Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Prinz von Atrithau

Der Prinz von Atrithau

Titel: Der Prinz von Atrithau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Bakker
Vom Netzwerk:
nun also seine Bücher! Die Scharlachspitzen litten ebenso wie der übrige Heilige Krieg und debattierten deshalb darüber, ob sie sich mit den Hohen Herren treffen und erklären sollten, künftig offen mit den Inrithi in die Schlacht zu ziehen. Sich von Anfang an ins Kriegsgetümmel einzumischen, wäre Wochen zuvor noch undenkbar gewesen.
    Zugeständnisse zogen meist immer extremere Zugeständnisse nach sich. Um sein erstes Zugeständnis zu erfüllen, musste Eleäzaras nun ein zweites machen, das die Scharlachspitzen den tödlichen Chorae der Bogenschützen des Padirajah aussetzen würde, die die Kaiserlichen Ordensleute schon mehrmals stark dezimiert hatten. Und ihm war klar, dass dieses neuerliche Zugeständnis die Scharlachspitzen so weit schwächen konnte, dass sie die Hoffnung würden begraben müssen, die Cishaurim zu besiegen.
    Die verwünschten Chorae! Diesen Tränen Gottes war es ganz gleich, ob Inrithi oder Fanim mit ihnen herumfuchtelten – Hauptsache, es waren keine Hexenmeister. Offenbar musste man Gott nicht korrekt deuten, um sich seiner Macht zu bedienen.
    Immer mehr Zugeständnisse. Und zunehmende Verzweiflung. Eleäzaras hatte erkannt, dass die Lage so ernst war und sich die Dinge so zugespitzt hatten, dass jede Nachricht dem Orden das Rückgrat brechen konnte.
    Selbst die Worte des Kriegersklaven, der zu seinen Füßen kniete, konnten ihren Untergang ankündigen.
    Eleäzaras rang nach Atem. »Was hast du erfahren, Hauptmann?«
    »Proyas hat den Ordensmann der Mandati vor den Rat gebracht«, sagte Sinerses.
    Eleäzaras bekam eine Gänsehaut. Seit er von der Zerstörung ihres Stützpunkts in Iothiah erfahren hatte, hatte er die Rückkehr des Mandati befürchtet.
    »Du meinst Drusas Achamian?«
    Er ist gekommen, um Vergeltung zu üben.
    »Ja, Hochmeister. Er ist…«
    »Ist er allein unterwegs? Oder hat er Ordensbrüder dabei?« Mit Achamian allein ließ sich gut fertig werden. Ein Rudel Mandati dagegen konnte ihr Ruin sein. Zu viele Scharlachspitzen waren schon gestorben.
    Wir können es uns nicht leisten, noch mehr zu verlieren!
    »Er scheint allein zu sein, aber…«
    »Klagt er uns an? Macht er unseren erhabenen Orden schlecht?«
    »Er redet von Hautkundschaftern, Hochmeister!«
    Eleäzaras schaute den Hauptmann verständnislos an.
    »Er sagt, sie sind unter uns«, fuhr Sinerses fort. »Und zwar überall! Er hatte sogar einen ihrer Köpfe dabei – scheußlich war das, Meister! Dass so ein Ding… Aber verzeiht, dass ich abgeschweift bin! Chinjosa selbst hat mich gesandt. Er bittet um Weisungen. Der Hexenmeister der Mandati bestürmt die Hohen Herren, den Kriegerpropheten freizulassen…«
    Prinz Kellhus? Eleäzaras blinzelte und hatte noch immer alle Mühe, aus dem Geschwätz des Hauptmanns schlau zu werden.
    Na klar! Sie waren doch Freunde gewesen… Dieser Mandati hatte Kellhus doch unterrichtet!
    »Er will, dass sie ihn freilassen?«, brachte Eleäzaras mit geheuchelter Distanz über die Lippen. »Und warum?«
    Der halbverhungerte Sinerses bekam Stielaugen. »Wegen der Hautkundschafter… Er behauptet, dieser Kriegerprophet sei der Einzige, der sie wahrnehmen könne.«
    Der Kriegerprophet. Seit sie aus der Wüste gekommen waren, beobachteten sie ihn mit wachsender Beklemmung – besonders seit klar war, wie viele ihrer Kriegersklaven heimlich Zaudunyani geworden waren. Als Ikurei Conphas zu ihm gekommen war und versprochen hatte, Kellhus zu demontieren, hatte Eleäzaras Chinjosa angewiesen, den Oberbefehlshaber der Nansur in jeder Hinsicht zu unterstützen. Obwohl er noch immer einen Krieg zwischen den Orthodoxen und den Zaudunyani befürchtete, hatte er doch gedacht, zumindest Anasûrimbor Kellhus’ Schicksal sei damit besiegelt.
    »Wie meinst du das?«
    »Er sagt, da nur dieser Prophet sie sehen könne, müsse man ihn freilassen, damit der Heilige Krieg gereinigt werde. Nur so, meint er, werde Gott seinen Zorn von uns abwenden.«
    Als altem Meister des Jnan war es Eleäzaras zuwider, im Beisein seiner Sklaven Gefühle zu zeigen, aber die letzten Tage… waren wirklich hart gewesen. Die Miene, die er Sinerses nun zukehrte, war verwirrt, und er schien ein alter Mann geworden zu sein, der sehr viel Angst vor der Welt bekommen hatte.
    »Lass möglichst viele Männer antreten«, sagte er abwesend. »Und zwar sofort!«
    Sinerses hetzte davon.
    Kundschafter! Überall! Und wenn er sie nicht aufspürte… Wenn er sie nicht aufspürte…
    Er würde mit dem Kriegerpropheten reden, diesem heiligen

Weitere Kostenlose Bücher