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Der Prinz und der Soeldner

Der Prinz und der Soeldner

Titel: Der Prinz und der Soeldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Fehlen –, was mich am meisten beunruhigt. Allgemeines Chaos in der Region wäre für Cetaganda ebenso schädlich wie für uns. Aber falls nach dem Ende des Chaos Cetaganda irgendwie die Kontrolle über die Hegen-Nabe erlangt hätte – oje! Dann könnten die Cetagandaner den barrayaranischen Verkehr blockieren oder kontrollieren, so wie wir es mit dem ihrigen durch Komarr tun. In der Tat, wenn man die andere Seite des Sprunges Komarr-Cetaganda als unter ihrer Kontrolle befindlich betrachtet, dann würden sie über zwei unserer vier hauptsächlichen galaktischen Routen dominieren. Etwas Labyrinthisches, Indirektes – es riecht nach den Methoden von Cetaganda. Oder würde riechen, wenn ich ihre klebrigen Hände dabei ertappen könnte, dass sie irgendwelche dieser Fäden ziehen. Sie müssen da sein, selbst wenn ich sie noch nicht sehen kann …«
    Illyan schüttelte grübelnd den Kopf. »Wenn der Sprung nach Jackson’s Whole abgeschnitten wäre, dann müssten alle anderen ihre Routen durch das cetagandanische Imperium verlegen … der Profit da …«
    »Oder durch unser Gebiet«, betonte Miles. »Warum sollte Cetaganda uns diesen Gefallen tun?«
    »Ich habe an eine Möglichkeit gedacht. Tatsächlich habe ich an neun Möglichkeiten gedacht, aber diese eine ist für dich, Miles. Was ist die beste Methode, um einen Sprungpunkt zu erobern?«
    »Von beiden Enden aus zugleich«, sagte Miles automatisch auf.
    »Was einer der Gründe ist, warum Pol sorgsam darauf bedacht war, uns nie eine militärische Präsenz in der Hegen-Nabe aufbauen zu lassen. Aber nehmen wir einmal an, dass irgend jemand auf Pol auf das hässliche Gerücht stößt, das aus der Welt zu schaffen mir soviel Schwierigkeiten bereitet hat, nämlich dass die Dendarii Söldner die private Armee eines bestimmten barrayaranischen Vor-Lords sind? Was werden sie denken?«
    »Sie werden denken, dass wir uns darauf vorbereiten, sie zu überfallen«, sagte Miles. »Sie könnten paranoid werden – in Panik geraten –, sogar eine zeitweise Allianz mit, sagen wir mal, Cetaganda eingehen?«
    »Sehr gut«, nickte Illyan.
    Hauptmann Ungari, der bisher zugehört hatte mit der höflichen Geduld eines Mannes, der das alles schon einmal früher mitgemacht hat, blickte auf Miles, als sei er leicht ermutigt, und stimmte dieser Hypothese mit einem Kopfnicken zu.
    »Aber selbst wenn man sie als eine unabhängige Kraft betrachtet«, fuhr Illyan fort, »dann bedeuten die Dendarii einen weiteren destabilisierenden Einfluss in der Region. Die ganze Situation ist beunruhigend – wird von Tag zu Tag gespannter, ohne ersichtlichen Grund. Nur ein kleines bisschen Gewalt mehr – ein Fehler, ein tödlicher Vorfall – könnte Turbulenzen auslösen, klassisches Chaos, den Ernstfall, unaufhaltsam. Gründe, Miles! Ich möchte Informationen haben.«
    Im allgemeinen verlangte Illyan nach Informationen mit der gleichen Leidenschaft, mit der ein unter Entzugserscheinungen leidender Juba-Süchtiger nach einer Nadel verlangt. Er wandte sich jetzt an Ungari.
    »Also, was meinen Sie, Hauptmann? Eignet er sich?«
    Ungari ließ sich Zeit mit der Antwort. »Er ist … physisch auffälliger, als ich dachte.«
    »Als Tarnung ist das nicht unbedingt ein Nachteil. In seiner Gesellschaft müssten Sie eigentlich nahezu unsichtbar sein. Als Jäger, der sich hinter einem Bock verbirgt.«
    »Vielleicht. Aber kann er die Belastung aushalten? Ich werde nicht viel Zeit für Babysitting haben.« Ungaris Stimme war ein kultivierter Bariton, offensichtlich gehörte er zu den modernen, gebildeten Offizieren, obwohl er keine Akademie-Nadel trug.
    »Der Admiral scheint es zu glauben. Soll ich dem widersprechen?«
    Ungari blickte auf Miles.
    »Sind Sie sicher, dass das Urteil des Admirals nicht durch … persönliche Hoffnungen beeinflusst ist?«
    Sie meinen durch Wunschdenken , übersetzte Miles im stillen dieses leichte Zögern.
    »Wenn das so wäre, dann zum ersten Mal.« Illyan hob die Schultern. Und für alles gibt es ein erstes Mal , hing unausgesprochen im Raum.
    Illyan fixierte jetzt Miles mit einem Blick voller grimmiger Eindringlichkeit. »Miles, glaubst du, du könntest – falls nötig – noch einmal die Rolle von Admiral Naismith spielen, für kurze Zeit?«
    Er hatte es kommen sehen, aber die laut ausgesprochenen Worte bewirkten doch einen seltsamen kalten Schauder. Diese unterdrückte Persönlichkeit wieder zu aktivieren … Es war nicht nur eine Rolle, Illyan.
    »Ich könnte wieder Naismith spielen,

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