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Der Privatdozent

Titel: Der Privatdozent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Seinfriend
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Es würde doch alles erklären!”
    „Was denn zum Beispiel?”
    „Zum Beispiel, weshalb du letzte Woche nach Sex gestunken und unsere Verabredung verpasst hast. Und auch deine Zurückhaltung heute. Letzte Woche hast du noch einen Aufstand gemacht, diese Woche entschuldigst du dich. Und es erklärt auch, weshalb der Kehlmann dich ungestraft zu spät kommen lässt und dir jetzt noch mal eine Privateinladung gibt, anstatt dich endlich aus dem Kurs zu werfen …”
    „Mara, du spinnst!”
    „Und du kannst verdammt schlecht lügen, Finn Falkner.”
    Mit knallrotem Gesicht sitze ich hinten im Seminarraum und traue mich kaum noch aufzusehen. Wenigstens gibt Mara endlich Ruhe.
    Kurz vor Ende der Stunde beugt sich Mara aber noch mal zu mir rüber: „Ich hab ihn mir jetzt noch mal genau angesehen. Eigentlich ist er ganz süß, wenn er den Schnabel hält, was?”
    „Wenn du nicht willst, dass ich sauer werde …”
    Mara reißt ein Stück Papier von ihrem Block ab und schreibt ihre Nummer drauf. „Hier, da du ja gleich eh wieder beschäftigt bist und danach duschen gehen solltest, kannst du dich telefonisch bei mir beschweren.”
    Widerwillig nehme ich den Fetzen Papier und stopfe ihn in meine Tasche. Dass Lukas und Marek Bescheid wissen ist absolut ungefährlich. Aber wie sieht es mit Mara aus? Und was hätte es wohl für Konsequenzen, wenn das kleine Stelldichein zwischen mir und Marco bekannt würde?
    „Na, dann wünsche ich mal viel Spaß, was?”, flüstert mir Mara noch zu, als das Seminar zu Ende ist und alle den Raum verlassen. Wahrscheinlich hat sie ebenfalls wie ich bemerkt, dass Marco mir hin und wieder verstohlene Blicke zuwirft. Was die bedeuten, ist nicht schwer zu erraten.
    „Mara, warte mal”, schrecke ich auf und packe blitzschnell meine Klamotten. „Ich muss mit dir reden!”
    Jetzt sieht sie mich überrascht an und will schon zu einer Frage ansetzten, aber ich unterbreche sie sofort.
    „Kann ich dir jetzt nicht erklären”, sage ich und schiebe sie ein wenig wild aus dem Raum. Den Blick nach vorn vermeide ich dabei. Ich will Marco nicht in die Augen sehen. Bestimmt ist er jetzt absolut enttäuscht, dass ich einfach so die Flucht ergreife. Aber ich kann auf keinen Fall mit ihm ins Büro gehen. Das würde eine Katastrophe geben.
    „Was denn?”, fragt Mara, als wir im Treppenhaus sind.
    „Nicht hier”, sage ich und ziehe sie weiter. Erst als wir draußen sind, lasse ich sie wieder los.
    „Jetzt sag schon!”, beschwert sie sich.
    Ich schaue mich kurz um. Noch immer zu viele Leute für meinen Geschmack, aber ich habe eh nicht vor, besonders laut zu sprechen.
    „Du musst mir versprechen, dass du das für dich behältst, okay?”
    „Hatte nicht vor, meine Story an die Blödzeitung zu verkaufen …”
    „Das ist nicht witzig!”
    „Okay, ich verspreche …”
    „Du hast recht mit deiner Story”, sage ich und warte erst mal die Reaktion ab.
    „Ja, weiß ich doch.” Mara zuckt mit den Schultern. „Ich dachte, jetzt kommt noch der Supersmash von wegen, dass ihr noch dieses Semester öffentlich heiraten wollt und für alle Studenten eine Riesenparty in der Bibliothek schmeißt …”
    „Abgesehen davon, dass aus der Sache wahrscheinlich ohnehin keine Beziehung wird, habe ich Marco auch bereits betrogen.” Es fühlt sich seltsam an, das jemanden einfach so zu sagen.
    „Marco?”, fragt Mara irritiert. Dann hellt sich ihr Gesicht auf. „Ach, Marco heißt er … Wär ja auch komisch, wenn ihr euch weiterhin siezt.” Sie kichert.
    „Vielleicht war es ein Fehler, dich um Rat zu fragen.” Ich wende mich ab, aber Mara hält mich sofort fest.
    „Warte, warte. Jetzt sei doch nicht gleich eingeschnappt.”
    „Soll ich mich etwa darüber freuen, dass ich dir gerade meine intimsten Geheimnisse erzähle und du mich nicht mal ernst nimmst?”
    „Wie meinst du das mit dem Fremdgehen?”, schaltet Mara sofort um und guckt mich mit gerunzelter Stirn an.
    „Ich habe mit meinem Mitbewohner geschlafen.”
    Sie sagt nichts.
    „Ich weiß, wie das jetzt klingt”, verteidige ich mich, weil ich mich für das ganze Chaos schäme. „Für normal springe ich auch nicht gleich mit jedem ins Bett. Aber … ist halt so passiert …”
    „Na ja”, sagt Mara, „geheiratet habt ihr ja noch nicht, von daher … Aber vor der Hochzeit solltest du schon Bescheid sagen, dass es da noch einen Anwärter gibt.”
    Ich seufze.
    Mara rollt mit den Augen. „Ich meine damit, dass du dem jeweils anderen sagen sollst, dass

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