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Der Prinz und der Soeldner

Der Prinz und der Soeldner

Titel: Der Prinz und der Soeldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Sprung auszudehnen, für die Menschheit, für pures Wissen, für den wirtschaftlichen Fortschritt von Kolonie Beta, für … – was hatte sie motiviert? Sie hatte ein mit sechzig Personen bemanntes Erkundungsschiff befehligt, weit weg von zu Hause und von Hilfe – es gab bestimmte beneidenswerte Aspekte ihrer früheren Karriere, das stand fest. Die Befehlskette zum Beispiel war eine gesetzliche Fiktion gewesen, draußen in der unbekannten Weite, und die Wünsche des betanischen Hauptquartiers waren nur Gegenstand von Spekulationen und Wetten.
    Sie bewegte sich so unspektakulär durch die barrayaranische Gesellschaft, dass nur ihre vertrautesten Beobachter erkannten, wie losgelöst sie von ihr war, niemanden fürchtend, nicht einmal den furchtbaren Illyan, von niemandem kontrolliert, nicht einmal vom Admiral selbst. Es war die beiläufige Furchtlosigkeit, schloss Miles, die seine Mutter so beunruhigend machte. Des Admirals Captain. In ihren Fußstapfen zu folgen wäre, wie durchs Feuer zu gehen.
    »Was geht dort draußen vor sich?«, fragte Miles. »Hier hat man fast soviel Spaß wie in Einzelhaft, weißt du? Hat man beschlossen, dass ich alles in allem ein Meuterer bin?«
    »Ich glaube nicht«, sagte die Gräfin. »Sie entlassen die anderen – deinen Leutnant Bonn und die übrigen – nicht gerade unehrenhaft, aber ohne Abfindungen oder Pensionen oder diesen Status des kaiserlichen Lehensmanns, der barrayaranischen Männern soviel zu bedeuten scheint …«
    »Stell es dir als eine komische Art von Reservist vor«, riet Miles. »Was ist mit Metzov und den Rekruten?«
    »Er wird auf dieselbe Art entlassen. Er hat am meisten verloren, denke ich.«
    »Sie lassen ihn einfach los?« Miles runzelte die Stirn.
    Gräfin Vorkosigan zuckte die Achseln. »Weil es keine Toten gab, kam Aral zu der Überzeugung, dass er kein Kriegsgerichtsverfahren mit einer härteren Strafandrohung ansetzen konnte. Man beschloss, die Rekruten mit keinerlei Vorwürfen zu belasten.«
    »Hm. Ich bin froh, glaube ich. Und … hm … ich?«
    »Du bleibst offiziell registriert als vom Kaiserlichen Sicherheitsdienst inhaftiert. Auf unbestimmte Zeit.«
    »Das In-der-Luft-Hängen soll also unbegrenzt weitergehen.« Er zupfte an seiner Bettdecke. Seine Fingerknöchel waren noch geschwollen. »Wie lange?«
    »So lange auch immer es braucht, bis der gewünschte psychologische Effekt eintritt.«
    »Was, mich verrückt zu machen? Weitere drei Tage dürften schon reichen.«
    Ihre Lippen zuckten. »Lange genug, um die barrayaranischen Militaristen davon zu überzeugen, dass du für dein … hm … Verbrechen angemessen bestraft wirst. So lange du in diesem ziemlich düsteren Gebäude festgehalten wirst, dürfen sie sich vorstellen, dass du der Behandlung ausgesetzt bist, die – wie auch immer – ihrer Vorstellung nach hier verabreicht wird. Wenn man dir erlaubt, in der Stadt von Party zu Party zu flattern, dann wird es viel schwieriger sein, die Illusion aufrechtzuerhalten, dass du hier mit dem Kopf nach unten an der Kellerwand hängst.«
    »Es erscheint alles so … unwirklich.« Er kauerte sich wieder in sein Kissen. »Ich wollte doch nur dienen.«
    Ein kurzes Lächeln huschte über ihren breiten Mund und verschwand wieder. »Bist du bereit, eine andere Art von Arbeit zu erwägen, mein Lieber?«
    »Ein Vor zu sein ist mehr als nur ein Job.«
    »Ja, es ist etwas Pathologisches. Ein zwanghafter Wahn. Die Galaxie ist gewaltig groß, Miles. Es gibt andere Arten zu dienen, und es gibt größere … Verantwortungsbereiche.«
    »Warum bleibst du dann hier?«, gab er zurück.
    »Ach.« Sie lächelte trübe über diesen Treffer. »Die Bedürfnisse mancher Leute sind zwingender als Schusswaffen.«
    »Apropos Papa, wird er wiederkommen?«
    »Hm. Nein. Ich soll dir sagen, dass er sich für eine Weile distanziert. Damit er sich nicht den Anschein gibt, als billige er deine Meuterei, während er dich tatsächlich unter der Lawine hervorholt. Er hat beschlossen, für die Öffentlichkeit zornig auf dich zu sein.«
    »Und ist er’s wirklich?«
    »Natürlich nicht. Jedoch … er hatte begonnen, für dich in seinen gesellschaftspolitischen Reformvorhaben einige Pläne mit längerer Perspektive zu machen, davon ausgehend, dass du eine solide militärische Karriere abschließt … er sah Wege, wie sogar deine angeborenen Schäden Barrayar dienen könnten.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Nun gut, mach dir keine Sorgen. Er wird zweifellos überlegen, wie er auch diese Situation

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