Der Problemmann (German Edition)
tätschelte Tom die Schulter, dass der leicht zusammenzuckte.
„Glaub ja nicht“, sagte er an Jennifer gerichtet, „dass ich dich wieder zurücknehme, jetzt wo ich weiß, dass da schon ein anderer dran war.“
Unsicher, ob das wirklich eine gute Idee sei und sich schulterzuckend nach Jennifer umdrehend, folgte Tom dem Mann, der ihm zuvor im wahrsten Sinn umgehauen hatte.
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„Und nun?“, wollte Anna wissen.
Sie war bestürzt über die Geschehnisse des gestrigen Abends. Mit allem hätte sie gerechnet, nur nicht mit einer Schlägerei.
„Ich bin denen einfach gefolgt und habe versucht Dennis zurückzugewinnen. Aber der wollte den ganzen Abend nichts mehr von mir wissen.“
„Und Tom?“
„Weiß ich doch nicht. Was geht der mich an? Der ist doch an allem Schuld. Jetzt habe ich Dennis für immer verloren.“
Den letzten Satz brachte Jennifer kaum über ihre Lippen, da sie wieder von einem Weinkrampf gebeutelt wurde.
„Das ist ja wohl ungeheuerlich, was dieser Tom dir da angetan hat“, sagte die Alleinerziehende, sah sich zur Bekräftigung ihrer Worte um und ließ ihren Blick auf Anna ruhen. In ihren Augen trug Anna einen großen Anteil an dem Fiasko.
Aus ihren Kolleginnen war nichts vernünftiges mehr herauszubringen. Vorsichtig schlich Anna zurück zu ihrem Arbeitsplatz, tat so als würde sie sich wieder ihrer Arbeit widmen, indem sie willenlos Papier von links nach rechts schob, setzte sich jedoch nicht an ihren Schreibtisch sondern beobachte die Frauen, um sich kurz darauf aus dem Raum zu stehlen. Schnellen Schrittes machte sich Anna auf den Weg in den dritten Stock.
„Du meine Güte“, stieß Anna erschreckt aus, „das ist ja noch viel schlimmer, als ich angenommen hatte. Tut’s sehr weh?“
Anna hatte Tom im Flur des dritten Stocks getroffen. Er kam gerade aus der Kaffeeküche und sah wirklich übel aus. Die untere Hälfte seines Gesichts war geschwollen und blutunterlaufen. Eine leichte Schürfwunde war deutlich sichtbar. Sein eigentlich ebenmäßiges Gesicht wirkte plötzlich schief. Das weiß seiner Augen war rot und dunkle Schatten rundeten ein Bild des Schreckens ab.
„Danke, für deine Fürsorge. Sieht dramatisch aus, ist es aber zum Glück gar nicht.“
„Das tut mir wirklich leid, das wollte ich nicht.“
Hätte sie nicht egoistisch lediglich an ihren Vorteil gedacht, wäre das alles nicht passiert.
„Es ist doch nicht deine Schuld. Zerbrich dir doch deshalb nicht den Kopf.“
Vorsichtig hatte sie ihre Hand an seinen Kopf geführt und berührte die blaue Stelle auf seinem Kinn. Im Grunde wusste sie, dass es nicht gut war ihm so nah zu treten, aber sie hatte ein inneres Bedürfnis danach. Unwillkürlich zuckte Tom unter ihrer Berührung zurück.
„Entschuldige bitte“, sagte Anna und nahm schnell ihre Hand von seinem Gesicht.
„Du musst dich nicht pausenlos entschuldigen und rechtfertigen“, sagte Tom und lächelte sie an, „das tat nur ein bisschen weh.“
„Eben, das wollte ich nicht. Ich fühle mich schuldig, da ich dir das ganze Schlamassel eingebrockt habe.“
„Ach quatsch. Ich bin auch schon groß. Es war meine Entscheidung das zu tun. Ich hätte es ja auch sein lassen können.“
„Schön, dass du es so sportlich nimmst.“
Anna sah verlegen auf ihre Schuhe. Irgendwie war ihr die Situation peinlich.
„Bleibt es denn bei unserer Verabredung?“
Tom hatte bemerkt, wie unwohl Anna sich zu fühlen begann und wollte daher schnell das Thema wechseln.
„Nach all dem willst du dich immer noch mit mir treffen?“
„Klar, warum auch nicht? Hör doch endlich auf damit. Also sehen wir uns um acht?“
„Meinetwegen“, sagte Anna niedergeschlagen, was lediglich daran lag, dass ihr einfiel, dass Michael sich noch immer nicht bei ihr gemeldet hatte und sie einen Freitagabend mit einem Mann verbringen sollte, mit dem sie niemals ein Verhältnis angefangen hätte.
Kurz bevor Anna Feierabend machen wollte klingelte ihr Handy. Ein kurzes Signal ertönte, um ihr mitzuteilen, dass sie eine SMS erhalten hätte. Der Ton ließ sie zwar aufschrecken, aber sie hatte keine Lust nachzusehen, wer etwas von ihr wollen würde. Egal wer es hätte sein können, es war ihr gleichgültig. Sie war mit ihren Gedanken mit wichtigeren beschäftigt. Unter anderem mit dem abarbeiten eines nie enden wollenden Stapel Papiers. Bis zum Jahreswechsel waren es nur noch drei Wochen. Sie sah Ärger auf sich zukommen, wenn sie nicht endlich vorankommen würde. Sie konnte es
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