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Der Prinzessinnenmörder

Der Prinzessinnenmörder

Titel: Der Prinzessinnenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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die der zerfallende Schaum am Boden des Kruges zurückgelassen hatte.
    »Wieso? Hast du schon was mit die Hormone?«
    »Ich mein, ob du dir Sorgen machst wegen meinem Liebesleben.« Wallner merkte, dass er wieder ungeduldig wurde.
    »Ah, die Hormone!« Manfred nickte wissend und kippte schnell die kleine Weißbierpfütze in seinen Mund. »Ja du, da muss jeder selber schauen, wo er bleibt. Oder was meinst du?«
    »Ich … ich hab mich halt gefragt, ob du vielleicht meinst, dass bei mir da was fehlt. Also körperlich.«
    Manfred sah Wallner an, als erwarte er noch eine Ergänzung des Gesagten, damit er verstehen konnte, worauf sein Enkel denn nun hinauswollte.
    »Glaubst du, es fehlt mir …«, Herrgott, warum musste sich Manfred so dumm stellen!, »… die Libido, wie man so sagt.«
    »Libido?«
    »Na ja, du weißt schon …«
    Wallner sah sich in den Schritt und hielt die Handflächen zur Decke.
    »Ah so! Dass d’ net g’scheit geil wirst, oder was?«
    Wallner konnte es nicht fassen, dass er gerade mit seinem Großvater über Sex redete.
    »Siehst du da irgendein Problem bei mir?«
    »Wieso? Hast eins?«
    »Antworte halt einfach mal auf meine Frage.«
    »Des weiß ich doch net, ob du einen hochkriegst. Geht mich ja auch nix an. Was willst denn von mir?«
    Wallner sah forschend in Manfreds Gesicht. Eigentlich war er sich sicher, dass Manfred log. Aber Zeugen, die lügen, so Wallners Erfahrung, werden nicht ungeduldig und ärgerlich. So reagieren nur Menschen, die die Wahrheit sagen und denen man nicht glaubt. Aber vielleicht hatte Manfred einfach vergessen, dass er das indianische Potenzmittel bestellt hatte. Vielleicht wusste er wirklich nicht, wovon Wallner sprach.
    »Bist du sicher?«, hakte Wallner nach.
    »Is irgendwas?« Manfred sah seinen Enkel irritiert an. Offenbar war jetzt eine Grenze erreicht, die nur noch von harten Fakten durchbrochen werden konnte.
    »Wir haben heute im Rahmen der Mordermittlungen Firmen überprüft. Unterschiedliche Firmen. Die meisten vertreiben esoterische Produkte.«
    »Was is des? Schweinkram?«
    »Nicht unbedingt. Das sind so Geschichten mit Übersinnlichem und Astrologie und Erdstrahlung und so was.«
    Manfred nickte desinteressiert.
    »Eine von diesen Firmen vertreibt auch Potenzmittel … Indianische Potenzmittel.« Wallner merkte, wie ein Ruck durch Manfred ging. Wallner machte eine Kunstpause. »Die sind so gut«, sagte er mit, wie er meinte, subtiler Betonung, »da hätten sie dich früher einen Tag an den Marterpfahl binden müssen, dass du nicht irgendwas anstellst.«
    »Ah geh!« Manfred lachte dünn und peinlich berührt. Ja! Erwischt! Da hatte aber einer plötzlich ein schlechtes Gewissen! Manfreds Stirn färbte sich tiefrot.
    »Ich sag das jetzt nur ungern, aber auf der Kundenliste war auch dein Name. Wir sind praktisch zwangsläufig drauf gestoßen.«
    Manfred sagte gar nichts mehr.
    »Du, mir ist das wurscht, ob du so ein Zeug bestellst. Ich würd nur gern wissen wozu.«
    »Mei …« Manfred zuckte mit den Schultern und kicherte verlegen vor sich hin.
    »Du tust mir das Zeug nicht bei Vollmond in den Tee oder so was?«
    »Nein. Wieso?«
    »Wozu brauchen wir dann so was im Haus?«
    »Mei … hier wohnt ja noch jemand.«
    Wallner brauchte eine Weile, um die Implikation dieser Bemerkung in ihrer ganzen Tragweite zu erfassen. Als er sie erfasst hatte, glaubte er dennoch an einen Irrtum.
    »Du willst jetzt nicht sagen, dass … ich meine, also ich hab gedacht, mit Frauen und so, des wär quasi schon länger nicht mehr …«
    »Na«, lachte Manfred verlegen. »Mit Frauen is nix mehr. Des wär mir zu anstrengend.«
    Es folgten fünf Sekunden bleiernes Schweigen. Wallner hatte das dringende Verlangen, das Gespräch zu beenden.
    »Ah so, ja, dann ist ja gut. Ich wollt nur sichergehen, nicht dass das Zeug am End vielleicht doch für mich oder was weiß ich …«
    Wallner hatte Atembeklemmungen bei dem Gedanken an die Aktivitäten, die Manfred entfaltete, wenn er selbst nicht im Haus war, und wofür indianische Potenzmittel von Nutzen sein konnten. Im Fernsehen hatte Dr.House seine Arbeit wiederaufgenommen. Wallner griff hektisch zur Fernbedienung.
    »Da schau – es geht weiter.«
    Er schaltete den Ton wieder ein. Diesmal ein bisschen lauter als vorher.
    »Magst noch ein Weißbier?«

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    21 . Kapitel
    D ie Tage, die folgten, waren angefüllt mit Ermittlungsroutine. Jeder erwartete, dass die nächste Leiche auftauchen würde. Aber sie tauchte nicht auf. Nicht

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