Der Problemmann (German Edition)
wieder bei dir gemeldet?“
Anna stockte der Atem. Deutlich spürbar schlug ihr Herz schneller. Jeder hätte sehen müssen, wie sich ihr Pullover lediglich an einer Stelle ihres Brustkorbs hob und wieder senkte.
„Nein.“
„Das ist ja ein Idiot.“
„Wie kommst du darauf? Ich meine, du hast natürlich Recht. Aber wieso?“
„Na hör mal, sieh dich doch an.“
Anna sah an sich herunter. Wie jeden Tag hatte sie sich nicht besonders viel Mühe mit ihrer Erscheinung gegeben. Warum auch? Hier in der Versicherung interessierte es niemanden wie sie aussah. Sie trug wie immer eine Jeans, dazu dicke Winterstiefel und einen ebenso dicken handgestrickten Pullover. Ihr Gesicht hatte sie lediglich notdürftig geschminkt. Auf Lippenstift hatte sie völlig verzichtet. Was also meinte er mit, sieh dich doch an?
„Du siehst doch super aus“, legte Tom nach, nachdem er ihr Unverständnis in ihren Augen sah.
„Das brauchst du nicht zu tun.“
„Was?“
„Mir Komplimente zu machen. Ich weiß sehr wohl, dass ich nicht der Typ Traumfrau bin. Und in letzter Zeit sehe ich alles andere als gut aus. Nein, sag jetzt nur nicht, dass es nicht stimmen würde.“
„Also gut. Aber ich finde durchaus, dass Potential in dir steckt und stille Wasser sind bekanntlich tief. In dir ist viel mehr, als was du andere mit deinem Aussehen weismachen willst.“
Ungläubig sah Anna ihn an. Das hatte bisher noch kein Mann zu ihr gesagt.
„Du kannst wirklich ein unglaublicher Charmebolzen sein. Machst du das mit jeder Frau?“
„Nein, nur mit denen, die mir sympathisch sind. Und ich glaube durchaus, dass dieser Kerl …“
„Michael“, unterbrach sie ihn.
„… Michael, ein vollkommener Trottel ist, wenn er nicht sieht, was er an dir haben würde.“
„Sag mal, machst du mich gerade an?“
„Nein. Das ist mein Ernst. Ehrlich.“
Anna war irritiert über Toms Verhalten. Wollte er nun etwas von ihr oder nicht?
„Sag mal, könntest du dir vorstellen die Haare zu färben?“ wollte sie plötzlich von ihm wissen.
„Wie kommst du denn jetzt darauf?“
„Weiß nicht? Nur so. Und, würdest du?“
„Sicher nicht. Wozu auch? Ich habe noch keine grauen Haare und ich glaube auch dann würde ich das nicht tun. Ich dachte immer Frauen finden Männer mit silbergrauen Schläfen Sexy. Denk nur an George Clooney.“
„Erstens finde ich den nicht so toll. Ich steh auf den blonden Typ, so wie Jude Law oder Daniel Craig“, ihr Blick änderte sich und sie fing an zu träumen, „und zweitens dachte ich eher daran, dass du dir die Haare ja auch blond färben könntest.“
„Spinnst du jetzt komplett?“
Langsam schien Tom zu begreifen, worauf ihre Frage hinzudeuten schien.
„Würdest du mich dann etwa attraktiv finden?“
„Vielleicht. Aber wahrscheinlich nicht. Du bist eben der dunkle Typ, dir würde blond sicher nicht stehen.“
„Vielen Dank.“
„Entschuldige, so meinte ich das gar nicht. Du siehst wirklich gut aus ...“
„Geht doch“, unterbrach er.
„… du bist nur eben nicht mein Typ. Die Frau, die dich abbekommen wird, hat wirklich Glück.“
„Meinst du?“
Verschmitzt sah er sie an.
„Lass das. Du weißt ganz genau, wie du auf Frauen wirkst und das du, im Gegensatz zu mir, ein Hauptgewinn bist.“
„Jetzt hör endlich auf, dich kleiner zu machen als du bist. Mir war schon irgendwie klar, dass wir uns gegenseitig nicht anziehend finden.“
„Du mich etwa auch nicht? Warum willst du mich dann unbedingt treffen?“
„Hab ich dir doch schon gesagt. Ich mag dich. Irgendwie habe ich schon jetzt ein Gefühl, als würden wir uns ewig kennen. Das hatte ich vorher noch nie bei einem Menschen.“
„Komisch, dass du das sagst. Mir geht es ganz genau so.“
Es wurde Zeit sich wieder an die Arbeitsstätte zu begeben. Beim Abschied küsste er sie wieder auf ihre Wangen und sagte ihr, wie sehr er sich auf das morgige Treffen freuen würde. Anna wünschte ihn für den Abend mit Jennifer viel Glück. Dann trennten sich ihre Wege.
Kapitel 10: Blöde Kuh
Anna kam nicht umhin am Donnerstagabend an Tom und daran, wie es ihm wohl erging zu denken. Glücklicher Weise ließ sie das nicht über das Desaster mit Michael grübeln. Das erste Mal, dass sie abends in ihrer Wohnung war, sich nicht in Gedanken an die missglückte Nacht mit ihm verhedderte und sich zum wiederholten Male Vorwürfe machte. Inzwischen kam sogar Wut in ihr auf, da er es noch immer nicht für nötig erachtet hatte, sich bei ihr zu melden. In dieser
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