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Der Prinz und der Soeldner

Der Prinz und der Soeldner

Titel: Der Prinz und der Soeldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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bevor es irgend jemand anderer tut.« Gott, dieses Gespräch wurde allmählich morbide.
    »Ich weiß nicht mehr genau, gab es da nicht einmal einen Kaiser von China, der damit endete, dass er irgendwo mit dem Besen kehrte? Und tausend geringere Emigranten – Gräfinnen, die Restaurants betrieben … Flucht ist möglich.«
    »Flucht vor der Tatsache, dass du ein Vor bist? Das wäre eher wie … zu versuchen, vor dem eigenen Schatten davonzulaufen.«
    Es würde Augenblicke geben, im Dunkeln, wo es den Anschein hätte, als wäre ein Erfolg erreicht, aber dann … Miles schüttelte den Kopf und untersuchte den restlichen Inhalt des Plastikbeutels.
    »Aha! Du hast ein Takti-Go mitgebracht.« Er hatte nicht die geringste Lust, Takti-Go zu spielen, es hatte ihn schon mit vierzehn Jahren gelangweilt, aber irgend etwas war besser als nichts. Er holte es heraus und stellte es mit gewellter Fröhlichkeit zwischen ihnen auf.
    »Bringt alte Zeiten zurück.« Ein grässlicher Gedanke.
    Gregor raffte sich auf und machte einen Eröffnungszug. Er gab vor, daran interessiert zu sein, Miles zu vergnügen, welcher Interesse daran simulierte, Gregor aufzumuntern, welcher so tat, als ob … Miles war zerstreut und schlug Gregor in der ersten Runde zu schnell, dann spielte er aufmerksamer.
    In der nächsten Runde hielt er es enger und wurde mit einem Funken echten Interesses – gesegnetes Selbstvergessen – auf Gregors Seite belohnt. Sie öffneten die zweite Flasche Wein. Zu diesem Zeitpunkt begann Miles die Wirkungen des Alkohols zu spüren, die Zunge wurde schwer, er selber wurde schläfrig und stupide, es machte ihm kaum Mühe, Gregor die nächste Runde fast gewinnen zu lassen.
    »Ich glaube, ich habe dich in diesem Spiel nicht geschlagen, seit du vierzehn warst«, seufzte Gregor, der seine geheime Genugtuung darüber verbarg, dass bei der letzten Runde die Punktestände nur wenig auseinander lagen. »Du solltest Offizier bleiben, verdammt noch mal.«
    »Das ist kein gutes Kriegsspiel, sagt Papa«, kommentierte Miles. »Nicht genug Zufallsfaktoren und unkontrollierte Überraschungen, um die Realität zu simulieren. Ich hab’s gern auf diese Art.« Es war fast wohltuend: eine geistlose Routine an Logik, Hindernis und Gegenangriff, multiple verkettete Züge mit immer vollkommen objektiven Optionen.
    »Du solltest es ja wissen.« Gregor blickte auf. »Ich begreife immer noch nicht, warum sie dich nach Kyril geschickt haben. Du hast schon eine echte Raumflotte befehligt. Auch wenn es nur ein zerlumpter Haufen Söldner war.«
    »Psst. Diese Episode ist geheim und kommt offiziell in meinen militärischen Akten nicht vor. Glücklicherweise. Es würde meine Vorgesetzten nicht entzücken. Ich hatte nämlich kommandiert, nicht gehorcht. Allerdings habe ich die Dendarii Söldner weniger kommandiert als hypnotisiert. Ohne Kapitän Tung, der sich entschloss, meine Ambitionen zugunsten seiner eigenen Zwecke zu unterstützen, hätte alles sehr unangenehm geendet. Und viel früher.«
    »Ich dachte immer, Illyan würde mehr mit ihnen anfangen, danach«, sagte Gregor. »Wenn vielleicht auch ohne Absicht, so hast du doch eine ganze militärische Organisation insgeheim in den Dienst von Barrayar gebracht.«
    »Ja, ohne dass sie selbst es wussten. Nun, das ist geheim. Aber gib doch zu: dass sie Illyans Abteilung unterstellt wurden, war nur eine juristische Fiktion, jedermann wusste das.« Und würde sich seine eigene Unterstellung unter Illyans Abteilung sich auch als juristische Fiktion erweisen? »Illyan ist zu vorsichtig, um sich in intergalaktische militärische Abenteuer hineinziehen zu lassen. Ich befürchte, sein Hauptinteresse an den Dendarii Söldnern besteht darin, sie so weit wie möglich von Barrayar wegzuhalten. Söldner florieren durch das Chaos anderer Leute. Außerdem haben sie eine eigentümliche Truppenstärke, weniger als ein Dutzend Schiffe, drei- bis viertausend Mann. Das ist nicht euer unsichtbares sechsköpfiges Grundteam für verdeckte Operationen, obwohl sie auch solche Teams aufstellen können, und doch sind sie zu klein, um planetarische Operationen zu übernehmen. Sie haben ihre Basis im Weltraum, sind keine Bodentruppe. Wurmlochblockaden waren ihre Spezialität.
    Sicher, schonend im Umgang mit den Geräten, meistens unbewaffnete Zivilisten drangsalierend – so traf ich sie zuerst an, als unser Frachter durch ihre Blockade gestoppt wurde. Mir wird jetzt noch mulmig, wenn ich an die Risiken denke, die ich einging. Doch ich

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