu bedenken.
    Miles schüttelte den Kopf und trank. Er hätte für etwas Musik sorgen sollen. Die undurchdringliche Stille dieses Zimmers war bedrückend, wenn das Gespräch stockte. Die Zimmerdecke war vermutlich keine hydraulische Konstruktion, die herunterkommen und ihn in seinem Schlaf zermalmen konnte, der Sicherheitsdienst hatte viel weniger schmutzige Methoden, um mit widerspenstigen Gefangenen fertigzuwerden. Es schien nur so, als senkte sich die Decke auf ihn herab. Nun ja, ich bin klein. Vielleicht erwischt sie mich nicht.
    »Ich nehme an, es wäre … unschicklich«, begann Miles zögernd, »dich zu bitten, dass du versuchst, mich hier herauszuholen. Es ist mir immer ziemlich peinlich vorgekommen, um eine kaiserliche Gunst zu bitten. Wie Schummeln oder so etwas.«
    »Was, du bittest einen Gefangenen des Kaiserlichen Sicherheitsdienstes, einen anderen zu befreien?« Gregors nussbraune Augen blickten ihn unter schwarzen Augenbrauen ironisch an. »Es ist ein bisschen peinlich, gegen die Grenzen meiner absoluten kaiserlichen Herrschaft anzutreten. Dein Vater und Illyan umfassen mich wie zwei Klammern.« Mit einer quetschenden Bewegung schloss er seine gewölbten Hände.
    Es war ein unterschwelliger Effekt dieses Zimmers, sagte sich Miles. Auch Gregor spürte ihn.
    »Ich würde, wenn ich könnte«, fügte Gregor entschuldigend an. »Aber Illyan hat kristallklar zu verstehen gegeben, dass er dich in der Versenkung haben will. Jedenfalls für einige Zeit.«
    »Zeit.« Miles nahm den letzten Schluck aus seinem Weinglas und entschied, dass er sich besser nichts mehr eingoss. Alkohol war ein Beruhigungsmittel, hieß es.
    »Für wie lange Zeit? Verdammt, wenn ich nicht bald etwas zu tun bekomme, dann werde ich zum ersten auf Vid aufgezeichneten Fall von spontaner menschlicher Verbrennung.« Er machte mit dem Finger eine derbe Geste zur Zimmerdecke.
    »Ich brauche nicht einmal … – ich muss nicht einmal das Gebäude verlassen, aber wenigstens könnten sie mir etwas Arbeit geben. In einem Büro oder als Hausmeister – ich bin schrecklich gut im Reinigen der Kanalisation –, irgend etwas. Als Papa mit Illyan darüber sprach, mich zum Sicherheitsdienst zu versetzen – da dies die einzige Abteilung wäre, die mich noch nähme –, da muss er an mehr gedacht haben als nur an ein M… M… Maskottchen.«
    Er schenkte sich wieder ein und trank, um seinen Wortschwall zu stoppen. Er hatte zuviel gesagt. Verdammter Wein. Verdammter Wein.
    Gregor hatte aus Takti-Go-Steinen einen kleinen Turm gebaut, den er jetzt mit einem Finger wieder einstürzte.
    »Oh, ein Maskottchen zu sein ist keine schlechte Arbeit, wenn du dich drauf verstehst.« Er stocherte zögernd in dem Haufen Spielsteinen herum. »Ich werde sehen, was ich tun kann. Aber ich verspreche nichts.«
    Miles wusste nicht, ob es am Kaiser lag, an den Wanzen, oder an Rädern, die schon in Bewegung gewesen waren (sich jedoch nur langsam drehten), aber zwei Tage später fand er sich mit dem Job eines Verwaltungsassistenten des Wachkommandanten des Gebäudes betraut. Es war Komkonsolenarbeit: Zeitpläne aufstellen, Personallisten führen, Computerdateien updaten.
    Der Job war eine Woche lang interessant, solange Miles ihn erlernte, danach geisttötend. Am Ende eines Monats begannen die Langeweile und die Banalität an seinen Nerven zu zehren. War er loyal oder nur dumm? Wächter, das erkannte Miles jetzt, mussten auch den ganzen Tag im Gefängnis zubringen. Tatsächlich war es jetzt für ihn als Wächter eine seiner Aufgaben, auf sich selber aufzupassen. Verdammt clever von Illyan, niemand anderer hätte ihn

Weitere Kostenlose Bücher