Der Problemmann (German Edition)
kannte man sich. Aus der Gestik der beiden erahnte Anna, dass Christian schon des Öfteren hier gewesen war. Sicherlich mit seiner Frau, zu der Christian noch immer nichts gesagt hatte. Anna vermied es ihn nochmals darauf anzusprechen und war froh, dass die Unterhaltung banal blieb. Christian erzählte viel über den Ort und Italien. Aus welchem Grund er so gut die Landessprache beherrschte. Er war als junger Mann für ein Jahr in Italien gewesen und hatte ein Praktikum absolviert. Oliver hätte ihn oft besucht und so kauften sich er und Uta das Haus. Anna war überrascht, dass Christian immerhin so viel von sich und seinem Privatleben preisgab. Sie hoffte darauf, dass er nicht nach ihren Beruf fragen würde. War sie sonst immer stolz auf das was sie tat, wurde sie nun bei dem Gedanken nervös. Es erinnerte sie daran, wie unkreativ sie war. Sie musste an den Nachmittag denken und wie sie voller Elan angefangen hatte ihr Notizbuch zu füllen. Plötzlich hatte sie eine Idee wie sie die Arbeit fortführen könnte. Sie wurde geradezu unruhig und hätte sich gern aufgeschrieben was ihr in diesem Moment durch den Kopf ging.
„Was machst du eigentlich wenn du an dem Tisch im Garten sitzt?“
Seine Worte holten sie in die Realität zurück.
„Ich?“
„Ja du, wer sonst?“
„Ja, natürlich“, verlegen trank sie den letzten Rest ihres Weins aus und hätte es begrüßenswert gefunden, wenn er eine weitere Flasche bestellt hätte.
„Und?“
„Also, ich bin eigentlich Kinderbuchillustratorin.“
„Das hört sich spannend an. Ich habe noch nie jemanden getroffen, der so etwas macht.“
„Ach, na ja, weißt du so spannend ist es nicht.“
„Ich finde schon. Was ist dein Thema?“
Anna wurde schlagartig heiß und der Schweiß brach ihr aus.
„Ich spreche nicht über unfertige Projekte. Das bringt Unglück.“
„Heißt das, du wirst mir nichts zeigen, was du bisher geschaffen hast?“
„Genau das soll es heißen.“
„Das ist schade. Ich hätte gern gesehen wie du arbeitest. Kannst du nicht für mich eine Ausnahme machen.“
„Nein, das geht nicht.“
„Bist du eigentlich immer so stur?“
„Ich bin nicht stur? Es geht eben nicht, basta.“
„Siehst du? Du bist rechthaberisch.“
„Was soll das jetzt werden?“
„Ich verstehe nicht, wieso du so eigensinnig bist. Was ist schon dabei, wenn du mir deine Arbeit zeigen würdest. Oder findest du sie nicht gut genug?“
„Sag mal, warum reden wir nicht über deine Frau? Wieso bist du allein hier? Wollte sie dich nicht begleiten?“
„Das spielt doch jetzt keine Rolle. Lenk nicht ab.“
„Ich hatte dich ja heute Morgen schon danach gefragt und du bist mir ausgewichen.“
„Es geht dich ja auch gar nichts an.“
„Siehst du, und dich geht meine Arbeit nichts an, so lange sie nicht fertig ist.“
Die Unbeschwertheit, die sie den Abend über begleitete und die eine unbeschwerte Atmosphäre geschaffen hatte, war schlagartig gewichen. Schweigend saßen sie sich gegenüber, jeder blickte in eine andere Richtung.
„Wollen wir gehen?“ fragte Christian nach einer gefühlten Ewigkeit.
Stumm nickte Anna, sah ihn jedoch nicht an. In ihr stieg Wut auf, da er abrupt das Bild, was sie von ihm hatte, zerstörte. Bis vor zwei Minuten konnte sie sich der Illusion hingeben, dass er zu ihr gehörte. Jetzt wurde ihr wieder bewusst, dass er ein Störenfried war. Jemand der alles durcheinander gebracht hatte. Ihr Feind, den sie bekämpfen musste. Es musste etwas geschehen und er möglichst bald abreisen.
Ohne sich eine Blickes zu würdigen oder ein einziges Wort zu wechseln waren sie in seinem Auto zurück zum Haus gefahren. Die Nacht war tief schwarz. Über ihnen blinkten an einem klaren Himmel tausende Sterne. Im Grunde hätte es romantisch sein können und sie sich zum Abschluss, eines eigentlich sehr schönen Abend, gemeinsam auf der Terrasse einen Absacker genehmigen können. So aber betraten sie, sich weiterhin ignorierend, das Haus. Anna ging auf direktem Weg in Richtung ihrer Bodenluke. Bevor sie in ihr verschwand drehte sich noch einmal zu ihm um.
„Danke für das Essen und den schönen Abend. Das war sehr freundlich von dir.“
„Gern geschehen. Danke für deine nette Gesellschaft.“
Anna war dabei die Stufen hinunter zu klettern. Auf halber Höhe blieb sie stehen, nur ihr Oberkörper schaute aus dem Loch.
„Christian.“
„Ja.“
Er hatte sich aus dem Kühlschrank ein Bier genommen, es geöffnet und war dabei sich in einen der Sessel
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