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Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Titel: Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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eine Geijer-Enthüllung gebracht. Peter Bratt war ein schlechter Journalist und wurde nach seiner Beteiligung an der IB -Enthüllung gewaltig überschätzt. Gerade dieses Mal war seine Sache noch schlechter fundiert als sonst. Was er über sie wusste und was sich so allmählich zur Geijer-Affäre entwickelte, bestand im Wesentlichen aus den Gerüchten, die schon seit Jahren unter Journalisten und anderen Eingeweihten kursierten. Es ging um die Kontakte hoher Politiker zu Prostituierten. In diesem Zusammenhang wurde Justizminister Lennart Geijer am häufigsten erwähnt.
    Mehr wusste er in der Tat nicht. Dass er sich mir gegenüber den Anschein geben wollte, mehr zu wissen, spricht jedoch nicht gegen ihn. So geht man immer vor, wenn man im Trüben fischt. Das wissen alle, nicht zuletzt Leute wie ich.
    Hier habe ich wirklich einen Fehler begangen. Ich hätte ihn durchschauen müssen, aber stattdessen überschätze ich seine Person und sein Wissen. Ich kaufe ihm am Telefon seine Behauptung ab, dass er die große Enthüllung über Geijer und seine Hurenkontakte bringen wird. Genau so drückt er sich im Übrigen aus: »Geijer und seine Hurenkontakte«, und ganz ungeachtet seiner Wortwahl nehme ich es ihm ab.
    Das ist ein bedeutender Fehler meinerseits und ein für mich ungewöhnlicher Fehler. Zu diesem Zeitpunkt bin ich Peter Bratt nur einmal persönlich begegnet, und zwar ein gutes halbes Jahr zuvor während einer Tagung für Journalisten über Wirtschaftskriminalität und organisiertes Verbrechen, zu der ich als Experte der Reichspolizeibehörde für solche Fragen eingeladen worden war. Bei dieser Gelegenheit sprach ich nicht mehr mit ihm als mit seinen Journalistenkollegen, eher weniger, da ich etliche der anderen anwesenden Journalisten schon lange kannte. Aber ich erinnere mich, dass er mir dort erzählte, dass er seit einiger Zeit von Dagens Nyheter beauftragt sei, ausschließlich investigativen Journalismus zu betreiben, und zwar über die Fragen, die auf der Tagung abgehandelt wurden.
    Während des folgenden halben Jahres ruft er mich einige Male an. Immer ruft er mich an, und es geht nie um außergewöhnliche Dinge. Er stellt allgemeine Fragen. Welche Ermittlungen wir bei der Reichspolizeibehörde im Hinblick auf die Wirtschaftskriminalität und das organisierte Verbrechen betreiben und welche Maßnahmen geplant sind. Nur einmal wird er konkreter, und da geht es um die Enthüllung eines anderen Journalisten. Er will gerne mehr über die Hintergründe wissen. Ob das etwas sei, dem man nachgehen solle, es handele sich um journalistische Routinearbeit seinerseits, und er erwarte keinerlei Indiskretionen meinerseits.
    Ein Grund dafür ist, dass ich seit langem intensive Kontakte zu einigen anderen Journalisten pflege. Wie bereits erwähnt, sind die Wirtschaftskriminalität und das organisierte Verbrechen und nicht zuletzt jener Teil, der die Prostitution betrifft, die kriminalpolitische Frage, die den Medien zu jener Zeit am wichtigsten ist. Die Reichspolizeibehörde ist natürlich daran interessiert, dass die Medien ständig neue Enthüllungen bringen. Das nützt uns. Wir bekommen mehr Geld, weitere Ressourcen, mehr Polizisten, weitere Argumente für eine neue und härtere Gesetzgebung. Aus unserer Perspektive ist es ganz einfach und selbstverständlich.
    Etliche Journalisten kennen sich mit diesen Fragen sehr gut aus. Mit ihnen stehe ich in einem ständigen Dialog, was auch damit zusammenhängt, dass sie mir Informationen liefern können. Wir tauschen Äpfel gegen Birnen, wie Jan Mosander, einer dieser Journalisten, es ausdrückt. Es sind Jan Mosander und Per Wendel von Expressen , Sten Nordin und Sverker Lindström von Aftonbladet , Erik Fichtelius und Sven Vrang von der Dagens-Eko -Redaktion und nicht zuletzt, was die Prostitutionsproblematik betrifft, Erik Eriksson und Göran Elwin von der Studio-S -Redaktion bei Sveriges Television.
    Von diesen Journalisten weiß ich zu diesem Zeitpunkt mit Sicherheit, dass sie in der Lennart-Geijer-Affäre graben. Das tun sie, seit die Polizei im Mai 1975 die Puffmutter Doris Hopp festgenommen hat und die Gerüchte, die Geijer betrafen, sich immer rascher verbreitet haben. Zu jenem Zeitpunkt, zu dem sich Peter Bratt mit mir in Verbindung setzt, begreife ich, dass eine journalistische Enthüllung der Machenschaften Geijers kurz bevorsteht, dass jedoch andere als Bratt sie zuwege bringen werden.
    Ich glaube zu diesem Zeitpunkt, dass Eriksson und Elwin die Nase vorn haben. Dafür

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