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Der Prinzessinnenmörder

Der Prinzessinnenmörder

Titel: Der Prinzessinnenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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die Frau unflätig beschimpft haben. Außerdem hat er wohl ein Foto ihres Vaters von der Wand genommen und ihr über den Kopf gehauen. Glas und Rahmen sind dabei kaputtgegangen, und Frau Eves hat einen Glassplitter ins Ohr gekriegt, der dann irgendwie Richtung Trommelfell gewandert ist. Wie sie das genau gemacht hat, ist bis heute ein Rätsel. Aber der Glassplitter bereitet ihr immer noch Probleme.«
    »Weswegen hat Müller Frau Eves beschimpft?«
    »Offensichtlich fand er ihr larmoyantes Verhalten wegen des Teppichs übertrieben. Tatsache ist jedenfalls, dass der Mann immer aggressiver wurde. Es kam nicht selten vor, dass er seine Kunden anschrie oder Dinge kaputtmachte. Das eine oder andere Mal hat er auch jemanden physisch angegriffen. Die Leute hatten bald Angst vor ihm und gingen zu anderen Versicherungsagenten, wo man sie nicht beschimpft und verprügelt hat.«
    »Das heißt, er musste seine Agentur schließen?«
    »Ja. Nach zwei Jahren war er pleite. Er hat dann immer wieder neue Jobs angefangen, Anzeigen verkauft oder als Lagerverwalter gearbeitet. Aber jedes Mal, wenn es schien, als habe er sich gefangen, ist es wieder mit ihm durchgegangen.«
    »Was war mit Müllers Frau?«
    »Sie war Lehrerin am Gymnasium. Durch den Tod ihrer Tochter hatte sie ihre Stimme verloren. Sie konnte nur noch flüstern. Man hat sie deswegen frühpensioniert. Die beiden haben in den folgenden Jahren kaum noch ihr Haus verlassen. Außer zum Einkaufen, und wenn Müller eine seiner Aktionen durchgeführt hat.«
    »Aktionen?«
    »Oft harmlose Sachen. Was weiß ich – er hat dann als Seeräuber verkleidet Mahnwache vor der Polizeiinspektion gehalten.«
    »Als Seeräuber? Hatte das irgendeine Bedeutung?«
    »Das wusste kein Mensch. Und ich weiß nicht, ob er es selber wusste. Aber er ist öfter als Seeräuber unterwegs gewesen. Vielleicht sollte es einfach das Rebellische seiner Aktionen unterstreichen. Vielleicht war er auch so verwirrt, dass es gar keine nachvollziehbare Bedeutung hatte.«
    »Was hat er noch angestellt?«
    »Einmal stand er auf dem Kirchendach und hat nach dem Gottesdienst auf die Gläubigen gepinkelt, die gerade aus der Kirche kamen. Ein anderes Mal hat er vor der Wache einen Einsatzwagen der Polizei aufgebockt. Es hat einige Zeit gedauert, bis die Beamten merkten, dass ihr Wagen auf Ziegelsteinen stand. Da hatte Müller das erste Mal die Polizei im Haus. Das nächste Mal war, als er die Weihwasserbecken in der katholischen Kirche mit Salzsäure füllte. Das war dann kein Spaß mehr. Da haben sich einige Leute schlimme Verätzungen zugezogen. Es gab Gerichtsverfahren gegen Müller. Aber er weigerte sich, zu den Terminen zu erscheinen. Also hat man ihn von der Polizei abholen lassen. Das hat er überhaupt nicht eingesehen und ist rabiat geworden. Einem der Polizisten hat er einen Zahn ausgeschlagen, dem anderen in den Magen getreten. Die konnten Müller erst bändigen, als Verstärkung kam. Das hat sich noch ein paarmal wiederholt, bis sie Müller schließlich in die Psychiatrie gesteckt haben. Ich weiß nicht, was der genaue Befund war. Aber er kam in die geschlossene Abteilung.«
    »Und da sitzt er heute noch?«
    »Sie haben ihn vor einem Jahr entlassen.«
    »Haben Sie ihn wiedergesehen, seit er draußen ist?«
    »Ja. Ich bin, glaube ich, einer der wenigen Menschen, zu denen er Kontakt hat. Anderen Menschen geht er aus dem Weg.«
    »Und von was lebt er?«
    »Seine Frau hatte vor ein paar Jahren relativ viel Geld geerbt. Und das hat sie Müller vermacht.«
    »Sie ist tot?«
    »Selbstmord. Vor drei Monaten gestorben.«
    Wallners Glühwein war leer. Er drehte das Glas zwischen seinen Fingern, dann bedeutete er dem lächelnden Mädchen, dass er zahlen wollte.
    »Ich hoffe, ich habe Sie mit meiner Geschichte nicht vertrieben.«
    »Nein. Ich muss mich nur um meinen Großvater kümmern. Die Sache heute Nacht hat ihn ziemlich mitgenommen. Er … er hat die Leiche sozusagen entdeckt.«
    »Oh! Verstehe.«
    Wallner legte Geld auf den Tresen. »War nett, Sie kennenzulernen. Vielleicht sieht man sich mal wieder.«
    »Wohl eher nicht. Ich reise morgen ab.«
    »Dann schönen Abend noch.«
    Als Wallner zur Tür kam, betrat Melanie Polcke das Lokal. Sie sah Wallner sofort.
    »Hallo! Sie gehen doch nicht schon?«, sagte sie.
    Wallner überlegte, ob er nicht lieber bleiben sollte. Aber er musste wirklich zu Manfred zurück.
    »Geht leider nicht anders.«
    »Noch im Dienst?« Sie nahm ihre Mütze ab und strich sich das Haar mit den

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