Der Problemmann (German Edition)
dass sie glaubte unter keinen Umständen länger ihren Magen im Schach und ihn zu zwingen dessen Inhalt bei sich zu behalten. Und das alles noch bevor sie Kaffee getrunken hatte.
„Was?“
Sie hatte keine Kraft zu lesen, was auf ihrem Display stand.
„Guten Morgen“, säuselte ihr Melanie entgegen, „wie geht es dir?“
„Schlecht.“
„Das höre ich, du meine Güte, Anna, was hast du gestern getrieben?“
Melanie konnte ein Lachen nicht unterdrücken.
„Ich habe mich mit Tom getroffen und betrunken.“
„Und?“
„Nichts und? Ich habe mich mit Tom getroffen, mit ihm geredet und Bier getrunken.“
„Du trinkst doch gar kein Bier.“
„Ab jetzt schon. Aber könnten wir das Böse Wort fürs erste nicht mehr sagen. Bitte.“
„Dann war wohl das letzte von den Getränken, die ihr zu euch genommen habt schlecht, wie ich das sehe.“
„Könnte man so sagen.“
„Und was ist mit Michael?“
„Was soll mit dem sein?“
„Ich dachte du willst den noch einmal in dein Bett lassen. Der Sex ist doch so bahnbrechend gewesen.“
„Ich kann mich kaum noch daran erinnern.“
„Also hat er dich schon wieder versetzt.“
„Ja.“
„Wann wirst du es lernen. Der Mann ist nicht gut für dich.“
„Ich weiß.“
„Und warum tust du dir das dann immer wieder an?“
„Ich tu mir gar nichts mehr an.“
„Heißt das, du machst Schluss mit ihm?“
„Wo nichts ist kann man nichts beenden.“
„Das sind weise Worte gelassen ausgesprochen.“
„Das hört sich nur so an, da es mir echt dreckig geht. Hör zu, können wir das später besprechen? Ich sollte mich jetzt wieder hinlegen und sterben.“
„Ach Süße, soll ich schnell vorbei kommen und dich pflegen? Ich könnte auch frische Brötchen mitbringen.“
„Bitte nicht“, Anna schluckte trocken, „ich leg jetzt auf.“
„Melde dich bitte, wenn du wieder unter den Lebenden bist.“
Anna hatte das Handy zur Seite gelegt und überlegte, ob es besser sei sich wieder ins Bett zu legen oder doch einen Schluck Kaffee zu nehmen. Letzteres sei bestimmt eine gute Idee. Daher schleppte sich Anna zurück in die Küche in der die Kaffeemaschine durch ein letztes Gluckern signalisierte, dass ein schwarzes Gebräu nun dazu bestimmt wäre es zu trinken. Ein herrliches Aroma frischen Kaffees lag in der kalten Luft der Küche. Unter normalen Umständen hätte Anna das sehr anregend gefunden, nun war sie sich nicht sicher, ob es nicht doch besser gewesen wäre, auf direktem Weg ins Bett zu gehen und darauf zu hoffen dass die Übelkeit verschwinden würde. Das erneute Klingeln ihres Handys riss sie aus den Gedanken darüber, ob sie vor einem ablegen in ihrem Bett, einen kurzen Stopp im Badezimmer machen sollte, um sich ihres Mageninhaltes zu entledigen. Wieder schluckte sie trocken. Was um alles in der Welt wollte Melanie schon wieder von ihr? Jetzt war sie davon überzeugt, dass ihr der Kopf keine Sekunde länger dem Druck standhalten und er augenblicklich in tausend Stücke bersten würde. Und warum um alles in der Welt hatte sie das Handy im Flur zurückgelassen?
„Was?“
Mehr brachte sie nicht heraus und war froh, dass es am Ende doch nur Buchstaben waren, die ihren Mund verlassen hatten.
„Dir geht’s nicht so gut, wie es sich anhört.“
Toms Stimme war im Gegensatz zu ihrer geradezu frisch.
„Woher hast du meine Nummer?“
„Schon vergessen? Du meintest, jetzt wo wir Freunde sind, müssten wir dringend unsere Nummern tauschen, damit wir uns jederzeit erreichen können. Und ich wollte mal hören, ob du gut nach Hause gekommen bist und vor allem noch deinen Spaß in der letzten Nacht hattest.“
„Meinst du nicht, dass dies eine etwas zu intime Frage ist und dich auch nichts angeht?“
„Das es mich nichts angeht könnte man so auslegen, aber zu intim ist das sicher nicht, nach dem, was du mir gestern alles anvertraut hast.“
Trotz des Schwindels und dem unwiderstehlichen Drang sich übergeben zu müssen, wurde Anna rot. Sie konnte sich tatsächlich nur noch schemenhaft an den gestrigen Abend erinnern.
„Was habe ich dir erzählt?“
„Alles würde ich meinen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass du etwas ausgelassen hast. Du warst ziemlich redselig.“
„Hab ich dir auch von Harry erzählt?“
Soweit sich Anna erinnern konnte war das Erlebnis mit Harry das Schlimmste was ihr je widerfahren war. Der war ihr erster One-Night-Stand, bei dem sie sich zu allem Übel auch noch unglaublich dämlich angestellt hatte. Dieser
Weitere Kostenlose Bücher