Der Problemmann (German Edition)
Ohne dass er es hätte merken sollen, sah Anna hin und wieder zu ihm hinüber, um zu überprüfen, ob er sie noch immer beobachtete. Erschrocken senkte sie ihren Blick, als sie bemerkte, dass er sie anstarrte. Gut dass es dunkel war, so konnte niemand erkennen, wie sich ihr Teint verfärbte. Dann fiel ihr ein, dass dieser Kerl sicher nicht sie musterte, sondern Melanie.
„Da hinten steht ein Typ, der schaut die ganze Zeit zu dir herüber”, schrie Anna.
„Wirklich?“
Augenblicklich drehte sich Melanie in seine Richtung. Da war Michael. Aber warum stand er dort herum, anstatt sie zu begrüßen? Kaum hatte sie den Gedanken aus ihrem Kopf entlassen, kam er auf sie zu.
„Jetzt kommt der doch glatt hier her.”
„Das ist Michael”, versuchte Melanie trotz der lauten Musik zu Anna durchzudringen.
Annas Beine fühlten sich plötzlich merkwürdig an, als ob sich ihre Knochen langsam aufzulösen schienen und unmöglich ihren Körper weiter tragen wollten. Wie zähes Gummi fühlte es sich an. Das Zittern ihrer Knie kroch ihren Körper entlang und setzte sich bis zu ihren Händen fort. Das Glas in ihrer Hand wurde tonnenschwer und sie glaubte es nicht länger halten zu können. Dieser Mann, der immer schneller auf sie zukam, war ihre Traumvorstellung eines perfekt gebauten Mannes. Obwohl sie Männer mit etwas kürzeren Haaren bevorzugte, fand sie Michaels blonden Schopf äußerst attraktiv. Es passte zu dem gesamt Bild was er darbot. Er trug den Anzug, in dem Melanie ihn am Nachmittag kennengelernt hatte. Lediglich seine Krawatte hatte er abgenommen und sein Hemd aufgeknöpft. Wäre es etwas heller gewesen, wäre Anna aufgefallen, wie glatt seine Brust war und kein einziges Haar sich durch das offene Hemd zeigte. Seine Gesichtszüge waren männlich, ein leichter Drei-Tage-Bart schimmerte ihm im Gesicht. Die Bartstoppeln waren ebenso blond wie der Rest seiner Haare. Man konnte ihm ansehen, dass er sich regelmäßig an Gewichten zu schaffen machte, die seinen Körper stählen sollten. In seinem Blick hatte er etwas Spitzbübisches. Wenn er sie ansah, lief ihr ein Schauer über den Rücken. Das war ihr bisher mit kaum einem Mann passiert. Dennoch glaubte sie, dass seine Aufmerksamkeit nicht ihr galt sondern Melanie. Die hatte Anna beobachtet, was sie äußerst belustigend fand. Dafür, dass Anna sie kaum auf die Party begleiten wollte, schien sie regelrecht paralysiert zu sein. Melanie war davon überzeugt, dass Anna schneller Kay vergessen haben würde, als sie angenommen hatte. Auch wenn Melanie gehofft hatte Michael in der Nacht mit nach Hause nehmen zu können, bemerkte sie sofort, dass er ein Auge auf Anna geworfen hatte und sie sich anderweitig umsehen musste, was ihr nicht schwer fallen dürfte. Hier und da hatte sie bereits gemerkt, dass sie bei einigen Herren Aufmerksamkeit erregt hatte.
„Schön, dass du gekommen bist und vor allem deine gut aussehende Freundin mitgebracht hast”, schrie er.
Sofort wurde Anna wieder rot.
„Willst du mich nicht vorstellen?“, fragte Michael.
„Gern”, sagte Melanie und tat worum sie gebeten wurde.
Kaum hatte sie Anna und Michael miteinander bekannt gemacht, hätte Michael es begrüßenswert gefunden, wenn Melanie verschwunden wäre. Die genau das vorgehabt hatte. Anna schien versorgt zu sein, jetzt brauchte sie einen adäquaten Partner für die spätere Nacht.
Den gesamten Abend über wich Michael kaum von Annas Seite. Er klebte an ihr wie ein zähes Kaugummi, was Anna äußerst unangenehm war. Obwohl er durchaus in ihr Beuteschema passte, irgendetwas stimmte nicht an ihm. Seine Gegenwart löste auf der einen Seite Erregung aus, auf der anderen Seite schien ihr Körper gegen ihn zu rebellieren. Wenn er ihr Belanglosigkeiten ins Ohr säuselte überzog sich ihr Körper mit einer Gänsehaut. Ein Gefühl des Wohlbehagens und gleichzeitiger Abscheu legte sich über sie. Immer wieder kam er viel zu dicht mit seinem Kopf an ihr Gesicht, was er in erster Linie tat, um sich mit ihr verständlich zu machen. Wenn er sprach zog eine Wolke aus starkem Alkohol und Bier an ihrer Nase vorbei, was seiner Attraktivität deutliche Minuspunkte einbrachte. Sein Aftershave versuchte den kalten Rauch von Nikotin zu überdecken, der an seiner Kleidung heftete. Ein Geruchscocktail der ihr kurzfristige Übelkeit verursachte. Abgesehen davon hatte er etwas in seinem Blick, was sie nicht einzuschätzen vermochte. Sein gesamtes Auftreten versprühte Selbstsicherheit. Hier und da hob er
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