Der Problemmann (German Edition)
Bruder plötzlich und wie aus dem Nichts hier aufgetaucht war. Sie ging hinunter in ihr Zimmer und sah sich um. In einer hinteren Ecke stand ein kleiner Tisch, der unter Unmengen von ihrer Kleidung zu verschwinden drohte, wahrscheinlich hatte sie ihn aus diesem Grund vergessen. Den könnte sie vor die Bank im Garten stellen. Dafür, dass der Tisch recht übersichtlich erschien, war er verdammt schwer. Mit vollem Körpereinsatz wuchtete sie ihn Stück für Stück vor die Tür. Natürlich hätte sie auf Christian warten können. Unter keinen Umständen wollte sie ihm etwas schuldig sein und ihn schon gar nicht um etwas bitten müssen. Sie kam sehr gut allein zu recht. Schweißgebadet setzte sie sich auf die Bank und war froh das Ungetüm davor platziert zu haben. Ihre Hände legte sie auf die Tischplatte und überprüfte die Standfestigkeit. Wie zu erwarten war, ließ sich der Tisch mühelos von ihr hin und her bewegen. Sie beugte sich nach unten, um zu sehen wie groß die Lücke zum Untergrund war. Erheblich, musste sie feststellen. Ein bisschen Pappe würde dem Tisch keine Festigung vermitteln. Mit ihren Füßen fing sie an Sand und Erde zusammenzukratzen und unter die Lücke zu befördern. Das reichte nicht aus und sie hockte sich unter den Tisch. Mit ihren bloßen Händen wühlte sie im Dreck. Na super, dachte sie, ich sitze im Sand und kann mich gleich wieder duschen, so verdreckt werde ich sein. Dieser blöde Christian, alles bringt er durcheinander. Es war bisher so friedlich gewesen. Sie konnte nackt durchs Haus laufen, sich nachmittags sogar unbekleidet in die Sonne legen, was sie am liebsten tat, um nicht arbeiten zu müssen. Das alles war jetzt vorbei.
„Was machst du da?“
Seine Stimme erschreckte sie. Ruckartig streckte sie ihren Körper, hatte nur leider vergessen, dass sie unter dem Tisch kniete, und stieß mit voller Wucht mit dem Kopf gegen die Platte.
„Au, Scheiß“, schrie sie viel zu laut auf.
Mit der Hand an ihrem Kopf, krabbelte sie leicht benommen unter dem Tisch hervor.
„Ist dir was passiert?“
„Nein, wie kommst du nur darauf? Das mache ich immer so, das hilft mir beim denken.“
Christian kam einen Schritt auf sie zu und wollte nach ihrem Kopf sehen.
„Schon gut“, sagte Anna und machte ebenso einen Schritt zurück, „ist ja nichts Schlimmes.“
Noch immer hielt sie ihren Kopf und fühlte nach der Beule. Als sie die Erhebung gefunden hatte, konnte sie nicht anders, als ihr Gesicht vor Schmerz zu verziehen.
„Lass mal sehen. Vielleicht blutet es.“
„Nein, es ist nichts. Lass mal. Wieso bist du schon zurück?“
„Im Supermarkt war es leer. Soll ich dir später etwas zum Mittag kochen?“
„Nein danke, ich muss arbeiten.“
Seine Fürsorge ging ihr mächtig auf die Nerven. Er konnte sehen, dass sie vorzog allein zu sein und er hatte vorgegeben seine Ruhe haben zu wollen, daher zog er sich zurück. Für die nächsten Stunden gingen sie sich aus dem Weg. Selbst wenn Anna ins Haus kam, um sich etwas zu trinken aus der Küche zu holen, sah sie Christian nicht. Dennoch war ihr bewusst, dass sie nicht allein war. Er hatte seine Sachen im oberen Raum verteilt, es roch plötzlich anders und ständig plärrte das Radio von der Terrasse. Das konnte Anna sogar bis zu ihrem Platz im Garten hören. Anfänglich war ihr danach wutentbrannt zu ihm zu gehen und ihn anzuschreien, ob er nicht ganz dicht sei, schließlich wollte er doch Ruhe haben und sie könnte bei dem Lärm unmöglich arbeiten. Dann aber spürte sie, dass es ihr gefiel und sie sich schlagartig nicht mehr einsam fühlte. Sie könnte zu ihm gehen und mit ihm reden, wenn ihr danach war. Endlich könnte sie sich unterhalten, was sie trotzdem nicht tat. Nur die Gewissheit, dass sie es hätte tun können beruhigte sie. Am Nachmittag fuhr sie wie jeden Tag mit dem Fahrrad in den Ort. Kurz überlegte sie, ob sie Christian fragen sollte, ob der sie begleiten wolle. Dann aber dachte sie daran, wie er reagiert hatte, als er sich damit abfinden musste, mir ihr das Haus zu teilen. Ohne sich zu verabschieden, verließ sie das Haus durch den Garten. Als sie zurückkam, saß er auf ihrer Bank und schien auf sie zu warten.
„Wo warst du?“
„Im Ort.“
„Wieso gehst du einfach weg ohne etwas zu sagen. Ich hätte dich begleiten können.“
„Ich wusste nicht, dass ich mich bei dir abmelden muss.“
„Das musst du natürlich nicht. Ich habe mir Sorgen gemacht, als ich bemerkte, dass du plötzlich weg
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