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Der Problemmann (German Edition)

Der Problemmann (German Edition)

Titel: Der Problemmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrun Misselhorn
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sich nicht leisten durch schlecht geleistete Arbeit weniger Schichten zugeteilt zu bekommen. Umso wichtiger war es jetzt sich zu konzentrieren und endlich ihr Pensum zu schaffen. Die Eskapaden mit Michael hatten sie ohnehin schon viel zu sehr in Unkosten gestürzt. Zukünftig musste sie dringend anfangen zu sparen. Selbst das Geld das sie für Weihnachten vorgesehen hatte, um sich kulinarisch zu verwöhnen, war bereits ausgegeben. Sie hasste es zu Weihnachten zu ihren Eltern fahren zu müssen, aber da gab es wenigstens etwas Anständiges zu essen, dass sie sogar die nervige Art ihrer Mutter ertragen würde.
    Ihre Kolleginnen hatten den gesamten Nachmittag damit verbracht Jennifer wieder zu beruhigen und zum hundertsten Mal den gestrigen Abend durchzugehen und zu überlegen, wie man Dennis davon überzeugen konnte, dass mit Tom rein gar nichts gelaufen sei. Wie zu erwarten war, wurde Anna mit Nichtachtung gestraft. Teilweise wurde ihr jedoch trotzdem sehr viel Aufmerksamkeit gewidmet, denn man schob den gesamten gescheiterten Abend ihr in die Schuhe und alles sei doch im Grunde ihre Schuld. Wenn Anna nicht gewesen wäre, so waren sich alle einig, dann wäre das alles nicht vorgefallen. Wenn sich Jennifer nicht mit Tom getroffen hätte, dann wäre ihr allerdings auch nicht Dennis über den Weg gelaufen und er hätte sich weiterhin mit der anderen Frau beschäftigen können, die er gerade dabei war kennenzulernen. Nun aber war auch Dennis aufgewühlt und überlegte, ob es nicht doch besser sei, seiner Verflossenen eine weitere Chance zu geben, immerhin war bald Weihnachten und da war ja niemand gern allein. Das alles konnten die Damen der Antragsabteilung nicht ahnen und so galt ihre ganze Wut nun Anna, die still und leise an ihrem Schreibtisch saß, sich abmühte in einem zügigen Tempo ihre Arbeit zu erledigen und zu hoffen, dass dadurch die Zeit schneller vergehen und sie bald Feierabend haben würde. Endlich wurde es 16 Uhr. Seit einer halben Stunde saßen die Frauen mit ihren Mänteln bekleidet an ihren Schreibtischen und schauten teilweise hektisch auf ihre Armbanduhren. Lediglich Jennifer saß mit hängenden Schultern und am Boden zerstört, dennoch bereits mit ihrer Jacke bekleidet, auf einem Stuhl in einer hinteren Ecke des Großraumbüros. Punkt 16 Uhr stürmten alle aus dem Gebäude. Ein Wunder, dass sie sich nicht über den Haufen liefen. Anna hatte es nicht eilig. Sie wollte natürlich so schnell es ging ihre Arbeitsstätte verlassen, aber diese ruhigen Minuten nach Feierabend genoss sie. Plötzlich wurde es unglaublich still. Kein Telefon klingelte, niemand sprach. Teilweise blieb Anna sogar noch eine halbe Stunde länger, da sie in dieser Zeit sehr produktiv war und mehr schaffte als in einer Stunde eines hektischen Tages. In aller Ruhe legte sie ihre Papiere zur Seite und räumte ihren Schreibtisch auf. Etwas war anders als sonst. Anna fühlte sich plötzlich beobachtet. Nervös schaute sie sich im Raum um. In der hinteren Ecke saß noch immer Jennifer und rührte sich nicht. Das war mehr als ungewöhnlich, denn unter normalen Umständen gehörte Jennifer zu denen, die als erstes das Gebäude verließen.
    „Was machst du denn noch hier?“
    Eigentlich wollte Anna das gar nicht wissen. Sie wurde an diesem Tag wesentlich schlechter behandelt als sonst und das hatte sie Jennifer und ihrem Exfreund Dennis zu verdanken.
    „Ich kann jetzt nicht nach Hause gehen.“
    „Das ist doch quatsch.“
    „Nein, du verstehst das nicht. Ich kann nicht.“
    „Offensichtlich verstehe ich das nicht. Dann bleib eben hier sitzen, bis sie dich rauswerfen. Ich gehe jetzt jedenfalls.“
    Anna war es völlig gleichgültig, ob Jennifer sitzen bleiben würde oder nicht.
    „Kann ich mit dir kommen?“
    Ruckartig hatte sich Anna zur ihr umgedreht.
    „Was hast du gesagt?“
    „Darf ich mitkommen?“
    „Wie, mitkommen? Zu mir nach Hause oder was?“
    Der Schock muss ihr Gehirn aufgeweicht haben, dachte Anna.
    „Ja, oder lass uns was trinken gehen. Ich kann jetzt nicht nach Hause gehen.“
    „Das sagtest du bereits.“
    Unschlüssig, was sie nun tun sollte sah Anna sich um, als ob ihr im Raum die Antworten auf ihre Fragen entgegen fliegen würden.
    „Und warum kannst du nicht nach Hause gehen?“
    Ich werde es sofort bereuen ihr diese Frage gestellt zu haben, dachte Anna.
    „Entweder bin ich dort allein, oder aber Dennis wird dort auf mich warten.“
    „Und was wäre an dem so schlimm?“
    „Wenn Dennis nicht da sein

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