Der Prinzessinnenmörder
Seite. Da sind zwei oder drei Skihütten. Von Privatleuten.«
»Das war im Fasching?«
»Ja. Faschingsdienstag. Kann auch sein, dass das 1990 war.«
»Mit wem waren Sie da oben?«
»Mit einem Deutschen. Die Hütte hat seiner Familie gehört.«
»Wie hieß der?«
»Das weiß ich nicht mehr. Nicht mal den Vornamen. Das ist zu lange her. Wir hatten danach auch keinen Kontakt mehr. Das war so eine typische Faschingsbekanntschaft.«
»Erzählen Sie mir, an was Sie sich erinnern können.«
»Kennengelernt hab ich ihn am Mittag. Also am Faschingsdienstag. Beim Skifahren in Hochfügen. Wir sind an der Schneebar ins Reden gekommen. Er war nett und … ich weiß auch nicht. Irgendwie hat er gemeint, ob ich nicht Lust hätte, den Abend auf seiner Hütte zu verbringen. Ich hab mir gedacht: Warum nicht. Ein kleines Abenteuer. Und wie gesagt, er war sehr nett.«
»Die Hütte war am Rastkogel?«
»Man musste mit dem Lift auf den Rastkogel und dann zur Hütte abfahren.«
»Waren Sie zu zweit?«
»Nein. Da war noch ein Freund von ihm mit dabei. Und noch ein Mädel. Aber wie die geheißen haben – keine Ahnung.«
»Ist auf der Hütte irgendetwas Besonderes passiert?«
»Kann sein. Ich weiß es nicht mehr. Es ist wie gesagt lang her und …« Sie zögerte. »Ich würd mich so oder so nicht gut dran erinnern.«
»Warum nicht?«
Ein paar Sekunden Stille.
»Wegen was ermitteln Sie eigentlich?«
»Ich ermittle wegen des Mordes an Helmut Lettauer. Und an zwei jungen Mädchen, die hier in Bayern umgebracht wurden. Das wissen Sie doch.«
»Ich muss Ihnen aber nichts sagen, wenn ich mich selber strafbar gemacht habe?«
»Sie müssen mir gar nichts erzählen. Ich will Helmuts Mörder finden und bitte um Ihre Hilfe.«
Am anderen Ende wurde geschneuzt und geschluckt.
»Entschuldigen Sie. Es ist nur …«
»Ja?«
»Es … es waren damals Drogen im Spiel.«
»Das interessiert heute keinen mehr. Was für Drogen?«
»Alkohol und irgendwelche Tabletten. Ich hab mich da nicht ausgekannt. Aber die Mischung war ziemlich stark.«
»Deswegen Ihre Erinnerungslücken?«
»Was nachts auf der Hütte passiert ist, das weiß ich kaum noch.«
»Was wissen Sie noch?«
»Wir haben gefeiert und getrunken und dieses Zeug genommen. Die Musik war sehr laut. Ich glaube, die anderen waren auch ziemlich weggetreten.«
»Mehr war nicht?«
»Es ist alles so – wie im Nebel. Irgendwas war noch.«
»Ist etwas vorgefallen? Gab es Streit?«
»Kann sein. Wahrscheinlich gab es Streit. Aber fragen Sie mich nicht, zwischen wem und worum es ging. Ich weiß es nicht mehr. Es hatte, glaube ich, nachts eine Schlägerei gegeben. Und ich hatte das Gefühl … ja doch, da war noch wer.«
»Was meinen Sie damit?«
»Dass da außer uns vieren noch jemand war.«
»Noch eine fünfte Person?«
»Ja.«
»War die am Nachmittag mit auf die Hütte gekommen?«
»Nein. Ich bin sicher, dass wir da nur zu viert waren.«
»War die fünfte Person schon da, wie sie auf die Hütte gekommen sind?«
»Nein. Die … die ist irgendwann in der Nacht gekommen. Aber vielleicht hatte ich auch nur eine Halluzination. Von dem Speed oder was immer das war.«
»Das heißt, dieser nächtliche Besucher war am Morgen nicht mehr da?«
»Bestimmt nicht. Am Morgen waren wir nur zu viert.«
»Können Sie sich erinnern, dass Sie am nächsten Morgen Spuren gesehen haben? Spuren, die ins Tal geführt haben?«
»Vielleicht waren welche da. Aber – nein, ich kann mich nicht erinnern. Oder warten Sie … ich glaube, es hatte in dieser Nacht geschneit. Da waren gar keine Spuren mehr.«
»Beschreiben Sie mir die Lage der Hütte so genau, wie Sie können.«
»Auf der Rückseite vom Rastkogel.«
»Welche Himmelsrichtung ist das?«
»In Himmelrichtungen bin ich schlecht. Ich glaube, die Lifte sind auf der Südseite. Dann war die Hütte wohl auf der Nordseite.«
Wallner rief Mike an. Mike sollte zum Grundbuchamt gehen und feststellen, wem die Hütten auf der Nordseite des Rastkogel 1990 gehört hatten. Als Wallner Mike von Frau Mikulai berichtete, ging in Mike eine Veränderung vor. Mike war lange genug bei der Kripo, um zu erkennen, wann eine Spur heiß wurde. Diese Spur war definitiv heiß. Ein gespenstischer Besucher in der Nacht des 17 . Februar 1990 auf einer Hütte am Rastkogel – das war mindestens ein Zufall zu viel. Mike versprach, alles zu mobilisieren, was ihm in Tirol zur Verfügung stand.
Wallner hatte beim Polizeipräsidium in Rosenheim beantragt,
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