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Der Prinzessinnenmörder

Der Prinzessinnenmörder

Titel: Der Prinzessinnenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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dicken Stapel Papiere auf den Schreibtisch. Es waren Kopien von Personalakten, links oben auf dem Blatt jeweils ein Foto.
    »Es war möglicherweise einer von diesen Männern.«
    Traudl Grieser blickte auf das oberste Blatt Papier und zuckte mit den Schultern. Wallner kramte währenddessen in seiner untersten Schreibtischschublade. Unter Stromkabeln, die man keinem Gerät mehr zuordnen konnte, und alten Tischkalendern befand sich ein Aschenbecher, den Wallner in seiner Raucherzeit jeden Tag bis an den Rand mit Kippen gefüllt hatte. Wallner schob Traudl Grieser den Aschenbecher über den Tisch.
    »Warum hat der Kerl mich ausgesucht?«
    »Sie sind eine Frau, Sie brauchen Geld und kooperieren nicht mit der Polizei.«
    Traudl Grieser zog den Papierstapel zu sich und blätterte ihn durch. Das dauerte nicht lang. Dann schob sie den Stapel wieder zurück.
    »Sinnlos.« Sagte sie und lehnte sich zurück.
    »Warum?«
    »Ich habe sein Gesicht kaum gesehen.«
    »Er hatte eine Baseballkappe auf und trug Sonnenbrille?«
    Traudl Grieser nickte.
    »Beschreiben Sie ihn.«
    »Etwas über eins achtzig, würde ich sagen. Um die fünfzig, schlank, sportlich.« Sie dachte eine Weile nach. »Das war’s. Sorry.«
    »Nein. Sie wissen mehr. Stellen Sie ihn sich vor. Was hatte er an?«
    »Keine Ahnung. Ich hab vielleicht eine Viertelstunde mit ihm geredet. Du wirst’s nicht glauben, aber ich hab keine Ahnung, was er anhatte.«
    »Das ist völlig normal. Schuhe? Haben Sie mal auf seine Schuhe gesehen?«
    »Ich glaub Springerstiefel.«
    »Glauben?«
    »Ich bin sicher.«
    »Seine Hände – Schmuck? Ein Ohrring.«
    Traudl Grieser schüttelte den Kopf. Doch dann fiel ihr etwas ein. »Die Kappe!«
    »Können Sie sie beschreiben?«
    »Blau. New York stand drauf. Ein N und ein Y so ineinander verschlungen.«
    »Sicher blau? In Dortmund hatte er eine beigefarbene auf.«
    »Klar hatte er in Dortmund eine andere auf.«
    »Wieso?«
    »Die blaue hat er im Wagen vergessen. Ich hab sie gefunden, als ich zum Autoverleih zurückgefahren bin.«
    »Haben Sie die Kappe mitgenommen?«
    »Ja.«
    »Wo ist sie?«
    »Im Müllcontainer auf dem Gelände von SchreiberRent. Oder wo immer sie den Müll inzwischen hingebracht haben. Irgendwie hatte ich keinen Bock, mit New-York-Kappe rumzulaufen.«
    »Schade.«
    Das Gespräch schien zu Ende zu sein. Die Sache war wohl aussichtslos, aber Wallner beschloss, jemanden abzustellen, der dem Verbleib der Kappe nachgehen sollte. Vielleicht kam ja doch was dabei raus. Traudl Grieser drückte ihre Zigarette im Aschenbecher aus. Es schien, als wollte sie aufstehen. Aber sie setzte sich nur aufrecht in den Bürosessel.
    »Es gibt noch etwas.«
    »Ah ja?«
    »Ja. Und ich überlege gerade …«
    Es waren jetzt wieder die gewitzten grauen Augen, die Wallner mit einer Prise Spott und Herablassung musterten.
    »Es gibt da noch ein Verfahren wegen Sachbeschädigung gegen mich. Die Geschichte am Marktplatz in Holzkirchen.«
    »Ja, hat mich auch schon gewundert. Sind Sie nicht zu alt, um ›Keine Macht für niemand‹ an die Sparkasse zu sprühen?«
    »Du musst das in einem historischen Kontext sehen. Ich wollte diesen Teil der Widerstandsliteratur für unsere Kinder erhalten.«
    »Verstehe. Und?«
    »Stellt das alberne Verfahren ein, und ich sage euch, was mir an der Kappe aufgefallen ist.«
    »Sie wollen mir Ihre Informationen verkaufen? Bei jemandem, der drei Kinder umgebracht hat?«
    »Ich hab nichts anderes, um mich gegen euch zu wehren.«
    Wallner blickte in die grauen Augen. Sie waren nicht mehr so fest wie zuvor. Im Gegenteil. Der Blick wackelte. Traudl Grieser hatte sich ins Unrecht gesetzt.
    »Danke, Frau Grieser. Das war’s.«
    »Sicher?«
    »Ja. Ich hab keinen Bock auf diesen Deal. Man sieht sich.« Wallner blickte zur Tür.
    Traudl Grieser stand auf und ging zur Tür. Als sie die Tür aufmachte, drehte sie sich noch einmal um.
    »In der Kappe war noch das Schild von dem Laden, der sie verkauft hat.«
    Wallner sah Traudl Grieser lange an, ohne etwas zu sagen. Traudl Grieser sagte auch nichts.
    »Sagen Sie, was Sie zu sagen haben. Oder gehen Sie. Sie kriegen nichts von mir«, sagte Wallner schließlich.
    »Ich kann mich nicht erinnern, wie das Geschäft geheißen hat. Aber es war in Unna.«
    Wallner überlegte einen Augenblick. Dann lächelte er.
    »Danke, Frau Grieser.«
     
    Wallner ließ die Liste von Aplerbeck-Patienten, die aufgrund der Aussage von Ralf Wickede angefertigt worden war, sofort durchchecken. Wer von den auf

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