Der Problemmann (German Edition)
ihr stehen würde. Sie öffnete ihre Augen und erschrak erneut. Direkt vor ihrem Gesicht hielt er ihr einen Strauß Blumen entgegen. Schnell richtete sie sich auf und strahlte ihn an.
„Danke“, sagte sie, „da spricht wohl dein schlechtes Gewissen.“
Sie nahm ihm die Blumen ab und steckte augenblicklich ihre Nase hinein.
„Das auch. Ich wollte dich vorhin wirklich nicht so überfallen, das tut mir leid und war völlig unangebracht.“
Er stellte die Milch auf den Tisch und setzte sich ihr gegenüber.
„Ist schon okay. Ich hoffe, du bist nicht enttäuscht von dem, was du gesehen hast.“
„Nein, ganz und gar nicht. Im Gegenteil es hat mir sehr gefallen.“
„Das dachte ich mir, so wie du mich angestarrt hast.“
„Das tut mir leid, das wollte ich wirklich nicht.“
„Entschuldigung angenommen. Vergessen wir es. Du scheinst schon lange keine nackte Frau mehr gesehen zu haben.“
„Geht so.“
„Ich weiß, du möchtest nicht über deine Frau reden und ich werde dich nicht damit nerven. Wenn du es mir sagen willst dann wirst du wissen, wann es soweit ist.“
„Danke.“
„Keine Ursache. Und nun erzähl mir wofür die Blumen noch sind. Du hast doch etwas auf dem Herzen, das merke ich dir doch an.“
In den letzen zwei Wochen hatte sie sich intensiv miteinander beschäftigt und er war überrascht wie gut sie ihn bereits kannte. Vor allem, dass ihr seine Gefühlsregungen nach nur 14 Tagen besser bekannt waren als Marion in sechs Jahren Ehe.
„Ich werde dich heute verlassen.“
Ungläubig sah sie ihn an. Wie sehr hatte sie gehofft, dass er ein Einsehen habe würde und diese Worte schon sehr viel früher ausgesprochen hätte. Nun glaubte sie kaum, was sie eben aus seinem Mund gehört hatte.
„Wie meinst du das?“
„Ich muss heute abreisen.“
„Aber wieso? Das geht nicht. Du bist meine Muse. Du kannst nicht wegfahren.“
Panik ergriff sie.
„Es tut mir leid, ich habe eben einen Anruf erhalten. Ich muss morgen wieder in Deutschland sein. Bei einem Kunden gibt es ernsthafte Probleme. Ich würde lieber hier bleiben, aber es geht nicht.“
„Und wann wirst du fahren?“
Noch immer wollte Anna nicht glauben, dass sie ab dem morgigen Tag wieder allein sein müsste.
„Gleich nach dem Frühstück. Es sind immerhin ein paar Hundert Kilometer zu fahren. Willst du mitkommen?“
So sehr hoffte er, dass sie ihn begleiten würde. Er wollte sie nicht verlassen müssen, nicht nachdem was er am morgen gesehen hatte.
„Nein, das geht nicht. Ich bin hier noch nicht fertig. Ich muss das erst zu Ende bringen.“
„Schade.“
„Warum willst du überhaupt, dass ich dich begleite? Was soll das geben? Du bist verheiratet.“
Als ob er das vergessen könnte. Abgesehen davon, hatten sie bisher nicht über ihre Gefühle für einander gesprochen, plötzlich war es, als ob beide wissen würden, was der andere für Empfindungen hatte und es nie anders gewesen wäre.
„Ich habe keine Ahnung. Mir war nur so danach dich nicht mehr allein zu lassen. Ich werde dich vermissen.“
Ein imaginärer scharfer Dolch durchstach ihr Herz. Krampfhaft zog es sich zusammen, um zu verhindern, dass sie verbluten würde.
„Wirklich?“
„Ja, ich weiß nicht, wie ich es ohne dich aushalten soll. Wer wird ab jetzt mit mir streiten und mich ständig nach Marion befragen?“
Es war das erste Mal, dass er ihren Namen in Annas Gegenwart ausgesprochen hatte. Auch Anna nannte sie nie beim Namen, obwohl sie ihn natürlich kannte.
„Und wer wird meine Muse sein und mich inspirieren?“
„Ich inspiriere dich für ein Kinderbuch?“
„Na ja, ich schreibe gerade kein Kinderbuch.“
Als ob er in diesem Moment einen Schalter in ihr umgelegt hätte, fing sie an zu erzählen. Wie ein Wasserfall sprudelte es aus ihr heraus. Wie sie jeden Tag eine erotische Kurzgeschichte schrieb und dazu illustrierte. Für ein Buch würde es bei weitem noch nicht ausreichen.
„Ich inspiriere dich für erotische Kurzgeschichten?“
Jetzt war er noch mehr überrascht. Er fühlte sich geschmeichelt. Ein derartiges Kompliment hatte ihm bisher noch keine Frau gemacht.
„Deine Gegenwart ist eben sehr anregend.“
Ohne weiter darüber zu sprechen begannen sie zu frühstücken. Anna war der Appetit völlig vergangen, ihr Hals schien wie zugeschnürt. Daher trank sie lediglich Kaffee. Erst jetzt fiel ihr auf, dass er extra ihretwegen in den Ort gefahren war, um Milch zu besorgen. Christian trank seinen Kaffee schwarz, mit einem Löffel Zucker.
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