Der Prinz von Astrilandis
kleinen Schleppe auf der Erde auf und im Palast waren zwei Dienerinnen dazu auserkoren, diese Schleppe hinter Laonira herzutragen. Myadnes Kleid war etwas kürzer und in zwei Lagen gearbeitet. Die obere Lage war ebenfalls mit Perlen bestickt, dazwischen aber waren leuchtend blaue Steine aufgenäht, die bei jedem Lichteinfall glitzerten und das Gewand wie fließendes Wasser aussehen ließen. Myadne, die sich selbst nur in einem kleinen silbernen Handspiegel sehen konnte, drehte sich vor Entzücken vor ihren Dienerinnen, die ihr bestätigten, dass es das schönste Kleid war, das je für sie gemacht worden war. Sogar die kleinen Pantoffeln, die sie trug, hatten passend zu ihrem Kleid blaue Steine und Perlen aufgenäht. Obwohl Laonira die wertvolle Krone von Miatris tragen würde, wusste Myadne, dass allein ihr alle Aufmerksamkeit gewiss war.
Die Prozession begann um die Mittagszeit vor den Toren des Palastes von Miatris. Alle Träger und Teilnehmer der Prozession waren bereits anwesend, als Laonira mit Krotos und Myadne die tragbaren Throne bestiegen. Kleine weiße Inselpferde, die mit bestickten Decken und Federn zwischen den Ohren geschmückt waren, führten den Zug an. Fanfaren wurden geblasen und die Menge setzte sich in Bewegung. Der Weg führte zunächst am Meer entlang, wo er bald etwas bergauf in den inneren Teil der Insel abbog. Überall standen Menschen, die Laonira und ihrer Gefolgschaft winkten und zujubelten.
Ihr erster Halt war ein kleines Felsplateau, das den Eingang in ein Tal markierte, das sie durchqueren würden. Auf dem Felsplateau war ein Altar aufgebaut, der mit gelben Tücher und weißen Lilien geschmückt war. Laonira stieg von ihrem Thron herab und ein hoher Priester, der sie bereits erwartet hatte, führte sie zum Altar. Dort stand eine große vergoldete Schale, in der Laonira ihre Hände wusch, um dann auf dem Altar kleine Büschel aus duftenden Kräutern zu entzünden, die mit ihrem süßlichen Geruch bald die ganze Gefolgschaft einhüllten. Dieses Opfer sollte die Fruchtbarkeit der Frauen sichern und Miatris viele neue Nachkommen bescheren. Myadne, die ihre Mutter genau beobachtet hatte, warf einen Blick zu Krotos, der gelangweilt auf seinem Thron saß und sich die Nase rieb. Schweißtropfen standen ihm auf der Stirn, aber er versuchte, der Zeremonie Aufmerksamkeit zu schenken. Auch Myadne war dieser Geruch unangenehm, aber sie nahm sich zusammen und blickte stolz auf die sie umgebenden Träger. Laonira nahm wieder auf ihrem Thron platz, sie gab ein Zeichen und die Prozession setzte sich erneut in Bewegung. Die Sonne stand inzwischen hoch am Himmel, als die Menge sich durch das grüne Tal begab. Hier war die Luft frischer und der kleine Fluss, an dem sie entlang getragen wurden, brachte etwas Kühlung. Sie steuerten auf einen Platz zu, der durch kleine runde Zelte schon von weitem zu sehen war. Dort sollte es eine kurze Pause mit Erfrischungen geben. Myadne erinnerte sich, dass im letzten Jahr die jungen Mädchen der Insel Tänze aufgeführt hatten, die so aufreizend waren, dass ihre Mutter sie für dieses Jahr verboten hatte. Sie vermutete, dass ihre Mutter nicht wollte, dass Krotos sich in eines dieser hübschen Mädchen verliebte. Laonira war noch immer eine schöne Frau, aber die zarten Fältchen um die Augen und den Mund waren nicht mehr zu übersehen. Da sie außer Fisch und Früchte kaum Nahrung zu sich nahm, hatte sie ihre schlanke Figur bewahren können. Auch ihr volles Haar, das über und über mit Perlen bestückt war, konnte es mit dem von Myadne aufnehmen. Nur ihre Haut war nicht mehr so makellos schön wie früher. Auf den Händen und Armen zeigten sich dunkle Flecken, die ein Zeichen ihres Alters waren. Krotos hatte ihr immer wieder versichert, dass sie für ihn die schönste der Frauen war, aber Laonira hatte bemerkt, dass er ihre Dienerinnen, die sie laufend umgaben, genau beobachtete. Sie hatte sie selbst ausgesucht und darauf geachtet, dass sie ebenmäßig und gesund waren. Seine Blicke verrieten ihr, dass Krotos sehr wohl die Schönheit dieser jungen Frauen bemerkte.
Im Kreis der Zelte war ein großer Teppich aus Ziegenfellen ausgelegt, wo Laonira, Myadne und Krotos sich setzen konnten. Einige der Ältesten waren bei der Prozession auch dabei und nahmen auf dem Teppich platz. Rund um den Sitzplatz standen Diener in festlichen Gewändern, die mit Palmwedeln den Herrschenden Luft zu fächelten. Es wurden auf großen Tabletts Früchte wie Feigen, Orangen, Datteln und
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