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Der Prinz von Atrithau

Der Prinz von Atrithau

Titel: Der Prinz von Atrithau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Bakker
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Kellhus hatte ihn und all die dummen Inrithi gleichermaßen geschwächt.
    Er hat meinem Sohn den Namen Moënghus gegeben!
    Wie hätte er ihn besser ärgern und zugleich reinlegen können? Cnaiür war benutzt worden. Sogar jetzt, da ihm all dies klar wurde, benutzte ihn der Dûnyain!
    Aber egal…
    Es gab keine Sitten und Gebräuche, die ununterbrochen Geltung hatten. Und keine Ehre. Die Welt war so weglos wie Steppe und Wüste!Und es gab keine Menschen – nur Kreaturen, die kratzten, flehten, wimmerten, brüllten, sich aus Begehrlichkeit an der Welt zu schaffen machten und wie Tanzbären nach diesem oder jenem absurden Brauch tanzten. All die vielen Männer des Stoßzahns töteten und starben für Illusionen. Begehren allein beherrschte die Welt.
    Das war das Geheimnis der Dûnyain – und darin lag ihre Ungeheuerlichkeit und ihre Faszination.
    Seit Moënghus ihn verlassen hatte, hatte Cnaiür stets sich für den Verräter gehalten. Immer hatte er einen Gedanken oder ein Begehren zu viel gehabt! Inzwischen aber wusste er, dass der Verrat im Chor verurteilender Stimmen wohnte, der ihn aus dem Nichts heraus anbrüllte und hasserfüllt beschimpfte.
    Serwë war mein Beweis!
    Ihr Lügner und Dummköpfe – euch zeig ich’s!
    Es gab keine Ehre. Nur Zorn und Zerstörung.
    Nur Hass.
    Die Jagd muss noch nicht zu Ende sein!
    Cnaiür ließ die verlassenen Mietskasernen hinter sich und sprengte über einen Basar. Auf halbem Weg sah er die Obelisken von Csokis über einem niedrigen bebauten Hang aufragen. Nachdem er zwischen baufälligen Lagerhäusern durchgeritten war, stieß er auf eine Straße, die er kannte, und peitschte sein Pferd an ausgebrannten Residenzen entlang. Als er es nach rechts riss, musste es plötzlich aus vollem Lauf ein Hindernis überspringen, ein Steinbecken, das wohl zu einer Wäscherei in der Nähe gehört hatte. Cnaiür spürte schon in der Luft, dass sein Schimmel ein Hufeisen verlieren würde, und tatsächlich wieherte das Tier laut auf und kam lahmend zum Stehen.
    Fluchend sprang er ab und rannte los, wusste aber, dass er nun keine Möglichkeit mehr hatte, Sarcellus zu überholen. Doch eine Ecke weiter tat sich der weiße Kaiaul – wundersam genug – vor ihm auf. Das Wasser, das zwischen seinen Pflastersteinen stand, bildete ein schimmerndes Kreuzgitter – jedenfalls dort, wo nicht tausende von Hungernden den Platz bevölkerten.
    Erst wusste er nicht, ob der Anblick so vieler Inrithi ihn bestürzen oder ermutigen sollte. Die meisten waren sicher Zaudunyani, was Sarcellus davon abhalten mochte, den Dûnyain sofort zu töten – falls er das wirklich vorhatte. Cnaiür drängte sich durch die erschrockenen Zuschauer und hielt dabei vergeblich nach dem Tempelritter Ausschau. In der Ferne sah er den Umiaki düster und buckelig vor dunstigen Säulengängen und Tempelfassaden stehen. Die plötzliche Gewissheit, dass der Dûnyain tot war, raubte ihm den Atem.
    Es ist vorbei.
    Er glaubte, nie etwas Qualvolleres gedacht zu haben, und spähte verzweifelt voraus. Die pralle Sonne ließ Dampf vom feuchten Platz aufsteigen. Er musterte die Menschen ringsum und empfand eine plötzliche, schwindelerregende Erleichterung. Viele sangen. Andere sahen bloß auf die zum Himmel wachsenden Äste. Alle schienen vom Hunger gebeutelt, aber nicht untröstlich.
    Er lebt noch – sonst gäbe es längst Ausschreitungen…
    Cnaiür boxte sich vorwärts und merkte bald erschrocken, dass die halbverhungerten Inrithi ihm den Weg frei machten. Er hörte Leute »Scylvendil« schreien – aber nicht zum Gruß (wie in Anwurat), sondern als Fluch oder Gebet. Schon folgten ihm viele höhnend oder lauthals jubelnd. Alle schienen sich nach ihm umzudrehen, und eine breite Gasse öffnete sich vor ihm, die fast bis zum Umiaki reichte.
    »Scylvendil«, riefen die Männer des Stoßzahns. »Scylvendi!«
    Wie stets bewachten Tempelritter den Baum, nun aber in Dreier- oder Viererreihen, als erwarteten sie eine Schlacht. Berittene Patrouillen arbeiteten sich durch die weitere Umgebung. Als einzige Inrithi hatten die Tempelritter sich geweigert, Sachen der Kianene zu tragen, und wirkten im zerlumpten Gold und Weiß ihrer Umhänge nun fürchterlich heruntergekommen. Ihre Helme und Kettenhemden allerdings funkelten in der Sonne.
    Als Cnaiür sich ihnen näherte, sah er Sarcellus mit Gotian in einer Gruppe Tempelritter stehen. Die beiden Männer schienen sich zu streiten. Der Umiaki ragte hinter ihnen auf und verzweigte sich dunkel am meerblauen

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