Der Problemmann (German Edition)
aus dem Haus zu holen. Auf dem Weg ins Haus dachte er darüber nach, was in ihn gefahren war, auf diese Weise mit ihr zu reden. Es war nicht seine Art so mit Menschen zu sprechen und erst recht nicht mit einer Frau, die anfänglich äußerst sympathisch auf ihn gewirkt hatte. Warum wurde sie plötzlich so aggressiv in ihrem Verhalten?
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„Das ist jetzt nicht dein ernst“, sagte Anna ins Telefon und sah dabei zu Christian hinüber, der sich an die Brüstung der Terrasse gestellt und seinen Blick in die Ferne gerichtet hatte.
Auch Christian wusste nicht wie er mit der Information umgehen sollte, die er gerade von seinem Bruder erhalten hatte.
„Anna, stell dich doch nicht so an“, sagte Oliver, „was soll ich denn sonst tun? Er ist mein Bruder. Ich wusste nicht, dass er ausgerechnet jetzt nach Italien fahren wollte.“
„Ihr habt mich gedrängt herzukommen und nun soll ich das Haus mit dem teilen?“
„Es ist doch Platz genug. Jeder kann auf einer Etage bleiben, ihr müsst euch lediglich mit der Nutzung der Küche arrangieren, das dürfte doch kein Problem darstellen.“
„Das sagst du so. Du kennst doch selbst deinen Bruder“, sie sah zu Christian und sprach leiser weiter, „der ist irgendwie merkwürdig.“
„Ich weiß Anna. Er ist aber wirklich nett. Lern ihn erst einmal richtig kennen, du wirst sehen, er wird dich nicht in deiner Arbeit stören.“
Welche Arbeit, dachte Anna. Unter diesen Umständen würde sie erst recht keine Eingebung haben können.
„Aber Oliver …“
„Jetzt hör schon auf. Ich kann Christian nicht nach Hause schicken. Entweder du kommst mit ihm klar oder wieder nach Deutschland. Es tut mir leid, etwas anderes kann ich dir nicht anbieten. Wenn du auf keinen Fall mit ihm in dem Haus bleiben willst, dann werde ich die Kosten für deinen Rückflug übernehmen.“
Das waren genau die Worte nach denen sich Anna die letzten zwei Wochen gesehnt hatte. Was hätte sie darum gegeben, nicht eine Sekunde länger an diesem schrecklichen Ort bleiben zu müssen. Plötzlich schien es hier gar nicht so übel zu sein und sie wollte Christian nicht die Genugtuung gönnen, gewonnen zu haben und sie dadurch zu Kreuze kriechen zu müssen.
Eine halbe Stunde hatte Anna Christian beobachtet, wie der still und geradezu stoisch in die Landschaft blickte. Was gab es da schon zu sehen? Schon längst hatte Anna ihr Gespräch mit Oliver beendet, wollte eigentlich gern noch einmal mit Uta sprechen, in der Hoffnung sie würde auf ihrer Seite stehen und dafür sorgen, dass Christian verschwinden musste. Oliver meinte, dass sei schlecht möglich, immerhin sei er gerade im Büro und Uta würde ebenfalls arbeiten. Abgesehen davon würde Uta nichts anderes sagen als er. Anna solle endlich ein Einsehen haben und sich einen Ruck geben, das alles sei doch im Grunde kein Problem, alle wären erwachsen und sie solle sich daher nicht so kindisch benehmen. Ein wenig beleidigt hatte Anna daraufhin das Gespräch beendet und das Handy auf den Tisch gelegt. Sie hatte angenommen, dass Christian sofort bemerken würde, wenn sie fertig telefoniert hätte und sich augenblicklich mit ihr auseinander zu setzten. Es schien jedoch so, als hätte er überhaupt nicht gelauscht und sich seinen Gedanken hingegeben.
Tatsächlich war Christian damit beschäftigt darüber zu sinnieren, aus welchem Grund Oliver dieser Frau erlaubte, mit ihm an diesem Ort zu bleiben. Er war doch immerhin sein Bruder, zählte das nichts? Christian wollte seine Ruhe, er musste nachdenken. Wie sollte er mit einer Frau, die ein wenig eigentümlich auf ihn wirkte, nun eine Lösung für seine Probleme mit Marion finden? Sie würde ihn ständig ablenken und wenn es ganz schlimm kommen würde, dann würde er sich in sie verlieben. Er dachte an den Augenblick, als er sie berührte und wie wunderschön sie ihm in diesem Moment erschienen war. Diese Frau war eine Gefahr. Wusste das Oliver etwa nicht? Christian drehte sich ruckartig zu ihr um und ihre Blicke trafen sich. Erschrocken sah er sie an. Hatte sie ihn die ganze Zeit beobachtet?
„Und, was wirst du tun?“ wollte er von ihr wissen.
Oliver hatte ihm gesagt, dass er Anna auf keinen Fall nach Hause schicken würde. Christian könnte selbstverständlich bleiben, müsste dann allerdings damit klar kommen, dass Anna ebenfalls im Haus war. Natürlich könnte Christian abfahren, wenn er das nicht wollen würde, er könnte auch Anna davon überzeugen zu gehen. Im Grunde überließ Oliver beide
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