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Der Prinz und der Soeldner

Der Prinz und der Soeldner

Titel: Der Prinz und der Soeldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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zunutze machen kann.«
    Miles seufzte niedergeschlagen. »Ich möchte etwas tun. Ich möchte meine Kleider wiederhaben.«
    Seine Mutter verzog ihre Lippen und schüttelte den Kopf.
     
    Am gleichen Abend versuchte er, Ivan anzurufen.
    »Wo bist du?«, fragte Ivan misstrauisch.
    »Ich hänge in der Luft.«
    »Nun, da möchte ich auf keinen Fall hängen«, sagte Ivan grob und schaltete sein Gerät ab.

 
KAPITEL 7
     
    Am nächsten Morgen wurde Miles in ein anderes Quartier verlegt. Sein Führer brachte ihn nur ein Stockwerk tiefer und zerstörte damit Miles’ Hoffnungen, wieder den Himmel zu sehen. Der Offizier öffnete mit einem eingetippten Code eines der gesicherten Apartments, das gewöhnlich von geschützten Zeugen benutzt wurde. Und, überlegte Miles, von gewissen politischen Unpersonen. War es möglich, dass sein in der Luft hängendes Leben einen Chamäleon-Effekt hatte und ihn durchscheinend machte?
    »Wie lange werde ich hier bleiben?«, fragte Miles den Offizier.
    »Ich weiß es nicht, Fähnrich«, antwortete der Mann und ließ ihn allein. Sein Seesack, der mit seinen Kleidern vollgestopft war, und eine hastig gepackte Kiste lagen mitten auf dem Fußboden des Apartments. Alle seine weltlichen Güter von Kyril. Sie rochen muffig, mit einem kalten Hauch arktischer Feuchtigkeit.
    Miles durchstöberte sie – alles schien dabei zu sein, einschließlich seiner Wetterbibliothek – und erforschte dann sein neues Quartier. Es bestand aus einem Zimmer mit Bad und Kochnische und war schäbig möbliert in dem Stil, der vor zwanzig Jahren üblich gewesen war, mit ein paar bequemen Stühlen und einem Bett, leeren Kleiderschränken und Regalen und Einbauschränken.
    Es gab keine zurückgelassenen Kleidungsstücke oder Gegenstände oder sonstige Hinterlassenschaften, die einen Hinweis auf die Person irgendeines früheren Bewohners gegeben hätten. Es musste Wanzen geben. Jede glänzende Oberfläche konnte eine Vidkamera verbergen, und die Lauschohren befanden sich wahrscheinlich nicht einmal innerhalb des Zimmers. Aber waren sie eingeschaltet? Oder – fast eine noch schlimmere Beleidigung – machte sich Illyan vielleicht nicht einmal die Mühe, sie einzuschalten?
    Im äußeren Korridor gab es eine Wache und Fernüberwachungsgeräte, aber Miles schien zur Zeit keine Nachbarn zu haben. Er entdeckte, dass er den Korridor verlassen und in den wenigen Bereichen des Gebäudes herumgehen konnte, für die nicht die höchste Sicherheitsstufe galt, doch die Wachen an den Außentüren, die über seine Identität informiert waren, wiesen ihn höflich, aber bestimmt zurück. Er stellte sich vor, die Flucht zu versuchen, indem er sich vom Dach abseilte – dabei würde er vermutlich erschossen werden und die Karriere irgendeines armen Wachsoldaten ruinieren.
    Ein Sicherheitsoffizier fand ihn, wie er ziellos umherwanderte, führte ihn zu seinem Apartment zurück, händigte ihm eine Handvoll Gutscheine für die Cafeteria des Gebäudes aus und gab ihm nachdrücklich zu verstehen, man würde es zu schätzen wissen, wenn er zwischen den Mahlzeiten in seinem Quartier bliebe. Nachdem der Offizier gegangen war, zählte Miles mit morbider Neugier die Gutscheine und versuchte daraus auf die voraussichtliche Dauer seines Aufenthalts zu schließen. Es waren genau hundert Gutscheine. Miles schauderte.
    Er packte seine Kiste und seinen Sack aus, sortierte alles heraus, was durch die Schallwäsche gehen sollte, um den letzten noch verbliebenen Geruch von Camp Permafrost zu beseitigen, hängte seine Uniformen auf, putzte seine Stiefel, arrangierte seine Besitztümer ordentlich in ein paar Regalfächern, duschte und zog eine frische grüne Interimsuniform an.
    Damit war eine Stunde rumgebracht. Wie viele folgten noch?
    Er versuchte zu lesen, konnte sich aber nicht konzentrieren, und schließlich setzte er sich auf den bequemsten Stuhl, schloss die Augen und tat so, als sei dieses fensterlose, hermetisch abgeschlossene Zimmer eine Kabine an Bord eines Raumschiffs. Auf der Ausreise.
    Zwei Abende später saß er auf demselben Stuhl und verdaute gerade ein bleischweres Abendessen aus der Cafeteria, als es an der Tür läutete.
    Überrascht stand er auf und humpelte los, um eigenhändig zu öffnen. Vermutlich kein Erschießungskommando, obwohl man ja nie wusste.
    Fast änderte er seine Vermutung über das Erschießungskommando, als er vor der Tür Sicherheitsoffiziere mit stahlharten Gesichtern in grünen Uniformen warten sah. »Verzeihen Sie,

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