Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde
Tag darauf war das, glaube ich. Erzählte, wer ich sei und so und worum es ginge. Da wurde ich zu einer Person durchgestellt, die im Parteisekretariat arbeitete. Ich erzählte, dass weder ich noch eines der Mädchen ihn als Kunden gehabt hätten. Und dann bot ich an, in den Reichstag zu kommen, um eine Aussage zu machen.«
»Ach wirklich?« Was zum Teufel erzählt sie denn da, überlege ich.
»Ja«, sagt Doris. »Aber sie haben sich nie bei mir gemeldet. Das ist ja das Merkwürdige. Wenn sie sich nur gemeldet hätten, wäre ich zu einer Aussage bereit gewesen.«
Politische Analyse war nicht gerade Doris Hopps starke Seite, aber gewisse Geschichten tragen das Siegel der Wahrheit, noch ehe sie den Mund des Gewährsmanns verlassen haben. Dies war so eine Geschichte.
Nichts deutet darauf hin, dass Fälldin in die Bordellaffäre verwickelt war. Keiner der unzähligen Telefonmitschnitte, kein Überwachungsfoto, keine Beobachtung der Polizisten, die Doris Hopp, ihren Lebensgefährten, die Mädchen, die für sie arbeiteten, und gewisse ihrer Kunden überwachten. Nur die Tatsache, dass ein Vernehmungsleiter meinte, Thorbjörn Fälldin auf einem der Zeitungsausschnitte an der Wand von Doris Hopps Zelle wiedererkannt zu haben, und diese Beobachtung seinen Chefs mitteilte, sprach dafür.
Das Ganze ist eine sehr betrübliche Geschichte. Sie handelt nicht von Thorbjörn Fälldin. Sie handelt von einigen Polizisten auf verschiedenen Ebenen, die kein Urteilsvermögen besaßen. Das hat einer Person geschadet, deren geeigneter Hintergrund einem polizeilichen Memorandum Glaubwürdigkeit verleihen sollte, in dem es eigentlich um den Justizminister ging, dessentwegen dieses Memorandum überhaupt nur verfasst worden war.
Das Resultat sah leider anders aus, allerdings ist unklar, wie. Vielleicht mit der Mandatsverteilung der im Reichstag harmonierenden Gerechtigkeit? Ich weiß nicht. Am besten wäre es gewesen, man hätte mir den Auftrag erteilt herauszufinden, welche sachlichen Grundlagen es für dieses Memorandum, das der Reichspolizeichef für Palme angefertigt hatte, gab. Schließlich untersuchte ich damals ohnehin schon alles, und ich hätte nie daran gedacht, bestimmte Kühe einfach nur auszumalen.
Vielleicht möchte jemand wissen, wie es zu meiner Bekanntschaft mit Doris kam? Ich lernte sie auf die übliche Art kennen. Wir hatten einen gemeinsamen guten Freund. Er führte uns zusammen. Und da unsere erste Begegnung erfreulich war, trafen wir uns dann hin und wieder. Ich war jedoch nie ihr Kunde oder der Kunde eines ihrer Mädchen, obwohl sie mir hin und wieder anbot, mir einen »Blumenstrauß« – ein Mädchen – oder einen »Blumenkorb« – zwei oder mehrere Mädchen – zu schicken, wenn ich das wolle. So drückte sie sich ihren Kunden gegenüber am Telefon aus. Ich lehnte immer ab.
Ich hatte jedoch Affären mit zwei Frauen, die für sie arbeiteten. Eingeleitet mittels normaler privater Initiative, die sicher von mir ergriffen wurde und ohne dass Geld den Besitzer gewechselt und ohne dass ich etwas von ihrer Verbindung zu Doris Hopp gewusst hätte.
Dass sie sich bei Dodo etwas dazuverdienten, erfuhr ich erst später. In rein materieller Hinsicht scheint keine der beiden untergegangen zu sein. Die eine arbeitet noch als Rechtsanwältin, die andere wohnt seit vielen Jahren im Ausland und ist mit einem sehr erfolgreichen Geschäftsmann verheiratet. Ich stelle mir vor, dass es etliche Frauen in dieser Branche gibt, denen es aus bedeutend unsanfteren Gründen viel schlechter geht.
Manchmal denke ich an Thorbjörn Fälldin. Er ist ein guter Mann, ein ehrlicher Mann. Er stammt aus Ångermanland, und ich habe Verwandte aus derselben Gegend. Thorbjörn hat einen Sohn, der dort Polizist ist. Ich habe mir sagen lassen, dass auch er ein guter Mann ist, aber ihm bin ich nie begegnet. Wenn ich das tue, dann werde ich Thorbjörns Jungen bitten, seinen Vater zu grüßen.
51.
Fazit
Während der 35 Jahre, die seit dem 17. November 1977 verstrichen sind, habe ich natürlich wiederholte Male darüber nachgedacht, was geschehen wäre, wenn ich Peter Bratt nicht zurückgerufen hätte, um ihn zu fragen, warum er mit mir sprechen wolle. Dass sich Leute von meinem Schlag solchen Was-wäre-gewesen-wenn-Grübeleien hingeben, ist allerdings nicht ungewöhnlich, und in diesem Fall finde ich, dass die Analyse einfach ausfällt und dass die meisten Antworten auf der Hand liegen.
Wenn ich nicht zurückgerufen hätte, hätte Dagens Nyheter nie
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