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Der Prinzessinnenmörder

Der Prinzessinnenmörder

Titel: Der Prinzessinnenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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großen Erinnerung nach. »Ich hab die Leiche gefunden.«
    »Wow. Echt?«
    Kreuthner zuckte mit den Schultern. »Einer musste sie finden.«
    »Sagen Sie – wären Sie eventuell bereit, uns was darüber zu erzählen? Für unsere Reportage?«
    Kreuthner zuckte abermals mit den Schultern und zwang sich, nicht allzu hastig zuzustimmen.
    »Ich mach hier nur Location-Suche. Aber der Regisseur wird begeistert sein, wenn ich ihm von Ihnen erzähle.«
    Kreuthner gefiel der Gedanke, dass ein Fernsehregisseur von ihm begeistert sein würde. »Ich denke, das wird sich machen lassen.«
    »Super, geht es morgen bei Ihnen?«
    Schartauer kam mit den Papieren zurück und gab sie Kreuthner.
    »Alles in Ordnung.«
    »Ja, gut, Herr …« Kreuthner blickte auf den Führerschein. »… Rathberg. Äh, morgen müsste gehen. Rufen Sie auf der Handynummer an.«
    Kreuthner gab Rathberg die Papiere zurück. Außerdem gab er ihm noch seine Visitenkarte. Rathberg studierte die Karte.
    »Okay, Herr Kreuthner. Ich melde mich morgen. Dann machen wir ein Treffen aus. Also dann …«
    Rathberg lächelte und ließ die Scheibe hochfahren.
    »Kleinen Moment noch«, sagte Kreuthner.
    Rathberg sah den Polizisten fragend an.
    »Was haben Sie im Laderaum?«
    »Filmequipment. Kameras, Scheinwerfer, Stative.«
    »Zeigen Sie es uns mal?«
    Rathberg zögerte. »Sie, ich muss zurück nach München. Ich bin ein bisschen spät dran.«
    »Ist ja gleich erledigt.«
    Rathbergs Gesicht versteinerte. Er bemühte sich, trotzdem zu lächeln.
    »Natürlich. Sie machen ja nur Ihren Job.«
    Rathberg stieg aus dem Wagen und ging mit den beiden Polizisten um das Fahrzeug herum zur Schiebetür des Transporters. Die Schiebetür fuhr mit einem metallischen Rauschen zur Seite. Kreuthner inspizierte das Innere des Wagens. Schließlich deutete er auf das Flightcase.
    »Was ist da drin?«
    »Decken.«
    »Schauen wir mal, ob die noch da sind?«
    Kreuthner lachte. Rathberg lachte mit, wenn auch mit Anstrengung. Kreuthner hörte auf zu lachen und bedeutete Rathberg mit einer Kopfbewegung, die Kiste zu öffnen. Rathberg kletterte in den Laderaum und überlegte fieberhaft, was er tun konnte. Aber es blieb ihm wenig anderes übrig, als das Case zu öffnen. Rathberg erwog die Möglichkeit, vom Laderaum auf den Fahrersitz zu springen, den Wagen anzulassen und zu fliehen. Er verwarf den Gedanken. Mit dem Transporter auf der kleinen Landstraße würde das keine lange Flucht werden.
    »Gibt’s Probleme?«, wollte Kreuthner wissen.
    »Nein, die … die Verschlüsse klemmen manchmal.«
    Rathberg öffnete die Verschlüsse des Flightcase. Da hörte er, wie sich aus dem Streifenwagen der Polizeifunk meldete.
    »Moment«, sagte Kreuthner und ging zum Wagen. Rathberg hörte Wortfetzen. »Gibt’s da keinen anderen?« – »Wie? Gleich?« – »Ja, ist in Ordnung.« Dann kam Kreuthner zurück. Schartauer sah ihn fragend an.
    »Wir müssen eine Zeugin nach Miesbach bringen.« Dann wandte sich Kreuthner wieder an Rathberg, der noch im Laderaum kauerte.
    »Ja, gut. Dann rufen Sie mich morgen an.«
    Rathberg atmete durch. »Klar. Mach ich. Auf der Handynummer?«
    »Ja. Wir müssen weiter.« Kreuthner verabschiedete sich mit knapper Geste. Rathberg wollte gerade aus dem Transporter aussteigen, da hielt Kreuthner noch einmal inne und deutete auf das Flightcase.
    »Die Kiste! Hatte ich ganz vergessen. So viel Zeit muss sein.«
    Rathberg wurde schwarz vor Augen. Er ging zurück zur Kiste und klappte den Deckel hoch. Obenauf lagen die Filzdecken.
    »Decken! Hatten Sie ja gesagt. Also – bis morgen.«
    Rathberg hielt den Atem an, bis sich der Streifenwagen mit Kreuthner in Bewegung setzte. Als er ausatmete, füllte eine dicke Kondenswolke den Laderaum. Es war kalt geworden.

[home]
    28 . Kapitel
    T raudl Grieser war nicht dafür bekannt, dass sie mit der Polizei zusammenarbeitete. Traudl Grieser war auch nicht dafür bekannt, dass sie mit irgendwelchen anderen staatlichen Institutionen zusammenarbeitete. In den siebziger Jahren gab es Gerüchte, sie habe mit dem inneren Kreis der RAF zu tun. In den achtziger Jahren war sie maßgeblich daran beteiligt, den Staat in Sachen Wackersdorf eines Besseren zu belehren. Wovon genau sie lebte, wusste keiner. Ihre Einkünfte bestritt sie, so wurde vermutet, in der Hauptsache aus Anbau und Verkauf von Marihuana. Den kreativen Teil ihrer Zeit widmete Traudl Grieser auch heute noch, im Alter von dreiundfünfzig Jahren, dem Kampf gegen die Obrigkeit. Ein Kampf, der

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