Der Problemmann (German Edition)
kennenlernten. Zwei Wochen hatte er keinen Gedanken an seine Frau verschwendet, deretwegen er ursprünglich überhaupt nach Italien gekommen war. Die Ablenkung durch Anna war ihm sehr recht gewesen, denn er wusste insgeheim, dass er keine Lösung seines Problems finden würde. Marion scherte sich einen Dreck um ihn. Sie hatte nicht einmal versucht ihn zu erreichen. Er war ihr völlig gleichgültig, sie brauchte ihn lediglich um schwanger zu werden, von Liebe hätte man in dem Fall nicht sprechen können. Diese Einsicht schmerzte ihn, weshalb er erst recht dankbar war, in Anna eine Abwechslung gefunden zu haben. Das er sich in sie verlieben würde, davon konnte er nicht ausgehen.
Christian hatte auf die Autobahn gestiert und versuchte sich zu konzentrieren. Vor seinem inneren Auge sah er Anna wie sie nackt vor ihm gestanden hatte. Ohne dass er es hätte steuern können, begann er damit sich auf die Lippen zu beißen und sich mit der Zunge darüber zu fahren, als ob es ihm so das Gefühl des Kusses zurückbringen würde. Wie sollte er jetzt nur weitermachen? Konnte er zu Marion zurückkehren und seine Ehe dort fortführen wo sie vor zwei Wochen geendet hatte? Bei seiner Abreise nach Italien hatte er geradezu darum gebetet, dass Marion ihn sehnsüchtig vermissen und einsehen würde, was sie an ihm hatte. Wie sehr hoffte er, bei seiner Rückkehr die Frau wieder zu finden, in die er sich einst verliebte. In der Zwischenzeit hatte er nun eine Frau getroffen, die in ihm Emotionen auslöste, die Christian für völlig unmöglich gehalten hatte. Er hatte geglaubt Marion zu lieben, warum konnte nun eine ihm komplett Fremde sein Weltbild derart aus den Fugen bringen? Er sah ein, dass seine Ehe gescheitert war. War seine Liebe zu Marion eine Lüge gewesen und hatte sie die ganze Zeit Recht? Wie sollte es jetzt weitergehen? Sollte er einfach nach Hause kommen, zu Marion gehen und ihr eröffnen, dass er lediglich auf Probe ausgezogen sei, er würde es verlängern wollen und sie für immer verlassen. Was würde er Marion damit antun? Sie wollte nichts weiter als eine Familie, plötzlich würde sie alles verlieren. Konnte er ihr sagen, dass es tatsächlich eine andere Frau geben würde? Das war lächerlich. Es gab keine andere Frau, noch hatte sich Christian nichts vorzuwerfen, dieser eine Kuss beim Abschied hatte nichts zu bedeuten.
Christian atmete tief durch. Er musste sich dem unvermeidlichen Stellen und mit Marion reden. Würde sie ihn sofort aus dem Haus werfen? Und würde er kampflos das Feld räumen? Immerhin hatte er quasi das Haus bezahlt. War es nicht viel mehr sein Recht zu bleiben und sie hinauszuwerfen? Nein, das könnte er niemals. Er würde sie verlassen. Er war der Übeltäter in ihrer Beziehung. Es war seine Pflicht ihr das Haus zu überlassen. Plötzliche Angst überkam ihm. Im Auto war es still, so herrlich ruhig. Wenn er gleich das Haus betrat, würde ein Donnerwetter über ihn hereinbrechen. Er konnte bereits ihre schrille, äußerst hohe Stimme ihn anschreien hören, dass sie es schon immer gewusst hätte und er ein elendiges Schwein sei. Seine Glieder wurden schwer und er glaubte krank zu werden. Das alles überforderte ihn. Wie gern wäre er wieder ein kleines Kind gewesen, hätte sich schützend hinter seiner Mutter versteckt, die immer alles für ihn getan hatte. Es nützte nichts, er war erwachsen, ein recht passabler Geschäftsmann, der seine Kunden hervorragend beraten konnte. Unmöglich konnte er sich nun wie ein Kind verhalten. Er riss sich zusammen, packte all seinen Mut und stieg endlich aus dem Wagen. Wie in Zeitlupe befreite er seinen Koffer und ging mit ihm in Richtung Haustür. Jeder Schritt bereitete ihm Schmerzen und der Koffer schien tonnenschwer zu sein. Jeden Moment würde ihm sein Rückgrat brechen. Müde steckte er den Schlüssel ins Schloss und betrat kurz darauf das Haus. Der Geruch, der ihm entgegen schlug, überraschte ihn. Es war nicht so, wie er es gewohnt war. Etwas war anders als sonst. Christian stellte den Koffer ab und sah sich um. Es war gemütlich im Haus. Vom Flur aus konnte er erkennen, dass der Kamin entfacht wurde. Niemals machte sich Marion den Kamin an wenn sie allein war, da sie es hasste ihn hinterher reinigen zu müssen. Christian ging vorbei an der geschlossenen Küchentür und betrat das Wohnzimmer. Nicht nur das ein gemütliches Feuer brannte und den Raum mit anheimelnder Wärme füllte, überall waren Kerzen angezündet worden. Marion war nicht zu sehen.
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