Der Problemmann (German Edition)
hinterlassen. Jede Frau, die diesen wundervollen Menschen als ihren Partner bezeichnen würde, konnte sich glücklich schätzen. Wie gern wäre sie seine Frau gewesen. Warum hatte sie nur Christian genommen und nicht auf Walter gewartet? Der entschuldigte sich für den Kuss und hatte gesagt, dass es unangebracht gewesen sei, dies zu tun, denn schließlich sei sie verheiratet und er würde nie etwas tun, was eine Ehe gefährden könnte. „Die Ehe sei ein hohes Gut“, hatte er gesagt und Marion war beeindruckt.
Walter würde sicher niemals seine Frau betrügen. So ein einfühlsamer Mann war in den Grundfesten ehrlich, nicht so wie Christian, der ständig darauf bedacht war gut auszusehen und ihr damit zu zeigen, wie unzufrieden er mit ihr war. Er wollte nichts weiter, als ihr einen Spiegel vorhalten und sie damit demütigen. Nie hatte Christian Verständnis für sie aufbringen können. Immer wollte er über so merkwürdige Sachen mit ihr reden, die sie teilweise nicht einmal verstand. Was ging es sie an, wie er welchen Abschluss mit irgendeinem seiner Kunden zu Stande gebracht hatte? Konnte er nicht ein einziges Mal mit ihr über etwas sprechen, was sie interessierte? Anstatt sich mit ihr auseinanderzusetzen, ging er lieber zu seiner Geliebten. Je länger Marion darüber nachdachte, desto größer wurde das Zerren in ihrem Magen. Es fing mit einem kleinen Zucken an, breitete sich weiter aus, bis sie maßlose Wut verspürte. Der Drang etwas zu zerstören oder wenigsten jemanden anzuschreien, um dem Gefühl im Magen nachzugeben überkam sie.
„Marion“ schrie ihr Chef, als er ihr Büro betrat, „das geht so nicht weiter.“
Cholerisch, mit hochrotem Kopf, die Halsschlagader dabei hervortretend und leicht hüpfend stand er vor ihrem Schreibtisch.
„Was denn?“
Marion konnte sich nicht länger beherrschen und schrie zum ersten Mal in ihrer Karriere ihren Chef an. Der zuckte zusammen und sah sie entsetzt an. Marion war es gleichgültig, sollte er sie doch rausschmeißen, schlimmer konnte es jetzt kaum noch werden. Christian war weg, wie sie jemals Walter wieder finden sollte wusste sie nicht, da war es jetzt das kleinste Übel diesen ihr so sehr verhassten Job zu verlieren.
„Entschuldige Marion“, sagte er zu ihrer Überraschung, „so habe ich das nicht gemeint. Du kennst mich doch nun schon so viel Jahre und weißt, dass es nie gegen dich geht. Ich bin nun mal ein impulsiver Mensch.“
„Ja, ja, schon gut. Was gibt es denn, was dich so aus der Fassung gebracht hat?“
„Marion, du bist einfach die Beste. Sag mal, wie lange ist eigentlich die letzte Gehaltserhöhung her?“
Marion versuchte, nicht die Kontrolle über ihren Unterkiefer zu verlieren, der sich gerade nach unten verabschieden wollte. Hatte sie geträumt? Noch nie hatte er bisher ihr Monatseinkommen aufgestockt.
„Keine Ahnung“, sie überlegt krampfhaft wie sie seine Laune in diesem Stadium halten könnte.
„Das werde ich mit dem Steuerberater besprechen.“
Marion sah ihr Mehreinkommen wieder schwinden. Bis morgen hätte er es mit Sicherheit wieder vergessen.
„Apropos Steuerberater. Der bringt mich um. So geht das nicht weiter. Ständig muss ich mich mit dem Finanzamt auseinandersetzen. Wofür habe ich den, wenn ich am Ende doch alles allein machen muss?“
„Äh, Holger, ich mach das üblicherweise für dich.“
„Ist doch das Selbe. Dafür bezahle ich dich schließlich nicht, das ist nicht deine Aufgabe sondern die des Steuerberaters. Wenn du das immer machst, dann brauche ich den ja nicht.“
„Soll ich das etwa jetzt auch noch übernehmen?“
Daher also die Androhung nach mehr Gehalt, dachte sie.
„Nein, natürlich nicht. Du wirst mir einen neuen suchen und das möglichst heute noch. Ich habe dem Steuerberatungsbüro bereits gekündigt.“
„Glaubst du das war eine gute Idee. Das erste Quartal ist bald fällig. Wie soll sich in kurzer Zeit ein neuer da einarbeiten?“
„Das ist mir doch wurscht. Dafür bezahle ich schließlich. Also lass dir etwas einfallen.“
Damit war für ihn das Gespräch beendet und er überließ Marion ihrem Schicksal, sich der gestellten Aufgabe erfolgreich zu widmen. Panik ergriff Marion. Unmöglich würde sie von heute auf morgen einen fähigen Steuerberater finden. Vor allem würde alles an ihr hängen bleiben, sollte der nächste ebenso versagen wie der vorherige. Warum taten alle Männer in ihrem Leben das an? Sie wollte doch nur in Ruhe eine Familie großziehen. War das denn zuviel
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