Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Prinzessinnenmörder

Der Prinzessinnenmörder

Titel: Der Prinzessinnenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
Vom Netzwerk:
wollten sich auch viele Kollegen nicht entgehen lassen, die noch nie im Leben einen Eisstock in der Hand gehalten hatten. Um diesem Missbrauch der Veranstaltung beizukommen, wurde von den Gemeldeten erstmals seit Bestehen des Wettbewerbs ein Befähigungsnachweis bei einem Probeeisstockschießen verlangt. Dennoch wurde mit großem Andrang gerechnet, und man hatte die Siegerehrung – unter Verzicht auf das gewohnte Maß an Gemütlichkeit – in die Turnhalle von Fischbachau verlegt.
     
    Der Zwiebelturm der Pfarrkirche zu Wall strahlte pastellfarben in der Abendsonne. In der anderen Richtung lagen zwei stattliche Gehöfte. Sonst war wenig zu sehen in der hügeligen Landschaft. Der Hirschberg im Südwesten zeigte den Beginn des Hochgebirges an. Der Polizeiwagen war das einzige Fahrzeug auf der kleinen Straße, die sich durch die verschneiten Hügel zog. Jedenfalls so weit man sehen konnte.
    »Bei dem Hofabzweiger hältst amal an«, sagte Kreuthner und sah dabei aus dem Rückfenster. Die Stelle war gut. Man konnte etwa zweihundert Meter weit in die eine Richtung sehen und knapp hundert in die andere.
    »Was machen wir hier?«, wollte Schartauer wissen.
    »Straßenkontrolle«, murmelte Kreuthner beiläufig und scannte mit dem unaufgeregten, aber stets wachen Blick des Routiniers die Umgebung. Schartauer stellte den Wagen in den Feldweg, der zum nächsten Bauernhof führte.
    »Gibt’s da irgendeine Anwei…?«
    »Naa, da gibt’s gar nix«, unterbrach Kreuthner den jungen Kollegen. »Mitdenken is g’fragt, verstehst?«
    »Du glaubst, dass uns der Bursche hier ins Netz geht?«
    »Die Chance ist nicht sehr groß.« Kreuthner suchte nach der Polizeikelle. »Aber man muss es versuchen. Und wenn, dann hier.«
    »Ich denk, der ist jetzt in Dortmund.«
    Kreuthner sah Schartauer mit milder Verzweiflung an. »Okay. Jetzt mal die Basics. Bist ja noch in der Ausbildung. Ein Serienmörder, ja …?«
    Schartauer nickte und hing an den Lippen des erfahrenen Kollegen.
    »Ein Serienmörder, das ist ein Gewohnheitstier. Das ist praktisch die Definition von einem Serienmörder. Der kann net anders wie immer wieder das Gleiche machen.«
    »Wer bestimmt das, was er machen soll?«
    »Das legt der Serienmörder selber fest. Aber wenn er’s mal festgelegt hat, dann kann er nimmer anders, verstehst? Wenn der sagt, okay, ich bring hier im Landkreis Miesbach Leute um, dann ist das Gesetz für den.«
    »Aber er war doch in Dortmund?«
    »Wenn’s überhaupt der Gleiche war. Aber selbst wenn: Schau mal, der Mann ist doch enorm intelligent. Der weiß ja, dass die Polizei weiß, dass ein Serienmörder praktisch der Sklave seines eigenen Musters ist. Deswegen haut der zwischendrin, wenn er schlau ist, mal einen ganz anderen Mord rein. Wo wir denken, hoppala, was ist denn jetzt los? Oder wo wir glauben, dass das Schema doch ganz anders ist, wie wir gemeint haben, verstehst? Aber deswegen ändert sich nichts am Muster. Der Mann arbeitet nach wie vor hier im Landkreis.«
    Schartauer nickte. Er bekam eine Ahnung von der ungeheuren Komplexität des Serienmördercharakters.
    »Und deswegen bin ich mir sicher, dass der Bursche wieder hier ist und seinen nächsten Mord vorbereitet. Vielleicht fährt er gerade in der Gegend umeinand und schaut sich einen guten Platz für den nächsten Mord aus. Wer weiß. Und wenn, dann fährt er net auf der Hauptstraße. Der ist hier unterwegs, wo nichts los ist.«
    Kreuthner hatte die Kelle gefunden und stieg aus dem Wagen. Nach seinen letzten Worten war klar, dass Kreuthner jedes Detail dieser Aktion durchdacht hatte. Es erschien Schartauer nachgerade unwahrscheinlich, dass ihnen der gesuchte Serienmörder nicht in der nächsten Stunde ins Netz gehen würde. Schartauer stieg ebenfalls aus dem Wagen. Die Luft war kalt. Aber die letzten Sonnenstrahlen wärmten noch.
    »Wie täten wir den Verdächtigen jetzt praktisch erkennen?«, wagte Schartauer zu fragen, wohl wissend, dass er einen Polizisten wie den Kreuthner nicht mit Fragen nach Selbstverständlichkeiten belästigen sollte. Aber Schartauer wusste es einfach nicht.
    »Sonnenbrille, Baseballkappe. Goldenes Kleid im Wagen, K.-o.-Tropfen.«
    »Wie sehen K.-o.-Tropfen aus?«
    »So ein Flascherl mit Flüssigkeit drin. Eher klein.«
    »Und da steht K.-o.-Tropfen drauf?«
    »Schmarrn, da steht was Lateinisches drauf. Das hab ich jetzt grad net parat. Aber wenn ich’s seh, dann weiß ich’s.«
    »Okay.« Schartauer war bemüht, seine naive Fragerei durch militärische

Weitere Kostenlose Bücher