Der Problemmann (German Edition)
Jetzt fiel Christian auf, was anders war als sonst, der Fernseher war stumm. Stattdessen säuselte irgendeine Schnulze aus den Boxen der Anlage. Das schien Christian sehr eigentümlich. So etwas war bisher noch nie vorgefallen. Er ging weiter, wollte sich gerade in einen Sessel setzen, als sein Blick den Esszimmertisch streifte. Der war für zwei festlich gedeckt worden. Kerzen brannten und ein frischer Strauß Blumen stand mitten auf ihm. Was war hier los? Unmöglich konnte sie wissen, wann er nach Hause kommen würde.
Plötzlich hörte er die Küchentür klappen. Marions Lachen drang zu ihm. Ein merkwürdiges Gefühl machte sich in ihm breit. Wann hatte er Marion zuletzt lachen gehört? Er konnte sich nicht erinnern. Es musste schon einige Jahre zurück liegen. Was er dann hörte warf ihn vollends aus der Bahn und er glaubte zu träumen. Das konnte unmöglich sein. Sicher war er von der anstrengenden Fahrt müde und seine Wahrnehmung getrübt. Ehe er sich sicher sein konnte, was er glaubte gehört zu haben, betrat Marion lachend das Wohnzimmer. In dem Moment, als sie Christian sah verstummte sie und blieb abrupt stehen. Wie vom Donner gerührt sah sie ihn an, als ob ein Geist vor ihr stehen würde. Augenblicklich wurde sie bleich. Das was Christian gehört hatte kam näher, wurde immer lauter, um dann gleichfalls augenblicklich zu verstummen. Hinter Marion stand ein Mann, hielt zwei Schüsseln gefüllt mit dampfenden Essen in den Händen und starrte ihn ebenso an wie Marion.
„Was ist hier los?“
Christian wollte selbst kaum glauben was er gefragt hatte. Seine Rückkehr hatte er sich irgendwie anders vorgestellt.
„Wo kommst du denn auf einmal her?“, wollte Marion wissen, während der Mann hinter ihr regungslos verharrte.
„Ich wohne hier. Hast du das bereits vergessen?“
„Ich dachte du hast mich für immer verlassen.“
„Das ist ja wohl ein Witz. Ich soll mit lediglich einem Koffer gegangen sein? Das glaubst du doch selbst nicht.“
„Du hast dich aber nicht mehr gemeldet.“
Sie drehte sich zu dem Mann um, nahm ihm die Schüsseln ab und stellte sie auf den Tisch.
„Wie es aussieht, hast du dich schnell getröstet und mich offensichtlich nicht vermisst. Willst du mich nicht vorstellen?“
„Es ist nicht so wie du denkst.“
„So, was denke ich denn? Ich kann dir nur eines sagen, es ist offensichtlich wer hier wen gerade betrügt.“
Marion brach der Schweiß aus. Nicht eine Sekunde hatte sie Schuldgefühle ihrem Mann gegenüber, von dem sie annahm er würde bei seiner Geliebten sein.
„Das ist Walter. Er ist nur ein Freund.“
Walter kam auf Christian zu, um ihm die Hand zu reichen.
„Freut mich Sie kennenzulernen“, sagte Walter und hielt ihm noch immer seine Hand entgegen, die Christian nicht vor hatte anzunehmen.
„Mich nicht. Verschwinden Sie sofort aus meinem Haus.“
„Sicher, natürlich. Ich verstehe Sie. Aber es ist wirklich nicht so, wie Sie denken. Marion hat völlig Recht. Wir sind nur Freunde.“
„Sicher und bald wird der Osterhase gemeinsam mit dem Weihnachtsmann vorbei kommen und uns allen Geschenke bringen.“
„Ich gehe dann besser“, sagte Walter und drehte sich zu Marion.
„Nein, du kannst gern bleiben, wir haben schließlich gekocht.“
„Nein, lass mal. Es ist besser, wenn ich jetzt gehe. Ich ruf dich dann morgen an.“
„Gut wenn du meinst. Es tut mir leid, das konnte ich nicht ahnen.“
„Was? Dass ich so plötzlich wieder daran gedacht habe, dass ich verheiratet bin und hier wohne?“, ätzte Christian.
Walter ging auf Marion zu und küsste sie auf den Mund. Er dachte nicht darüber nach, so hatten sie es in den letzten Tagen immer getan.
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Nachdem Marion endlich Walter wiedergefunden hatte, trafen sie sich regelmäßig. Anfänglich nach der Arbeit auf einen Kaffee. Aus dem Kaffee wurde sehr bald ein Abendessen und plötzlich sahen sie sich täglich. Marion blühte regelrecht in seiner Gegenwart auf. Sie fühlte sich auf eigentümliche Weise begehrt, was ihr erstaunlicherweise nicht unangenehm war. Sie genoss ganz im Gegenteil Walters Komplimente. Fortan gab sie sich wesentlich mehr Mühe mit ihrem Aussehen, schminkte sich jeden Tag und achtete darauf, wie viel Kalorien sie ihrem Körper zuführte. Wenn Walter sie abends zum Essen ausführen wollte, aß sie den ganzen Tag nicht mehr als einen Joghurt. Sie machte sogar einen Termin beim Frisör und ließ sich einen neuen Schnitt machen. Mit einer modischen Frisur und dem Kopf
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