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Der Prinzessinnenmörder

Der Prinzessinnenmörder

Titel: Der Prinzessinnenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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mietete. Und unter fremdem Namen war das Mieten eines Autos ein schwieriges Unterfangen. Man musste Führerschein und Kreditkarte vorlegen. Rathberg hatte keine Zeit, sich mit falschen Dokumenten auszurüsten. Die Chancen standen daher gut, dass man bald auf ihn stoßen würde.
     
    Gegen Viertel nach eins waren auf dem Monitor von Rathbergs Laptop zwei uniformierte Polizeibeamte aufgetaucht. Die Polizisten standen hinter dem Transporter auf dem S-Bahn-Parkplatz und starrten auf das Nummernschild des Wagens. Dann ging einer der beiden zum Streifenwagen zurück, der am linken Bildrand halb zu sehen war, und holte einen dünnen Aktenordner. Währenddessen verharrte sein Kollege im Abstand von wenigen Metern hinter dem Transporter und fixierte das Fahrzeug, als könne es jeden Moment explodieren. Als der Aktenordnerholer zurückgekehrt war, sahen beide zusammen in den Aktenordner, nickten und blickten sich um. Die Gesichter der Beamten waren ernst und angespannt. Der Ausdruck in den Beamtengesichtern wurde, soweit das möglich war, noch ernster, als man die Kamera im Wagen entdeckte. Ein Gesicht kam näher, ein behandschuhter Polizeifinger wurde in Richtung Kamera gestreckt.
    Damit war Plan A hinfällig geworden. Die Polizei hatte Rathbergs Wagen gefunden, woraus folgte, dass sie nach ihm gesucht hatten. Das wiederum konnte nur bedeuten, dass man Rathberg als Täter im Visier hatte. Die Polizei würde in Kürze im gesamten Landkreis Straßenkontrollen errichten. Vermutlich waren die Behörden bereits im Besitz von Fotos, so dass man ihn ohne weiteres identifizieren konnte. Wenn er in eine Kontrolle geriete, wäre es das Ende. Nachdem die Mittel der Polizei begrenzt waren, würde sie sich bei ihren Kontrollen vermutlich auf die strategisch optimalen Stellen konzentrieren. Mit Sicherheit würde auf der B  318 zwischen Gmund und Holzkirchen kontrolliert werden. Den ursprünglich auserkorenen Platz bei Warngau würde Rathberg nicht unbehelligt erreichen. Dass vor Gmund kontrolliert würde, war hingegen unwahrscheinlich. Ein Kontrollposten war effizienter an einer Stelle, an der die beiden Arme der Ringstraße um den Tegernsee sich bereits zur B  318 vereinigt hatten – und das war erst hinter Gmund der Fall. Rathberg hatte mehrere Notfallszenarien entwickelt. In einem davon spielte die Pfarrkirche in Gmund eine tragende Rolle.
    Es war noch eine Dreiviertelstunde Zeit, bis er das Mädchen abholen konnte. Er bestellte beim Zimmerservice einen Kaffee und beschloss, den Wagen so lange wie möglich in der Hotelgarage zu lassen. Es war nicht auszuschließen, dass die Polizei bereits von seinem neuen Mietwagen wusste. Ein furchtbarer Gedanke schoss Rathberg mit einem Mal durch den Kopf. Er griff hektisch nach seinem Handy – und beruhigte sich wieder. Es war ausgeschaltet. Sie würden ihn nicht orten können. Er hörte die Handymailbox vom Festnetzapparat in seinem Hotelzimmer ab. Vielleicht hatte das Mädchen draufgesprochen. Auf der Mailbox war jedoch nur der Anruf einer vietnamesischen Änderungsschneiderei in Unna. Sie teilte mit, dass Rathbergs Hosen, die verlängert werden sollten, fertig seien und auf Abholung warteten. Rathberg war sich sicher, dass er die Hosen nicht mehr abholen würde. Doch hatte er im Voraus bezahlt. Aus irgendeinem Grund beruhigte es Rathberg zu wissen, dass er dem vietnamesischen Schneider nichts schuldig bleiben würde.
     
    Kurz vor halb zwei fuhr Wallner auf dem Parkplatz des Schlosses vor, in dem die Evangelische Akademie Tutzing untergebracht war. Die Teilnehmer des Seminars »Rhythmen und Eigenzeiten« waren gerade von einem Spaziergang am See zurückgekehrt und nahmen in einem der Seminarräume eine Erfrischung zu sich. Wallner ersuchte eine Angestellte der Akademie, Pfarrer Körting vor die Tür zu bitten. Kurz darauf kam die Dame wieder aus dem Seminarraum. Sie wurde von einem etwa sechzig Jahre alten, weißhaarigen Mann begleitet, der ein Aktenköfferchen in der Hand hielt. Die Dame deutete dezent auf Wallner, verabschiedete sich flüsternd und verschwand.
    »Was kann ich für Sie tun«, sagte der weißhaarige Mann.
    »Wallner. Kripo Miesbach. Ich müsste dringend mit Pfarrer Körting sprechen.«
    Der Mann sah Wallner konsterniert an. Wallner zog daraus keine Schlüsse. Die meisten Menschen reagierten konsterniert, wenn unvermutet die Kriminalpolizei vor ihnen stand.
    »Ich bin Pfarrer Körting«, sagte der Mann.

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    33 . Kapitel
    W allner betrachtete den weißhaarigen Mann, der

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