Der Prinzessinnenclub
Blümlein«, unterbrach Emma plötzlich. »Was meinen Sie: Soll ich die rosa Geranien hier in einen Extrakasten pflanzen? Oder mögen Sie es lieber bunt gemischt?«
»Warte, Kind, ich komme.« Offensichtlich ganz erleichtert über die Unterbrechung, stand Frau Blümlein auf, um nach Emmas Geranien zu sehen. Der Augenblick der Wahrheit war vorbei!
Ich hätte Emma erwürgen können!
Auf dem Heimweg schimpfte ich wie ein Rohrspatz: »Mensch, Emma, Frau Blümlein war kurz davor, mir von diesem geheimnisvollen Streit zwischen ihr und Frau Puppel zu erzählen. Und da fängst du plötzlich mit deinen blöden Geranien an!«
»Aber woher sollte ich denn das wissen?«, verteidigte sich Emma beleidigt.
»Ja, hast du denn gar nicht zugehört?«, fragte ich.
Emma schüttelte den Kopf. »Nö, wenn ich mit den Händen arbeite, bin ich total konzentriert. Dann kriege ich nichts anderes mit.«
»Das habe ich gemerkt«, murmelte ich verärgert.
Langsam wurde auch Emma sauer. »Ich versteh überhaupt nicht, wieso das so wichtig sein soll!«, fauchte sie. »Ich meine, es geht uns doch gar nichts an, warum sich Frau Blümlein mit dieser Frau Popel gestritten hat!«
»Puppel«, verbesserte ich. »Sie heißt Marlies Puppel. Und du hast recht, es geht uns nichts an, aber es interessiert mich eben! Ich spüre irgendwie, dass da ein richtiges Drama dahintersteckt.« Ich sah Emma erwartungsvoll an. »Fühlst du das nicht auch?«
Emma zuckte die Achseln. »Weiß nicht. Nö.«
Ich seufzte resigniert. Anscheinend fehlte Emma jeder Sinn für Dramatik! Himmel, gab es denn keine achte Prinzessinnenregel, die ein derartiges Desinteresse an menschlichen Geheimnissen strikt untersagte?
»Mensch, da hast du vielleicht einen Aufstand gemacht...!«, sagt Emma kopfschüttelnd. »Ich hab überhaupt nicht verstanden, was das Theater sollte.«
»Hab ich gemerkt«, antworte ich trocken.
»Jetzt hört aber mal auf, ihr zwei!«, sagt Sissi streng. »Wir sind dem Geheimnis von Frau Blümleins und Frau Puppels Streit doch noch auf die Spur gekommen.«
»Ja, aber bestimmt nicht durch Emma!«, sage ich spitz.
»Nein«, lächelt Sissi, »durch meine Mutter und die Konditorei Lilienthal...«
I n den nächsten Tagen saß ich nachmittags meist zu Hause, um zu lernen. Wir mussten jetzt ziemlich viel für die Schule tun. Die Schonzeit für uns Neulinge schien bereits vorbei zu sein. Einige Lehrer hatten sogar schon die ersten Klassenarbeiten angekündigt.
»Wenn ich in der Bioklausur die vier Mägen der Kuh beschreiben soll, kriege ich einen Schreikrampf«, prophezeite ich Sissi und Emma.
»Keine Sorge«, unkte Sissi, »so leicht wird Herr Dickefett es uns bestimmt nicht machen.«
Ich stöhnte. »Bio ist ja nur der Anfang! Nächste Woche schreiben wir dann auch noch die Mathearbeit.«
»Och, was wir zurzeit in Mathe machen, hab ich einigermaßen verstanden«, sagte Emma eifrig. »Wenn du willst, erkläre ich es dir, Diana!«
Ich stieß Emma in die Seite. »Gib zu, Prinzessin: Du willst dir doch nur auf leichte Weise eine gute Tat verdienen!«
»Ph... das habe ich gar nicht nötig«, gab Emma mit erhobener Nase zurück. »Ich habe nämlich gestern Frau Blümlein ihre Torte gebracht. Weil Sissi nicht konnte.«
»Soso«, sagte ich. »Und wie machen sich unsere Balkonblumen?«
Emma strahlte vor Stolz. »Sehen super aus! Frau Blümlein hat mir übrigens erzählt, dass ihr Sohn Bernd unsere Aktion auch ganz toll fand.«
»Sag bloß, er hat seine Mutter inzwischen mal besucht?«, fragte Sissi ungläubig.
Emma schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht! Frau Blümlein hat ihm am Telefon davon erzählt. - Aber anscheinend hat er sie ins Theater eingeladen! Nächsten Mittwoch will Bernd Blümlein seine Mutter in den ›Sommernachtstraum‹ führen. Ihr könnt euch vorstellen, wie sehr sie sich darauf freut...!«
»Schafft sie das denn mit ihrem Bein?«, fragte ich zweifelnd.
»Klar«, meinte Emma. »Ihr Sohn holt sie mit dem Auto ab und bringt sie anschließend wieder nach Hause.«
»Vielleicht haben wir ihm ja unrecht getan. Und er ist doch nicht so eine Schnarchnase«, überlegte Sissi.
»Abwarten«, sagte ich skeptisch. Eine einzige Theatereinladung reichte mir noch nicht aus, um meine Meinung über Frau Blümleins wunderbaren hochbeschäftigten Sohn nachhaltig zu ändern. Da musste schon ein bisschen mehr passieren …
»Was willst du eigentlich an deinem Geburtstag machen, Sissi?«, warf Emma etwas unvermittelt ein. »Es sind ja nur noch
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