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Der Prinzessinnenmörder

Der Prinzessinnenmörder

Titel: Der Prinzessinnenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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abgelegen und die Einnahmen zu gering, als dass sich daraus je Profit ergeben hätte. Nach einem Jahr gab Wilbert die Bergwirtschaft auf und pachtete ein Restaurant in Hausham. Es war ein gutes Restaurant, für das Wilbert einen Koch aus München anwarb. Die Haushamer aber liebten es eher bodenständig, reichlich und preiswert. Wilbert musste nach zwei Jahren aufgeben. Im Laufe der Zeit häufte Wilbert Schulden um Schulden an. Und wenn es einmal danach aussah, als würde ihm eines seiner Unternehmen gelingen, so stellte sich von irgendwoher ein unvermutetes Unglück ein, das alle Hoffnungen wieder zunichtemachte. Mit zwanzig hatte Tina Valerie bekommen. Während Wilbert versuchte, eine Existenz aufzubauen, zog Tina das Kind groß und besuchte die Polizeischule. An den Wochenenden half sie Wilbert in dessen wechselnden Gastwirtschaften. An ihrem sechsundzwanzigsten Geburtstag waren Tinas Kräfte am Ende. Sie brach körperlich zusammen und musste mehrere Wochen auf der Intensivstation verbringen. Mit achtundzwanzig wurde Wilbert zu der eidesstattlichen Versicherung gezwungen, kein Geld mehr zu haben. Wilbert, bis dahin voller Pläne und Leidenschaft, wurde still und zog sich zurück. Einzig mit seiner Tochter und Tina sprach er noch. Tina und Wilbert waren immer noch nicht verheiratet, und ihre Beziehung ging dem Ende entgegen. An einem Novemberabend fragte Wilbert Tina, ob sie ihn heiraten wolle. Tina war von dem Antrag überrascht. Sie wusste nicht, ob sie Wilbert noch heiraten wollte. Zwölf Jahre lang hatte sie keinen Zweifel daran gehabt. Aber da hatte er sie nicht gefragt. Jetzt war sie unsicher geworden. Sie bat Wilbert um Bedenkzeit. Wilbert sagte, das könne er verstehen. In dieser Nacht erschoss sich Wilbert mit Tinas Kleinkalibergewehr.
     
    Tina tippte einen Bericht, als Wallner das Büro betrat. Sie sah vom Computer auf, nahm ihren Notizblock in die Hand und drehte sich auf ihrem Bürosessel zu ihm um. Sie hatte immer ihren Notizblock in der Hand, wenn sie Besuch im Büro empfing. Sie legte ihn nur beiseite, wenn sie beide Hände für etwas anderes brauchte.
    »Wie geht’s?«, fragte Wallner.
    »Geht so. Warum?«
    »Weiß nicht. Du bist verändert.«
    Tina klammerte sich an den Notizblock und bog ihn nervös in mehrere Richtungen.
    »Ich hab Angst.«
    »Wegen Valerie?«
    Tina nickte und knetete den Block.
    »Klar. Versteh ich. Aber ich denke, du musst dir keine Sorgen machen. Ich meine, es ist in jedem Fall gut, wenn du ein bisschen auf Valerie aufpasst. Aber es gibt ja keine Hinweise, dass … ich meine, du hast mit dem ganzen Zeug ja nichts zu tun. Fasching 1990 , Bergsteigen …«
    »Ich hab keine Ahnung, wo ich Faschingsdienstag 1990 war. Aber wer sagt denn, dass da irgendwas war, was mit den Morden zu tun hat? Diese ganze bescheuerte Theorie basiert doch auf Hinweisen, die uns der Täter absichtlich gegeben hat. Vielleicht verarscht der uns auch nur.«
    Tina war laut geworden. Das bereute sie jetzt. Sie rollte mit dem Bürosessel zurück zum Schreibtisch.
    »Sorry.«
    »Kein Problem.«
    Tina starrte auf ihren Notizblock. »Was soll ich machen?«
    »Nimm dir ein paar Tage frei und pass auf Valerie auf.«
    »Ein paar Tage? Was heißt das?«
    »Zwei, drei.«
    »Du meinst, dann haben wir ihn? Das ist doch absurd.«
    »Wenn er wieder zuschlägt, dann tut er das sehr bald.«
    »Wie kommst du da drauf?«
    »In Dortmund hat ihn jemand gesehen. Vielleicht hat der Mörder den Zeugen auch erkannt. Falls es wahr ist, dass sie zusammen in Aplerbeck waren. Der Mörder muss davon ausgehen, dass wir ihm jetzt erheblich dichter auf den Fersen sind.«
    »Sind wir das?«
    »Ich denke, die nächsten achtundvierzig Stunden bringen den Durchbruch.«
    »Dann sollte ich was dafür tun.« Tina drehte sich in ihrem Bürosessel um und machte sich wieder an die Arbeit.
     
    Gegen 15  Uhr  30 rief Wallner in Eltwangers Büro an. Eltwangers Sekretärin sagte, Eltwanger sei in einer Besprechung und habe anschließend bis weit in den Abend Termine. Wallner sagte, er wolle Herrn Eltwanger die Unannehmlichkeit ersparen, von der Staatsanwaltschaft vorgeladen zu werden. In diesem Fall bräuchte Herr Eltwanger sich heute gar nichts mehr vorzunehmen. Es sei also im wohlverstandenen Interesse beider Seiten, wenn Herr Eltwanger zeitnah zurückrufe. Er, Wallner, habe sich mal die nächste Viertelstunde für den Rückruf vorgemerkt. Um 15  Uhr  33 klingelte Wallners Telefon. Eltwanger war dran. Er klang ungeduldig. Wallner fragte

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